Ray Bradbury - „Feuersäule“

Donnerstag, 21. Januar 2010

(edition phantasia, 148. S., HC)
Mit seinen verfilmten Sci-Fi- und Grusel-Klassikern „Fahrenheit 451“, „Die Mars-Chroniken“, „Der illustrierte Mann“ und „Das Böse kommt auf leisen Sohlen“ avancierte Ray Bradbury zu den berühmtesten und besten Sci-Fi- und Horror-Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Mit „Feuersäule“ liegt nun ein wunderbarer Band mit zwölf Horror-Geschichten vor, die zwischen 1944 und 1951 entstanden sind und in der Übersetzung von Joachim Körber überwiegend erstmalig in deutscher Sprache. In „Die schreiende Frau“ erzählt die zehnjährige Margaret Leary, wie sie eine schreiende Frau aus der Erde im heimischen Garten hört, doch niemand ihr glauben will, bis sie ihrem Vater sagen kann, was sie genau gehört hat. „Kulissen in der Nacht“ handelt von einer seltsamen Begegnung zwischen Paul und dem seit Monaten verschollenen Matt, der einfach nicht mehr nach Hause gehen will, während „Das schwarze Riesenrad“ die Geschichte des skurrilen Jahrmarktdirektors Mr. Cooger erzählt, dessen dunkles Geheimnis von den beiden Freunden Hank und Paul gelüftet wird. Und in „Der See“ wird Harald auf tragische Weise mit seiner im See verschwundenen Jugendliebe Tally konfrontiert, als er mit seiner Braut Margaret in den Flitterwochen an den See zurückkehrt.
Ray Bradbury vermochte in diesen und anderen kurzen Geschichten bereits seine Stärke, das Kind in uns wieder zum Leben zu erwecken, eindrucksvoll zu demonstrieren. Es sind Geschichten, die uns auf magische Weise mit einem wohligen Schauer auf dem Rücken an die Träume und Erlebnisse unserer eigenen Kindheit denken lassen. Das in Samt eingebundene Buch wurde von Lillian Mousli wunderschön illustriert, die ersten hundert Exemplare der auf 250 limitierten Edition sogar vom Autor und der Künstlerin signiert.

Ray Bradbury - „Vom Staub kehrst du zurück“

(Edition Phantasia, 171 S., Pb.)
Bislang machte der sympathische wie engagierte Kleinverlag Edition Phantasia allein von wertvollen limitierten Werken und Vorzugsausgaben von Schriftstellern wie Stephen King, Clive Barker, H.P. Lovecraft oder Philip K. Dick von sich reden. Nun startet auch eine Horror- und eine Fantasy-Paperback-Reihe, die mit der wundervollen neuen Geschichte von Ray Bradbury, „Vom Staub kehrst du zurück“, ihren poetischen Anfang nimmt.
Bradbury, der für so unvergessliche Bücher wie „Fahrenheit 451“, „Die Mars-Chroniken“, „Der illustrierte Mann“, „Das Böse kommt aus leisen Sohlen“ und „Halloween“ verantwortlich zeichnet, widmet sich darin einmal mehr dem traditionellen Halloween-Fest, der Zeit des Geschichtenerzählens. Er verarbeitet darin vor allem eigene Kindheitserinnerungen an diese ausgelassene Zeit und erzählt in seiner unnachahmlich bildhaften, zauberhaften Sprache von einem Haus mit neunundneunzig oder einhundert Kaminen auf einem einsamen Hügel in Illinois, wo sich Jahr für Jahr die merkwürdigsten Gestalten und Wesen zu einem ganz besonderen Familienfest zusammenfinden: die Tausendmal-Ur-Grandmère, die als Mutter von Nofretete bereits nur noch flüsternder Staub und Papyrus ist; die junge Hexe Cecy, die nach Belieben in den Geist anderer Menschen fliehen kann und sich in Gestalt Anderer zu verlieben sucht; Onkel Einar und Mademoiselle Angelina Marguerite, ein Rätsel verkehrten Lebens, das mit jedem Tag immer jünger wird. Der Junge Timothy ist ganz fasziniert von dieser magischen Welt auf dem Dachboden des Hauses. Er wurde einst in einem Korb vor der Tür des Hauses gefunden, mit Shakespeare als Stütze und Poes „Der Untergang des Hauses Usher“ als Kopfkissen. Ihm ist aufgetragen, die Geschichte dieser Familie zu bewahren… Ein märchenhaft schönes Buch über die Macht der Fantasie und der Sprache und der unheimlichen Geschichten, die man sich zu Halloween erzählt.

Ray Bradbury - „Der Katzenpyjama“

Mittwoch, 20. Januar 2010

(Edition Phantasia, 184 S., Pb.)
Durch die Verfilmungen seiner Romane/Story-Sammlungen „Fahrenheit 451“, „Die Mars-Chroniken“, „Das Böse kommt auf leisen Sohlen“ und „Der illustrierte Mann“ wurde der 1920 geborene amerikanische Schriftsteller Ray Bradbury weltberühmt. Bis heute fühlt er sich in den Genres Horror, Fantasy, Science-Fiction und Kriminalroman zuhause und verblüfft seine Leser mit seiner unnachahmlichen Fabulierkunst und grenzenlosen Fantasie. Nun legt der Bellheimer Kleinverlag in seiner noch jungen Paperback-Reihe „Science Fiction“ einen kleinen, feinen Band mit 22 bislang hierzulande unveröffentlichten Short Storys des Genre-Meisters vor, die Bradburys Golden Retriever Don Albright in dessen Keller aufgestöbert hat.
Sie stammen überwiegend aus den 40er Jahren und aus jüngerer Zeit und konfrontieren den Leser mit vergnüglichen wie absurden Geschichten. So erzählt „Chrysalis“ von einer kurzen Sommerfreundschaft eines weißen und schwarzen Jungen, in „Das Haus“ sucht eine unverhofft zur Besitzerin eines uralten, verstaubten Hauses gewordene Frau nach ihrer Lebensfreude, während in „Heil, Häuptling!“ dreizehn amerikanische Senatoren in einem Indianer-Casino die gesamten Vereinigten Staaten beim Glücksspiel verloren haben. „Ganz natürlich“ beschreibt das Warten einer schwarzen Nanny auf den angekündigten Besuch des weißen Jungen, den sie aufgezogen hat und der jetzt ein berühmter Schriftsteller geworden ist. In „Alle meine Feinde sind tot“ verzweifelt jemand, der die Todesanzeige seines letzten noch verbliebenen Feindes entdeckt, erhält dann aber überraschenden Nachschub … So wandert der Autor mit seinen Lesern ganz entspannt mit leicht melancholischen Tönen und anregend lyrischer Sprache durch faszinierende Geschichten, von denen man bald noch mehr verschlingen möchte.

Ray Bradbury - „Bringen wir Constance um!“ + „Schneller als das Auge“

Dienstag, 19. Januar 2010

Ray Bradbury, der große Fabuliermeister der amerikanischen Literatur, der für verfilmte Meisterwerke wie „Der illustrierte Mann“, „Das Böse kommt auf leisen Sohlen“, „Die Mars-Chroniken“ und natürlich „Fahrenheit 451“ verantwortlich ist, hat sich mal wieder dem Krimi-Genre zugewandt. Ein namenloser Schriftsteller hat im kalifornischen Venice das Strandhaus seiner Freundin, der alternden Schauspielerin Constance Rattigan, aufgesucht, um dort seinen Roman zu beenden.
In einer stürmisch-verregneten Nacht des Jahres 1960 steht plötzlich seine Freundin vor der Tür und erzählt völlig aufgelöst, dass sie vom Tod verfolgt worden sei, und holt ein Telefonbuch von Los Angeles aus dem Jahre 1900 aus ihrer Handtasche. Für die Rattigan ist es ein Totenbuch, denn kaum ein Name dürfte noch unter den Lebenden weilen. Ein zweites Telefonbuch fand sie zuhause nach einem Spaziergang, ein sehr persönliches, das sie vor Jahren den Hollywood Helpers überlassen hatte, und nun sind die noch lebenden Personen in dem Buch mit roten Kreuzen versehen, zum Sterben auserkoren. Zusammen mit seinem Freund Crumley, seinem persönlichen Dr. Watson, macht sich der Schriftsteller auf die Suche nach den markierten Personen. Schon der erste Besuch unter dem Eintrag „Rattigan, Kathedrale St. Vibiana“ birgt eine Überraschung, der etliche weitere folgen sollen. Es sind dabei nicht nur Leichen, die den Weg der beiden Ermittler kreuzen. Sie – und der Leser – erhalten auch einen Blick in die goldene Ära Hollywoods mit all den exzentrischen Persönlichkeiten, die nicht alle den Ruhm geerntet haben, nach dem sie strebten. Gefühlvoll und atmosphärisch dicht geschrieben, fesselt die Geschichte von Anfang bis Ende und beweist, dass Bradbury auch mit über 80 Jahren noch ein wunderbarer Erzähler ist.
(Edition Phantasia, 204 S., Pb.)
Das beweist er auch mit den 21 erstmals in deutscher Sprache veröffentlichten Storys, die Ende der 90er entstanden und in dem Band „Schneller als das Auge“ versammelt worden sind. In der eröffnenden Titelgeschichte verfolgt ein Zuschauer gespannt, wie ein ihm überraschend ähnlicher Mann auf der Bühne bei einer Zaubervorführung ausgenommen wird, in „Sanfte Morde“ versucht ein altes Ehepaar, sich gegenseitig ins Jenseits zu befördern, „Ein schöner Schlamassel“ lässt noch einmal die goldene Ära Hollywoods aufleben, „Dorian in Excelsis“ dagegen die unsterbliche Magie großer Schriftsteller. Man kommt aus dem Staunen kaum noch heraus, wenn man sich erst einmal der unerschöpflichen Fantasie dieses großartigen Autors hingibt! (Diogenes, 320 S., HC)