Philippe Djian - „Reibereien“

Sonntag, 6. September 2009

(Diogenes, 234 S., HC)
Pünktlich zum DVD-Release des dreistündigen Director’s Cut von „Betty Blue – 37,2 Grad am Morgen“, der kongenialen Verfilmung von Djians längst zum modernen Klassiker avancierten Debütroman, beglückt uns der französische Bestsellerautor mit einem neuen Buch. Darin entfaltet er lose zusammenhängend in fünf Episoden die schwierige Beziehung eines Mannes zu seiner alkoholkranken Mutter, der er bereits im Alter von elf Jahren eine Stütze im Leben sein muss, da sein rastloser Vater nur sporadisch eine Rolle im Leben der beiden spielt.
Der Junge muss ihr versprechen, sie nie zu verlassen, und damit scheint der Pakt für ihr beider Leben besiegelt. Elf Jahre später ist der Junge ausgezogen, in eine 500 Meter entfernte Wohnung, seine 42-jährige Mutter unterhält recht lockere Männergeschichten. Später hält sich der Sohn gut mit einem Kleinverlag für feministische Literatur und einen anhängenden Buchladen über Wasser, Frauen kommen und gehen, seine Mutter lässt sich mit Vincent endlich auf eine feste Beziehung ein, doch macht der arbeitslose Knastbruder ihr bald das Leben zur Hölle. Doch irgendwie meistern Sohn wie Mutter die großen und kleinen Hürden des Lebens, und darin ist Djian bekanntermaßen ein Meister: wie er mit sympathischen Tönen und leichter Melancholie menschliche Schwächen und Leidenschaften beschreibt, zeugt schon von literarischer Größe, psychologischem Feingefühl und genauer Beobachtungsgabe.

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