Jussi Adler-Olsen – (Carl Mørck 6) „Verheißung“

Donnerstag, 2. April 2015

(dtv, 596 S., HC)
Der Anruf eines Kollegen von der Insel Bornholm hält Carl Mørck davon ab, sein geplantes Nickerchen zu halten. Doch bevor Christian Habersaat sein Anliegen überhaupt vorbringen kann, wimmelt ihn der Leiter des Sonderdezernats Q im Polizeipräsidium von Kopenhagen schon ab. Einen Tag später erschießt sich Habersaat bei seiner Verabschiedung im Bürgerhaus von Listed und ruft nun doch Mørck und seine beiden Assistenten Rose und Assad auf den Plan. Als sie vor Ort Habersaats Wohnung untersuchen, stoßen sie auf einen Fall, der den Verstorbenen offensichtlich siebzehn Jahre lang beschäftigt hat.
Im November 1997 ist nämlich die hübsche wie junge Alberte Goldschmid kopfüber in einem Baum hängend tot aufgefunden wurden. Der Fahrer, der offensichtlich Unfallflucht begangen hatte, ist nie ausfindig gemacht worden. Bei ihren Nachforschungen stoßen Mørck und sein Team auf Geschichten, in denen auf der einen Seite die verstorbene Alberte allerhand Männern den Kopf verdreht hat, auf der anderen Seite scheint es einen spirituellen Anführer gegeben zu haben, der mit seinem Charisma und seinem blendenden Aussehen ebenfalls allerlei Frauenherzen eroberte. Allerdings bekommen Mørck & Co. nicht mehr als den Namen Frank in Verbindung mit dem Guru heraus, aber offensichtlich erscheint, dass die Begegnung von Alberte und Frank tödliche Konsequenzen nach sich trug …
„,In mir macht sich immer mehr das Gefühl breit, dass wir auf der richtigen Spur sind. Habersaat hatte recht. Ich kann mir vorstellen, dass Frank größenwahnsinnig wurde. Empfand sich vielleicht als eine Art Messias. Und es lief ja alles wie gewünscht – bis diese Alberte dazwischenkam.‘
‚Wie meinst du das?‘
,Dass sie für ihn aus irgendeinem Grund zum Klotz am Bein wurde. Aber es gibt noch eine andere Möglichkeit, allerdings eine ziemlich schreckliche: Vielleicht sollte Alberte geopfert werden? Ein Mord, von dem Frank und seine Kommunarden nicht wollten, dass man ihn mit dem Sonnenkult in Verbindung bringt. Ein Sonnenopfer, das bezeichnenderweise genau in dem Moment dargebracht wurde, als die Sonne aufging.‘“ (S. 434) 
Bereits zum sechsten Mal ermitteln Carl Mørck und seine Mannschaft vom Sonderdezernat Q in einem alten Fall. Der wird aber erst durch den Selbstmord eines entfernten Kollegen wieder untersucht, und Mørcks Truppe hat einiges zu tun, die Umstände eines vermeintlichen Unfalls zu rekonstruieren, in den offensichtlich eine Truppe von Hippies und spirituellen Heilsuchenden verwickelt gewesen sind, deren Anführer sich einen merkwürdigen Namen zugelegt hat.
Daneben hat Mørck auch noch mit dem Tod seines Cousins Ronny zu tun und am Rande auch mit dem Fall, der Carl und seinen alten Kollegen Hardy für immer verändert hat.
Wie gewohnt bezieht ein Krimi aus der Mørck-Reihe seinen Unterhaltungswert nicht allein aus den besonderen Umständen, einen uralten Fall wieder aufzurollen, was die Spuren- und Zeugensuche zu einer echten Herausforderung machen, sondern auch aus den besonderen Bedingungen, unter denen Mørck, Assad und Rose miteinander umgehen und die regelmäßig für den knackigen Wortwitz sorgen, der die „Sonderdezernat Q“-Reihe so einzigartig macht.
Davon abgesehen gewährt „Verheißung“ interessante Einblicke in die schwedische Hippieszene und die Mechanismen, mit denen charismatische Männer zu spirituellen Führern werden.
Dass die Schnitzeljagd nach Beweisen und Zeugen so einige irrige Annahmen hervorbringt und zu einem überraschenden Finale führt, macht den sechsten Fall für das Sonderdezernat Q zu einer spannenden Lektüre, bei der sich psychologische Elemente, trockener Humor und eine souveräne Erzählweise wunderbar verdichten.
Leseprobe Jussi Adler-Olsen - "Verheißung"

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