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James Patterson – (Alex Cross: 26) „Pain“

Sonntag, 5. März 2023

(Blanvalet, 414 S., Tb.) 
Seit James Patterson 1993 mit „Morgen Kinder wird’s was geben“ den ersten, mit Morgan Freeman in der Hauptrolle als „Im Netz der Spinne“ auch erfolgreich verfilmten Roman um den smarten Detective Alex Cross veröffentlicht hat, legt der Bestseller-Autor nahezu im Jahrestakt einen neuen Thriller in der Reihe vor, die nicht nur zu den langlebigsten, sondern auch erfolgreichsten Thriller-Roman-Serien weltweit zählt. Allerdings erreicht Patterson nach den furiosen ersten Bänden mittlerweile kaum noch deren Intensität und Spannung. Auch der mittlerweile 26. Band, „Pain“, bietet konventionelle Spannung ohne besondere Raffinesse. 
An einem regnerischen Märznachmittag werden Alex Cross, ehemaliger Detective bei der Metropolitan Police von Washington, D.C., und FBI-Verhaltensforscher, und sein früherer Partner und bester Freund John Sampson im Hochsicherheitsgefängnis Greensville, Virginia, der Hinrichtung von Mikey Edgerton beiwohnen, nachdem er als schuldig des Mordes an acht Frauen verurteilt worden war. 
Edgerton selbst beteuert bis zum Ende seine Unschuld und verkündet, von Cross und Sampson hereingelegt worden zu sein, und seine Familie schwört Rache an den beiden mutmaßlich Verantwortlichen. Als sie sich nach Edgertons Exekution auf dem elektrischen Stuhl wieder auf den Weg zurück nach Washington machen, ereilt sie die Nachricht über den Fund einer nackten Frauenleiche. Im Schoß der Toten findet die Polizei eine an Cross gerichtete, von einem mysteriösen „M“ unterzeichnete Nachricht, die darauf hinweist, dass Edgerton womöglich zu Unrecht verurteilt wurde. 
Doch nicht nur Cross wurde von M an der Nase herumgeführt, sondern auch der FBI-Verhaltensforscher Martin Forbes, der angeklagt worden ist, die Verdächtigen eines Sexsklaven-Rings ermordet zu haben. Auf der Jagd nach dem ominösen M meint Cross seinem alten Widersacher Kyle Craig zu begegnen, der eigentlich tot sein sollte. Die raffinierten Methoden, mit denen M sowohl Cross und Sampson als auch dem FBI immer drei Schritte voraus zu sein scheint, erinnern aber tatsächlich an den brillanten Verbrecher. Als auch noch Cross‘ Sohn Ali von M entführt wird, muss sich der fürsorgliche Familienvater und ehrgeizige Ermittler aber mit der Möglichkeit auseinandersetzen, zu spät zu kommen… 
„Ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, dass M mich in die Enge getrieben hatte, ganz egal, wie dieses Sie wissen, was ich meine, nicht wahr? gemeint gewesen war. Damit war er in meinen Kopf eingedrungen, hatte mich in einen Zustand der Verwirrung und der wachsenden Nervosität versetzt.“ (S. 267) 
Es gehört längst zur erfolgreichen Masche, ist zum unverkennbaren Kennzeichen dieser Thriller-Reihe geworden, dass es der erfolgreiche Verhaltensforscher und Psychotherapeut Alex Cross immer mit den gewieftesten, intelligentesten und grausamsten Verbrecher-Genies zu tun bekommt, die die Menschheit hervorzubringen vermag. In „Pain“ handelt es sich um den geheimnisvollen „M“, der Cross scheinbar seit Jahren schon verfolgt, ihn mit Nachrichten verspottet und die Polizei und das FBI auf falsche Fährten und zu Verdächtigen führt, denen M geschickt Indizien unterjubelt, so dass diese unschuldig verurteilt werden. Man könnte vermuten, dass auch Patterson ähnlich wie John Grisham oder Stephen King ein Plädoyer gegen die Todesstrafe halten oder zumindest das Justizsystem hinterfragen würde, doch weit gefehlt. Die Alex-Cross-Reihe hält wacker die Fahne für die Strafverfolgungsbehörden hoch, proklamiert fleißig, dass jeder geniale Verbrecher überführt werden kann. Es braucht eben nur einen brillanten Ermittler wie Alex Cross, um dem Bösen Einhalt zu gebieten. 
Als Cross zum Ende hin endlich die Möglichkeit erhält, mit seinem Widersacher zu sprechen und ihn mit psychologischem Geschick den Aufenthaltsort von Ali zu entlocken versucht, hätte die Chance bestanden, der Frage nach der Natur des Bösen auf den Grund zu gehen, doch Cross und sein Schöpfer verpassen diese Gelegenheit zugunsten fadenscheiniger Psychologisierungen. 
So bietet „Pain“ letztlich nur die übliche temporeiche Schnitzeljagd, die durch einige private Herausforderungen in der Cross-Familie wie Jannies durch eine langwierige Erkrankung stockende Karriere als Läuferin bzw. Siebenkämpferin etwas aufgelockert wird.  

James Patterson – (Alex Cross: 10) „Und erlöse uns von dem Bösen“

Samstag, 2. April 2022

(Blanvalet, 352 S., Tb.) 
Colonel Geoffrey Shafer, auch als „Wiesel“ bekannt, weilt gerade in Salvador und will sich mit einem 13-jähriges Mädchen vergnügen, als er in die Fänge eines Verbrechers gerät, der in Sachen Grausamkeit in einer weit höheren Liga spielt als er selbst. Der „Wolf“ hat nämlich ein Team zusammengestellt, in dem jeder für eine ganz spezielle Aufgabe engagiert worden ist, ohne den gesamten Plan zu kennen. In dem der Wolf eine zuvor evakuierte Wohnwagensiedlung in Sunrise Valley, Nevada, dem Boden gleichmacht, weckt er wie gewünscht das Interesse des FBI. Direktor Burns lässt Alex Cross, der gerade ein paar Tage mit seinem Sohn Alex in Seattle, Washington, verbracht hatte und sich nun mit seiner in San Francisco lebenden Freundin Jamilla Hughes vom dortigen Morddezernat trifft, direkt zum Tatort fliegen. 
Doch das Attentat in Nevada ist für den Wolf nur eine Aufwärmübung. Es folgen nicht zuvor evakuierte Dörfer in Nordengland und bei Lübeck, die von der Landkarte gebombt werden, dann übermittelt der Wolf gegenüber dem FBI, der CIA und dem Heimatschutz seine Forderungen. Er verlangt zwei Milliarden Dollar und die Freilassung etlicher Gefangener, sonst würde er New York, London, Washington und Frankfurt auslöschen. Wie ernst es dem Wolf ist, unterstreicht er mit einem erfolgreichen Attentat auf CIA-Chef Thomas Weir. Von nun an folgt Cross einzelnen Spuren nach New York, London, Paris, doch alle Spuren, die zum Wiesel oder zum Wolf führen, enden in einer Sackgasse … 
„Von nun an glichen die Ereignisse einer wahnwitzigen Achterbahnfahrt, wilder als alles, was man ich hätte vorstellen können. Das letzte Ultimatum lief in wenigen Stunden ab, und niemand, weder in der Chefetage noch unten bei den einfachen Streifenpolizisten, hatte eine Ahnung, was geschah. Vielleicht wusste der Premierminister etwas? Oder der Präsident? Der Kanzler Deutschlands? Jede Stunde, die verstrich, machte es schlimmer. Dann kamen die Minuten. Es gab nichts, was wir tun konnten. Nur beten, dass das Lösegeld bezahlt wurde.“ (S. 193) 
Seit 1993 schreibt James Patterson an einer der erfolgreichsten Thriller-Serien überhaupt. Doch seit den ersten beiden, jeweils auch verfilmten Bänden „Along Came a Spider“ („Morgen Kinder wird’s was geben“) und „Kiss the Girls“ („…denn zum Küssen sind sie da“) unterliegt die „Alex Cross“-Reihe großen qualitativen Schwankungen. 
Einen Tiefpunkt hat Patterson definitiv mit „Und erlöse uns von dem Bösen“ erreicht. Nach dem Motto, nur mit Superlativen noch Spannung erzeugen und die Leser bei Laune halten zu können, hat der US-amerikanische Bestseller-Autor hier nicht nur ein höchst unglaubwürdiges Szenario entwickelt, sondern galoppiert quasi im ungebremsten Eiltempo durch einen Plot, in dem ausgerechnet natürlich Alex Cross die Welt vor einer umfassenden Katastrophe rettet, nachdem er in Lichtgeschwindigkeit erst durch die Vereinigten Staaten und dann durch Europas Metropolen London und Paris gehetzt ist, immer mal wieder seine Familie hier und da besucht und sich darüber klar zu werden versucht, mit welcher der Frauen, die was von ihm wollen, er sich auf eine Beziehung einlassen könnte. 
Leider vergisst Patterson, bei dem aberwitzigen Tempo sowohl die Glaubwürdigkeit seiner Geschichte als auch die Charakterisierung seiner Figuren. Stakkato-mäßig lässt der Autor seinen Superhelden in extrem kurzen Kapiteln von Schauplatz zu Schauplatz hetzen, während er überlegen muss, wer eventuell in den Reihen von FBI und CIA Kontakt zu dem Wolf haben und ein Verräter sein könnte bzw. wer überhaupt hinter der Identität des Wolfs steckt. Hier wäre auf jeden Fall viel weniger viel mehr gewesen.  

James Patterson – (Alex Cross: 25) „Danger“

Donnerstag, 4. November 2021

(Blanvalet, 444 S., Tb.) 
James Pattersons Thriller-Serie um den Kriminalpsychologen Alex Cross zählen seit Jahren zu den erfolgreichsten Thrillern weltweit – schließlich wurden bereits zwei von ihnen mit Morgan Freeman in der Hauptrolle („…denn zum Küssen sind sie da“, 1997, und „Im Netz der Spinne“, 2001) und einmal mit Tyler Perry („Alex Cross“, 2012) auch verfilmt. Im Jubiläumsband lässt der US-amerikanische Bestseller-Autor seinen sympathischen Protagonisten gleich gegen mehrere Auftragskiller antreten, die sukzessive die politische Elite der USA eliminieren. 
Fünf Tage nach der Beerdigung der 47-jährigen US-Präsidentin Catherine Grant, die überraschend im Oval Office tot zusammengebrochen war, erschießt Sean Lawlor die US-Senatorin Elizabeth Walker vor ihrem Haus. Bei den Ermittlungen bezieht der zuständige FBI Special Agent Ned Mahoney sowohl Alex Cross im Rahmen seiner Beratertätigkeit für das FBI als auch Alex‘ Frau Bree Stone, Chief of Detectives des Metropolitan Police Department in Washington, in das Team ein. 
Lawlor kann sich nur kurz über sein Honorar für den erledigten Auftrag freuen, denn von seiner Kollegin Kristina Varjan wird er mit einer Klaviersaite erdrosselt. Als der bekannte Gangster Fernando Romero nach einer Schießerei mit anschließender Geiselnahme den Mord an der Senatorin gesteht, scheint der Fall schnell zu den Akten gelegt werden zu können, doch in kurzer Abfolge fallen auch der amerikanische Präsident, der Sprecher des Abgeordnetenhauses, der Außenminister und die Finanzministerin Attentaten zum Opfer, worauf Larkin, der auf den Präsidentenposten nachgerückt ist, das Kriegsrecht ausruft. Alex Cross und seine Leute haben nicht viel Zeit, die offensichtliche Verschwörung aufzudecken, denn das Land droht im Chaos zu versinken … 
„Ich konnte verstehen, wieso die Leute kurz vor der Panik waren. Niemand wusste, wer oder was hinter den Attentaten steckte oder was als Nächstes kommen würde. Diese Angst und dazu die Unsicherheit reichten völlig aus, um die Menschen an den Rand ihrer psychischen Belastbarkeit zu drängen, und ich ging fest davon aus, dass es schon bald zu ersten Plünderungen und Aufständen kommen würde.“ (S. 262) 
Alex Cross hat es in seinen vielen Berufsjahren bereits mit den raffiniertesten Killern zu tun, aber für sein 25. (Roman-)Abenteuer hat sich sein Schöpfer noch mal was ganz Besonderes ausgedacht. In „Danger“ werden einfach mal die Superlative bemüht, und zwar in Reihe. Patterson begnügt sich nicht damit, nur eine hochrangige Politikerin durch einen Auftragsmörder eliminieren zu lassen, nein, es muss gleich mehr als eine Handvoll der hochrangigsten Staatsmänner und -frauen und eine ganze Schar von bestens vorbereiteten und koordinierten Killern sein, die die USA zu destabilisieren versuchen. Nebenbei avanciert Alex‘ sonst nur als Bankspieler eingesetzte Sohn Damon beim Basketballspiel gegen die stark favorisierte Mannschaft aus Georgetown natürlich als Matchwinner, nachdem Damons Schwester Jannie ohnehin schon als Leichtathletik-As Furore gemacht hat. 
Patterson drückt wie gewohnt stark aufs Tempo. Die über 100 sehr kurzen Kapitel und die einfache Sprache lassen das Publikum kaum Atem holen, allerdings bleibt bei so viel Action die erzählerische Tiefe auf der Strecke. Weder die Attentäter, die meist recht schnell wieder vom Spielfeld genommen werden, noch die politischen Scharmützel in der Frage um die rechtmäßige Präsidentschaftsnachfolge. Dazu wirkt es einfach unglaubwürdig, dass Cross als Kriminalpsychologe dem Präsidenten die Idee zur Ermittlungsstrategie vorlegt. 
Außerdem wirken die Nebenhandlungen wie Cross‘ Umgang mit seiner neuen Klientin, die er in seiner Teilzeit-Praxis betreut, und die anonymen Zettel mit dem Hinweis, dass Cross den Verfasser der Zeilen bitte aufhalten solle, eher störend, was zudem auf Kosten der Haupthandlung und ihrer Figuren geht. So ist „Danger“ zwar ein flott geschriebener und auch spannender Thriller geworden, der aber weit entfernt von Pattersons besten Arbeiten ist. 

James Patterson - (Alex Cross: 24) „Hate“

Freitag, 23. Oktober 2020

(Blanvalet, 447 S., Tb.) 
Der zwölfjährige Timmy Walker lauert mit seinem iPhone in einem Waldstück einem jungen lesbischen Liebespaar auf, als er während der Videoaufnahme von einem sich nähernden Transporter überrascht wird. Als die beiden Mädchen in den weißen Wagen gezerrt werden, ist der Junge geistesgegenwärtig genug, ein paar Bilder von dem Fahrzeug zu schießen, doch dann wird er selbst zum Opfer der Unbekannten … Die beiden entführten Teenager tauchen ebenso wie andere blonde Mädchen auf der Website killingblondechics4fun.org.co auf, auf die John Sampsons neuen Partnerin Ainsley Fox in einem Chatroom gestoßen ist und auf der Snuff Movies präsentiert werden, die die Misshandlung und Tötung von blonden jungen Frauen zeigen. 
Eine Überprüfung durch Keith Karl „Krazy Kat“ Rawlins, einem als freier Mitarbeiter für das FBI tätigen Computer-Spezialisten, ergibt zwar, dass die Tötungen gefälscht sind, doch fehlt von den gekidnappten Mädchen jede Spur. 
Alex Cross kann sich mit diesem Fall eigentlich gar nicht beschäftigen, steht er doch wegen eines mutmaßlichen Doppelmordes vor Gericht. Cross soll zwei unbewaffnete Menschen erschossen haben, die ihre Gesichter mit dem Konterfei des psychopathischen Killers Gary Soneji maskiert waren, mit dem Cross erstmals vor gut fünfzehn Jahren zu tun hatte. Doch sein bester Freund und Partner Sampson hält Cross über den Fall der entführten Mädchen auf dem Laufenden. Als während des Prozesses Videos als Beweismittel zugelassen werden, die die tödlichen Schüsse, die Cross in einer Lagerhalle auf die tatsächlich unbewaffnet erscheinenden Verdächtigen abgegeben hat, aus drei verschiedenen Perspektiven dokumentieren, beginnen sich nicht nur bei den Geschworenen, sondern auch in Cross‘ Familie Zweifel an seiner Unschuld zu entwickeln … 
„Ich wollte fliehen, wollte mir eine neue Identität zulegen und mich auf einer Südseeinsel verkriechen, wollte alles, nur nicht nach Hause kommen und Bree, Nana Mama und den Kindern berichten, was Rawlins mir gerade gesagt hatte. Sie hatten keine Waffen in der Hand gehabt. Ich war im besten Fall geistig verwirrt gewesen, im schlimmsten Fall ein Ausbund des Bösen. Aber so oder so würde ich in einem Bundesgefängnis landen, und zwar vermutlich für den Rest meines Lebens.“ (S. 227) 
Seit seinem ersten Roman um den schwarzen Kriminalpsychologen Alex Cross, der sowohl für das FBI als auch das Metropolitan Police Department von Washington, D.C., außergewöhnliche Fälle zu lösen hilft, zählt James Patterson zu den erfolgreichsten Bestseller-Autoren weltweit. Mit „Hate“ erscheint bereits der 24. Band der Reihe um den charismatischen Psychologen und Ermittler, der nicht nur mit dem Chief Detective Bree Stone verheiratet ist, sondern auch drei bemerkenswerte Kinder hat, von denen Damon gerade das College besucht, Jannie trotz ihrer Fußverletzung eine glänzende Karriere als Läuferin bevorsteht und Ali als Jüngster im Bunde schon etwas in die Fußstapfen seines Vaters tritt. Wie gewohnt bewegt sich Patterson bei seinem Plot auf mehreren Ebenen. Dass sein Protagonist Alex Cross diesmal selbst vor Gericht steht, wo er unter anderem von seiner Nichte Naomi verteidigt wird, verleiht „Hate“ seine besondere Würze und wärmt noch einmal die alte Feindschaft zwischen Cross und Soneji auf, dessen Sohn Dylan Cross nicht vergeben kann, dass er auch seine Mutter erschossen hat. Die Beweislage ist so vertrackt, dass nicht mal die IT-Spezialisten beim FBI auf dem vorgelegten Videomaterial Manipulationen entdecken können. Trotz des vorhersehbaren Endes des Prozesses wirkt hier allerdings die Art der Auflösung wenig glaubhaft. Viel interessanter und auch spannender ist der Fall um die entführten und misshandelten blonden Mädchen konstruiert. Hier erweist sich Patterson als routinierter Dramaturg wendungsreicher Entwicklungen, die zu einem packenden Showdown führen. Erfreulicherweise lässt der Autor auch Raum für Einblicke in Cross‘ Privatleben. Zwar bleibt seine Frau Bree recht blass, dafür nimmt vor allem der clevere Ali eine größere Rolle bei der Aufklärung des Falles ein, und auch Jannies sportliche Karriere wird etwas ausführlicher thematisiert. Zum actionreichen Finale überspannt Patterson etwas den Bogen der Glaubwürdigkeit, aber letztlich zählt „Hate“ doch wieder zu den besseren Alex-Cross-Thrillern. 

James Patterson – (Alex Cross: 12) „Blood“

Mittwoch, 30. Mai 2018

(Blanvalet, 379 S., Tb.)
Der erfolgreiche Profiler Alex Cross kommt über den Tod seiner Frau Maria selbst nach über zehn Jahren nicht so recht hinweg. Damals, im Herbst 1993, war er Detective bei der Mordkommission in Washington, D.C., und musste mit eigenen Augen sehen, wie Maria erschossen wurde und in seinen Armen verstarb. Währenddessen hat die Mafia ihren Kokain- und Heroinhandel auch auf Washington, Baltimore und Teile Virginias ausgeweitet und den chinesischen Drogenbaron Jiang An-Lo exekutiert, wofür der Profikiller Michael „der Schlachter“ Sullivan verantwortlich gewesen sein soll, der sich stets mit einer Verbeugung vom Tatort verabschiedet hat.
Mittlerweile arbeitet Cross für das FBI und bringt nach wie vor sein Leben in Gefahr, was sogar dazu führt, dass seine Großmutter Nana die Erziehung von Alex‘ Kinder abgibt und aus dem Haus zieht, damit ihr Ziehsohn endlich zur Besinnung kommt. Tatsächlich kündigt Alex seinen Job beim FBI und eröffnet eine Praxis als Psychiater. Doch als sein ehemaliger Partner und bester Freund John Sampson den Mafia-Schergen Gino Giametti einbuchtet, behauptet dieser, den Mörder von Alex‘ Frau zu kennen. Bevor dieser mit der Wahrheit herauskommt, wird er allerdings in seiner Zelle umgebracht.
Alex Cross entdeckt zunächst wider Willen seine alten Fähigkeiten als „Drachentöter“ und macht sich erneut auf die Jagd in einem Fall, der ihn nie in Ruhe gelassen hat. Es scheinen sogar Parallelen zu einer Serie von brutalen Vergewaltigungsfällen vorhanden zu sein. Währenddessen entkommt der nach wie vor umtriebige Schlachter einem Anschlag des Mafiabosses John Maggione Junior, für dessen Vater Sullivan tätig gewesen war, und führt einen blutigen Rachefeldzug gegen den Don. So gerät er auch in den Fokus der neuen Ermittlungen von Alex Cross:
„Sullivan war möglicherweise zum Informanten eines Mitarbeiters geworden. Gut möglich, dass das FBI oder die New Yorker Polizei ihn deckte. Vielleicht war Sullivan sogar in einem Zeugenschutzprogramm. War es das, was mit Marias Mörder geschehen war? War er ein Schnüffler? War der Schlachter ein Protegé des FBI?“ (S. 286) 
In seinem zwölften Fall wird Alex Cross einmal mehr von den Dämonen seiner Vergangenheit heimgesucht. Jetzt wie auch vor zehn Jahren hat es der prominente Ermittler mit dem irischen Auftragskiller Michael Sullivan zu tun, dessen Vater tatsächlich Schlachter gewesen ist und sich an dem Jungen vergangen hat. Damit wären also recht einfach die abartigen Triebe des Schlachters erklärt.
Überhaupt nimmt sich Bestseller-Autor James Patterson wie gewöhnlich wenig Zeit, um die Motivationen und Charakterzüge seiner Figuren zu beschreiben. Stattdessen reißt er den Plot wie ein Action-Film herunter. In kurzen, meist nur zwei- oder dreiseitigen Kapiteln werden kurz die Stationen von Sullivans Gewaltverbrechen einerseits und Alex Cross‘ Sorgen um seine Familie, die auf lange Sicht scheiternden Dates mit anderen Frauen und die unermüdliche Jagd nach Marias Mörder andererseits abgerissen, so dass die schnell wechselnden Geschehnisse und Handlungsorte keine Zeit zum Nachsinnen lassen. Da leider auch die Glaubwürdigkeit des Plots gerade zum Finale hin und die Tiefgründigkeit der Figuren stark zu wünschen übriglassen, zählt „Blood“ definitiv zu den schwächeren Werken des Autors.
Leseprobe James Patterson - "Blood"

James Patterson – (Alex Cross: 11) „Ave Maria“

Mittwoch, 25. April 2018

(Blanvalet, 381 S., Tb.)
Der für das FBI tätige Polizeipsychologe Alex Cross genießt es, seit langer Zeit endlich mal wieder Urlaub mit seinen Kindern zu machen. Den Trip nach Disneyland nutzt er auch, um seine Geliebte Jamilla Hughes vom San Francisco Police Department im Hotel zu treffen, doch dann erfordert der Mord an der Hollywood-Schauspielerin Antonia Schifman Alex‘ Anwesenheit in Los Angeles, dem bald weitere Morde an prominenten Filmschaffenden folgen. Dazu schreibt der Täter stets eine Mail an den „Los Angeles Times“-Kolumnisten Arnold Griner, die mit dem Namen Mary Smith unterzeichnet sind.
Bei den Ermittlungen geraten nicht nur das LAPD und das FBI aneinander, Alex muss auch noch im unerwarteten Sorgerechtsstreit um Klein Alex mit seiner Ex-Frau Christine vor Gericht aussagen und hat alle Mühe, den aufdringlichen Journalisten James Truscott auf Distanz zu halten.
„Die am meisten verwendete Formel in meinem Beruf lautet: Wie plus warum ist gleich wer. Wenn ich Mary Smith kennen lernen wollte, musste ich die Unterschiede und Ähnlichkeiten bedenken – die Kombination aus beidem -, und das für jeden Tatort dieser Morde. (…) Wie groß war die Überschneidung der Persönlichkeit des Killers und der Person, die die E-Mails verschickte? Wie ehrlich – ein besseres Wort fiel mir im Moment nicht ein – waren Mary Smiths Schreiben?“ (S. 143) 
In seinem bereits elften Fall hat der 41-jährige Alex Cross wieder mal alle Hände voll zu tun, sein turbulentes Familienleben mit seinem aufreibenden und wieder mal lebensgefährlichen Beruf unter einen Hut zu bringen. Bestseller-Autor James Patterson ist sicher ein Meister des rasanten und leicht zu lesenden Thrillers und führt sein Publikum auch in „Ave Maria“ durch 120 (!) sehr kurze Kapitel, in denen stets nur kurze Momentaufnahmen des Plots abgebildet werden. Ein tiefer Blick in die Ermittlungsarbeit oder in die Psyche der Figuren wird so nicht gewährt.
Die Spannung bezieht die Story tatsächlich aus der Frage, ob sich hinter dem Täter tatsächlich eine Frau verbirgt oder doch eher ein Mann eine falsche Fährte zu legen versucht. Abgesehen von den skrupellos ausgeführten Morden, bei denen auch noch meist die Gesichter der Opfer bis zur Unkenntlichkeit zerschnitten worden sind, bietet „Ave Maria“ aber auch eher konventionell konstruierte Thriller-Unterhaltung, bei der die familiären Ereignisse beinahe interessanter sind als die Aufklärung der Mary-Smith-Morde.
Vor allem beim hastig hingerotzten Finale werden die Schwächen des Thrillers offensichtlich, weil die überraschenden Wendungen wenig glaubwürdig wirken. 
Leseprobe James Patterson - "Ave Maria"

James Patterson – (Alex Cross: 19) „Run“

Freitag, 5. Februar 2016

(Blanvalet, 411 S., Tb.)
Alex Cross und sein Freund und Kollege John Sampson gehören zu einem ganzen Team von Streifenbeamten, Detectives und einer Vertreterin des Jugendamts, das in einer edlen Backsteinvilla in Georgetown dem Verdacht auf illegalen Mädchenhandel auf den Grund geht, in den der gefragte Schönheitschirurg Dr. Elijah Creem und sein Partner Josh Bergman verwickelt sein sollen. Doch bevor sich Cross näher mit den beiden Kriminellen beschäftigen kann, hält ihn eine brutale Mordserie in Atem: Innerhalb kürzester Zeit tauchen in Washington, D.C., mehrere verstümmelte Frauenleichen auf.
Darunter macht Cross der Tod der jungen Frau Elizabeth Reilly besonders zu schaffen, weil sie erst vor kurzem ein Kind entbunden hat, von dem wiederum jede Spur fehlt. Und schließlich tauchen im Potomac Leichen von jungen Männern auf, denen nicht nur ins Gesicht geschossen, sondern die Lendengegend mit mehreren Messerstichen übel zugerichtet worden ist. Bei den Ermittlungen wird Cross von einem Blogger namens Ron Guidice besonders kritisch beobachtet.
Wie Cross bald herausfindet, war er in einem Fall verwickelt, bei dem Guidices Verlobte als Unbeteiligte während eines Polizeieinsatzes auf offener Straße erschossen wurde. Offensichtlich hegt Guidice seitdem schwere Rachegelüste gegen den Detective. Als Cross an einem Tatort handgreiflich gegen den Blogger wird, verdonnert ihn sein Chef zu Schreibtischarbeit mit Kontaktverbot. Während den Ermittlern bei den Serienmorden die Zeit davonläuft, sind Cross zunächst die Hände gebunden.
„Offiziell hatte ich weder mit Elizabeth Reilly noch mit dem Georgetown Ripper noch mit dem Flussungeheuer irgendetwas zu tun. Aber man kann nicht wochenlang intensiv an der Aufklärung diverser Mordserien arbeiten und dann von einem Tag auf den anderen keinen Gedanken mehr daran verschwenden. Ich wollte wissen, was los war.“ (S. 270) 
Seit seinem ersten Alex-Cross- Band „Morgen, Kinder, wird’s was geben“, der im amerikanischen Original 1993 erschien, ist James Patterson zum erfolgreichsten Thriller-Autor weltweit geworden. In den letzten Jahren hat die Reihe einige Abnutzungserscheinungen erlitten, was sicher auch der Tatsache geschuldet ist, dass Vielschreiber Patterson seine Romane kaum noch selbst verfasst, sondern nur noch die Skizzen für seine Ghostwriter dazu liefert.
Auch im mittlerweile 19. Band der Reihe – „Run“ – ist der Qualitätsstandard nicht allzu weit oben angesiedelt. Die Tatsache, dass das Buch einmal mehr Platz 1 auf der Bestsellerliste der New York Times belegt hat, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Patterson seinen Fokus ganz auf die Action gelegt hat.
Während sein sympathischer Held Alex Cross betont, die ganze Zeit über Methoden, Opferprofile und mögliche Motive nachzudenken, hinkt der Autor diesem Ansinnen hinterher. Alex Cross ist hier mit einer schnellen Folge von Serienmorden, zwei Tätern, einem aggressiven Blogger, der auch in Cross‘ Privatleben eindringt und familiären Problemen beschäftigt, die sich diesmal in der Drogenabhängigkeit der 14-jährigen Pflegetochter Ava äußern.
All das sinnvoll und tiefgründig unter einen Hut zu bringen braucht schon mehr als 400 Seiten. Immerhin gelingt es Patterson, Alex Cross als liebenden Familienvater darzustellen, was der persönlichen Note des Thrillers und Cross‘ Charakterisierung sehr zugute kommt.
Aber was die Auflösung der Serienmorde angeht und auch die Auseinandersetzung mit dem rachsüchtigen Blogger, spult Patterson den Plot nach Schema F herunter. Das ist durchaus spannend und temporeich, aber auch überraschungsarm und stellenweise recht unglaubwürdig.

Leseprobe James Patterson - "Run"

James Patterson – (Alex Cross: 1) „Morgen, Kinder, wird’s was geben“

Donnerstag, 6. Januar 2011

(Weltbild, 480 S., HC)
Vor drei Jahren wurde Maria, die Frau von Alex Cross, stellvertretender Leiter der Washingtoner Kriminalpolizei, aus einem fahrenden Auto erschossen, was den Detective und Psychologen in schwere Depressionen gestürzt hat. Nun lebt er in Ghettos von Washington mit seiner Großmutter und seinen beiden bezaubernden Kindern, dem sechsjährigen Damon und der vierjährigen Janelle, und hat es mit einem entsetzlichen Blutbad zu tun. Im Schlafzimmer der Familie Sanders wurden die 32-jährige Jean, ihre vierzehnjährige Tochter Suzette und der dreijährige Mustaf ermordet aufgefunden, wobei die Brüste der Frauen abgeschnitten und ihr Schamhaar abrasiert worden ist.
Doch Cross und sein Freund und Partner John Sampson werden von dem Fall abgezogen, um bei einer Entführung an der Georgetown-Tagesschule zu ermitteln. Dort hat der Mathematiklehrer Gary Soneji mit Maggie Rose Dunne die Tochter einer berühmten Schauspielerin und mit Michael Goldberg den Sohn des Finanzministers entführt. Bei den Ermittlungen werden die beiden Cops nicht nur vom FBI, sondern auch von der Secret-Service-Agentin Jezzie Flanagan unterstützt. Doch Soneji entpuppt sich als äußerst raffinierter Killer, der bereits über 200 Menschenleben auf dem Gewissen hat.
„Ich dachte über den Kidnapper Soneji nach, ganz allein in seiner trostlosen Wohnung. Er hatte sorgfältig alle Fingerabdrücke abgewischt. Das Zimmer selbst war so klein, so mönchisch. Er war ein Leser, umgab sich jedenfalls gern mit Büchern. Und dann die Fotogalerie. Was sagte sie uns? Spuren? Irreführungen?
Ich stand vor dem Spiegel über dem Waschbecken und schaute hinein, wie er es viele, viele Male getan haben musste. Was sollte ich sehen? Was hatte Gary Soneji gesehen?“ (S. 73)
Überraschenderweise finden Cross & Co. Soneji recht schnell, doch der Fall zieht sich in die Länge. Denn der Gefangene gibt sich als Gary Murphy aus, der sich an nichts erinnern kann, was Soneji zur Last gelegt wird. Haben es Cross und seine Kollegen etwa mit einer gespaltenen Persönlichkeit zu tun? Als eine junge Augenzeugin aussagt, an einem der Tatort gesehen zu haben, wie Soneji von einem anderen aus einem Auto heraus beobachtet worden zu sein, wird der Fall jedoch neu aufgerollt. Dabei steht Cross mehr im Mittelpunkt der Presse, als ihm lieb sein könnte …
„Morgen, Kinder, wird’s was geben“ war 1993 der erfolgreiche Auftakt der Serie um den Detective und Psychologen Alex Cross, der im Jahre 2000 auch ebenso gewinnträchtig mit Morgan Freeman in der Hauptrolle unter dem Titel „Im Netz der Spinne“ verfilmt worden ist (nachdem drei Jahre zuvor der zweite Alex-Cross-Roman „… denn zum Küssen sind sie da“ den Anfang gemacht hatte).
Im Gegensatz zu einigen späteren Thrillern der Reihe bietet James Patterson hier noch alle Zutaten für einen gelungenen Psycho-Thriller, interessante, wenn auch nicht immer detailliert gezeichnete Figuren, Kompetenzgerangel zwischen örtlicher Polizei, FBI und Secret Service, psychologisch raffinierte Fragestellungen und wendungsreiche Entwicklungen in einer Reihe von Fällen, die es in sich haben. Nachdem die ersten beiden Alex-Cross-Romane jahrelang vergriffen waren, sind sie nun endlich wieder erhältlich, wenn auch nur im Rahmen einer schlecht lektorierten Weltbild-Sammeledition.

James Patterson – (Alex Cross: 2) „... denn zum Küssen sind sie da“

(Weltbild, 464 S., HC)
Im Juni 1975 hatte ein jugendlicher Killer in Boca Raton, Florida, bereits wochenlang das schöne Strandhaus der Familie Pierce ausgekundschaftet, um dann eines Nachts zunächst seiner Schulbekanntschaft Coty unter seinem selbst gewählten Namen Casanova einen tödlichen Besuch abzustatten, danach ihrer Mutter und schließlich auch ihrer kleinen Schwester. Fast zwanzig Jahre später taucht der Name Casanova erneut in einer Reihe von Verbrechen auf, in die auch Detective Alex Cross involviert wird, als er erfährt, dass seine Nichte Naomi seit vier Tagen in North Carolina vermisst wird, wo sie Jura studiert.
Doch die in Durham ermittelnden Beamten Ruskin und Sikes geben sich wortkarg. Laut FBI laufen die Ermittlungen im Fall von mehreren vermissten hübschen jungen Frauen und drei bereits tot aufgefundenen Mädchen unter dem Etikett „streng geheim“. Sogar Ronald Burns, zweiter Mann beim FBI, befindet sich vor Ort und erklärt Cross, dass es sich um einen Riesenfall handelt. Dann taucht mit Kyle Craig ein weiterer FBI-Bekannter in Durham auf und macht Cross das Angebot, für das FBI zu arbeiten, so dass er ungehinderten Zugang zu den Informationen erhält, die Cross für das Psychogramm des Täters benötigt.
Es kommt natürlich viel schlimmer. Mit dem „Gentleman“ taucht ein ähnlich brutal auf hübsche Frauen abonnierter Killer an der anderen Küste auf. Dank der Reporterin Beth Lieberman, der der Killer seine Taten in Tagebuchform zukommen lässt, kommen Cross und das FBI dem plastischen Chirurgen Dr. Will Rudolph auf die Spur. Mit der Hilfe der attraktiven Dr. Kate McTiernan, die bislang als einzige von Casanovas entführten Frauen das Glück hatte, Casanova entkommen zu sein, stellt Cross eine Verbindung zwischen den beiden Killern her:
„Mir war ein wichtiges psychologisches Phänomen durch den Kopf gegangen. Es wurde Zwillingsbildung genannt und konnte ein Schlüssel sein. Vielleicht war Zwillingsbildung die Erklärung für die bizarre Beziehung zwischen den Ungeheuern. Die Ursache der Zwillingsbildung war ein starkes Bindungsbedürfnis, meistens zwischen zwei einsamen Menschen. Als ‚Zwillinge‘ werden sie ein ‚Ganzes‘; sie werden voneinander abhängig, häufig auf zwanghafte Weise. Manchmal entwickelt sich zwischen den ‚Zwillingen‘ eine starke Rivalität.
Zwillingsbildung war wie eine Sucht, ein Paar zu werden. Zu einem Geheimclub zu gehören. Nur zwei Menschen, kein Kennwort. In der negativen Form war es die Verschmelzung zweier Menschen aus ihren individuellen, ungesunden Bedürfnissen heraus.“ (S. 243 f.)
Fortan nimmt die Suche nach Cross‘ Nichte und den beiden geheimnisvollen Killern fieberhafte Formen an. Vor allem Cross und die dem brutalen Entführer entkommene Ärztin nehmen den Fall extrem persönlich, kommen sich während der Jagd auf Casanova und dem Gentleman auch näher, was beide gleichermaßen irritiert.
„Kiss The Girls“, so der Originaltitel des 1994 veröffentlichten zweiten Alex-Cross-Romans war der erste verfilmte Roman des schnell zum Bestseller-Autoren avancierten James Patterson, der unter dem Titel „… denn zum Küssen sind sie da“ 1997 in die Kinos kam. Die Idee mit den zwei Killern macht den Roman extrem vielschichtig. Zwar ist die Identität des Gentlemans bald gelüftet, doch Patterson führt sowohl die Ermittler als auch den Leser immer wieder auf die falsche Fährte, was Casanova angeht. Kein Wunder, dass Hollywood diese spannende Story für sich entdeckt hat und drei Jahre später auch den ersten Cross-Roman „Morgen, Kinder, wird’s was geben“ für die Leinwand adaptiert hat (unter dem Titel „Im Netz der Spinne“). Neben den Ermittlungen mit psychologischen Profilen sorgt auch die Beziehung zwischen Alex Cross und Kate McTiernan für gute Unterhaltung.
In späteren Romanen hat sich Patterson leider oft nicht mehr ganz so viel Mühe mit den Charakterisierungen seiner Protagonisten gegeben, auf jeden Fall hat er mit Alex Cross einen echten Gutmenschen geschaffen, dessen Abenteuer mittlerweile von einem Millionenpublikum gelesen werden.

James Patterson – (Alex Cross: 3) „Sonne, Mord & Sterne“

(Ehrenwirth, 382 S., HC)
Ausgerechnet in unmittelbarer Nähe der Sojourner-Truth-Schule, auf der auch Alex Cross‘ Sohn Damon geht, werden innerhalb weniger Tage zwei Kinder grausam erschlagen aufgefunden. Durch einen Spitzel kommen Cross und sein Partner John Sampson schnell auf die Spur eines mutmaßlichen Kinderschänders, der auf der Flucht vor den beiden Detectives zu Tode stürzt. Doch gerade als weitere Kindermorde das Southeast-Viertel in Washington, D.C. erschüttern, wird Cross von ganz oben von dem Fall abgezogen, denn die Hauptstadt wird von einem skrupellosen Verbrecherpaar terrorisiert, das sich selbst Jack & Jill nennt.
Nachdem zunächst der liberale Senator Daniel Fitzpatrick mit zwei Schüssen ins Gesicht hingerichtet wurde, musste auch die bekannte Fernsehmoderatorin Natalie Sheehan dran glauben. Die Täter hinterlassen stets einige Verse als Nachrichten für die Polizei, schließlich auch eine Videobotschaft, mit der sie weitere Prominentenmorde ankündigen. Cross hat noch nicht allzu viele Anhaltspunkte, ein Täterprofil zu erstellen:
„Waren sie perverse Freunde? Bestand eine romantische Beziehung zwischen den beiden? Oder gab es eine andere Bindung? Eine sexuelle Komponente? Das erschien mir durchaus möglich. Oder ging es um Macht? Ein perverses Sexspiel? Vielleicht die ultimative sexuelle Phantasie? Waren sie ein Ehepaar? Oder ein Pärchen auf Killertour wie Bonnie und Clyde? War es der Anfang einer grauenvollen Serie von Verbrechen? Serienmorde in Washington? Würde es sich ausbreiten? In andere Großstädte, in denen es von Prominenten wimmelte? New York? Los Angeles? Paris? London?“ (S. 85)
Als auch noch ein berühmter Schauspieler von Jack und Jill ermordet wird, eskortiert der Geheimdienst Alex Cross ins Weiße Haus, wo höchste Alarmstufe herrscht, denn Jack und Jill sind auch die Codenamen für das Präsidentenpaar …
Um sich weiterhin mit den brutalen Kindermorden beschäftigen zu können, trommelt Cross eine inoffizielle Ermittlungsgruppe aus befreundeten Cops zusammen, die wie er auch ein persönliches Interesse daran haben, den Killer von weiteren Morden in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft abzuhalten. Dabei verguckt sich Cross, der eigentlich noch nicht ganz den Mord an seiner Frau Maria überwunden hat, in die attraktive, leider auch verheiratete Rektorin der Truth, Christine Johnson …
Wieder halten zwei schreckliche Mordserien den sympathischen Polizeipsychologen Alex Cross in Atem.  
James Patterson erweist sich in dem 1996 veröffentlichten Thriller „Jack & Jill“ einmal mehr als Meister der extrem schnörkellosen Spannungsdramaturgie, die immer dann eine neue Wendung präsentiert, wenn der Leser gerade eine Ahnung zu entwickeln scheint, wohin sich der Fall bewegen könnte. Das wirkt manchmal etwas hervorgezaubert wie das Kaninchen aus dem schwarzen Zylinder, doch tut das dem kurzweiligen Lesevergnügen keinen wirklichen Abbruch, zumal die Alex-Cross-Gemeinde auch von so charakteristischen Figuren wie Cross‘ Nana Mama und Partner John Sampson geprägt wird, die der Mörderhatz immer wieder eine zutiefst menschliche Dimension verleihen.

James Patterson – (Alex Cross: 4) „Wenn die Mäuse Katzen jagen“

Mittwoch, 5. Januar 2011

(Ehrenwirth, 336 S., HC)
Polizeipsychologe Alex Cross ist gerade dabei, sich mit Christine Johnson, der Rektorin der Schule, zu der Cross seine Kinder Jannie und Damon gebracht hat, zum Abendessen zu verabreden, da macht sich der Serienkiller Gary Soneji in der Union Station daran, von einem Zimmer auf der Galerie heraus mit seinem Browning-Gewehr wahllos Menschen zu erschießen.
„Soneji wusste nicht nur alles über die Union Station, sondern auch alles über Massenmorde, die auf überfüllten öffentlichen Plätzen verübt worden waren. Schon als Junge war er von den sogenannten ‚Jahrhundertverbrechen‘ besessen gewesen. Er hatte sich vorgestellt, wie er solche Taten beging und dann gefürchtet und berühmt werden würde. Er plante perfekte Morde und begann schließlich damit, sie auszuführen. Er vergrub sein erstes Opfer auf der Farm eines Verwandten, als er fünfzehn war. Die Leiche war bis zum heutigen Tag nicht gefunden worden.
Er war Charles Starkweather, er war Bruno Richard Hauptmann, er war Charlie Whitman. Mit dem Unterschied, dass er schlauer war als sie alle und im Gegensatz zu ihnen nicht verrückt. Er hatte auch einen Namen für sich geschaffen: Soneji, ausgesprochen So-ni-tschi. Schon mit dreizehn, vierzehn war ihm der Name furchterregend vorgekommen. Und so war es bis heute. Starkweather, Hauptmann, Whitman, Soneji.
Schon als Junge hatte er in den tiefen, finsteren Wäldern in der Umgebung von Princeton, New Jersey, mit Gewehren geschossen, mehr gejagt, mehr trainiert als je zuvor. Er war gerüstet und auf diesen Morgen perfekt vorbereitet. Zum Teufel, er war seit Jahren darauf vorbereitet.“ (S. 26)
Soneji informiert Cross kurz telefonisch über seinen Aufenthaltsort, doch als Cross am Tatort eintrifft, ist von Soneji keine Spur zu entdecken. Am zurückgelassenen Gewehr sind sogar Blutspuren von Alex Cross zu finden. Schon ereilt ihn ein weiterer Notruf, diesmal aus New York, wo Soneji in der Penn Station ein weiteres Massaker, diesmal mit einem Messer, anrichtet und wenig später auch den ermittelnden Detective Manning Goldman in dessen Zuhause brutal ermordet.
Während Cross nach dem Tod seiner Frau Maria mit Christine eine neue Beziehung beginnt, muss er Angst um sein Leben und das seiner Liebsten haben, denn Soneji will Cross bluten lassen für das, was er ihm angetan hat. Doch viel gefährlicher und unberechenbarer gestaltet sich für Cross die Jagd nach Mr. Smith, der Interpol, das FBI und die Polizei in Europa und Amerika an der Nase herumführt …
Nachdem die ersten beiden Alex-Cross-Romane „Morgen Kinder wird’s was geben“ (als "Im Netz der Spinne") und „… denn zum Küssen sind sie da“ mit Morgan Freeman in der Hauptrolle verfilmt worden sind, fällt es dem Leser schwer, sich den gerade mal 41-jährigen Polizeipsychologen NICHT als Morgan Freeman vorzustellen. In seinem vierten Fall hat es Cross gleich mit zwei brutalen Serienmördern zu tun, die mit ihren Taten kein erkennbares Muster hinterlassen.
Patterson beschreibt die beiden Katz-und-Maus-Jagden gewohnt spannend und gibt der romantischen wie leidenschaftlichen Beziehung zwischen Cross und der attraktiven wie klugen Christine Johnson genügend Raum, um Alex‘ gefühlvolle Seite und seinen Familiensinn zu betonen. Allerdings fällt das Happy End dann doch etwas sehr kitschig aus …

James Patterson - (Alex Cross: 5) „Wer hat Angst vorm Schattenmann“

(Ehrenwirth, 332 S., HC)
Alex Cross ist glücklich! Nach dem immer noch ungeklärten Mord an seiner Frau Maria hat er mit Christine Johnson, der Rektorin an der Sojourner-Truth-Schule, auf die sein Sohn Damon geht, eine neue Liebe gefunden, und sie hat seinen Heiratsantrag angenommen. Doch das Glück währt nicht lang. Als Alex und Christine für einen Kurzurlaub auf die Bermuda-Insel fliegen, fährt Alex‘ Verlobte mit dem Moped nach Hamilton und kehrt nicht zurück. Wie Alex mit mulmigem Gefühl vermutet, ist sie entführt worden, wie ihm eine kurze E-Mail versichert: „Sie ist für den Augenblick sicher. Wir haben sie.“ Die Sorge um Christines Wohl lenkt den Detective von einer grausamen Mordserie ab, die das Southeast in Washington erschüttert. Ein Killer bringt ohne erkennbares Muster junge Frauen um und legt ihre nackten Leichen irgendwo ab, wo sie schnell gefunden werden. Weil es sich meist um Prostituierte handelt, um die sich niemand kümmert, laufen die Ermittlungen unter dem Begriff „Die Jane-Namenlos-Morde“.
Es dauert einige Zeit, bis Cross mit Hilfe der ehrgeizigen Polizistin Patsy Hampton auf Geoffrey Shafer stößt, einen britischen Agenten, der als Angehöriger der britischen Botschaft diplomatische Immunität besitzt. In seiner Freizeit spielt er mit drei Männern ein diabolisches Fantasy-Online-Rollenspiel namens „Die Vier Reiter“.
„Shafer nahm drei ungewöhnlich aussehende, zwanzigseitige Würfel aus der Hosentasche, wie man sie bei den meisten Fantasy- und Rollenspielen benutzt. Anstelle von Augen standen Zahlen darauf. Er hielt die Würfel in der linken Hand und rollte sie hin und her. Für die Vier Reiter gab es klare und feste Regeln. Alles hing vom Würfeln ab. Bei dem Spiel ging es darum, eine außergewöhnliche, wirre, grässliche Fantasievorstellung in die Tat umzusetzen – den totalen Wahnsinn, der jede Vorstellung sprengte. Die vier Spieler auf dem Erdball wetteiferten miteinander. Noch nie hatte es ein derartiges Spiel gegeben – nichts kam den Vier Reitern auch nur annähernd gleich. Shafer hatte bereits ein bestimmtes Abenteuer für sich im Sinn, doch zu allem gab es Alternativen. Viel hing vom Würfeln ab. Das war der Kernpunkt: Alles konnte passieren. Er stieg ins Taxi und ließ den Motor an. Herrgott, war er scharf darauf, endlich anzufangen!“ (S. 24)
Der stets tadellos gekleidete, mit seiner typisch britischen Familie in einem ansehnlichen Haus lebende Shafer versteht es hervorragend, seine Spuren zu verwischen, Bewacher auszuschalten und seine Immunität auszuspielen. Alex Cross muss sich trotz seiner Sorge um Christine, die wochenlang von ihren Entführern festgehalten wird, schließlich doch in den Fall reinhängen, um Shafer überführen zu können …
Wie gewohnt lässt Thriller-Bestseller-Autor James Patterson seinen unsterblichen Helden Alex Cross wieder gegen einen besonders bösartigen Killer antreten. Das Katz-und Maus-Spiel ist wie nicht anders zu erwarten ohne überflüssige Längen extrem spannend inszeniert, doch leidet der eigentlich überzeugende Gesamteindruck durch das extrem Hollywood-mäßige, selbst im allmöglichen Alex-Cross-Kontext unglaubwürdige Finale.

James Patterson - (Alex Cross: 6) "Rosenrot Mausetot"

(Ehrenwirth, 302 S., HC)
Das sogenannte „Superhirn“ versetzt nicht nur die Bankenwelt in Angst und Schrecken. Mit ausgeklügelten Plänen lässt er der anonyme Gangster seine sorgfältig rekrutierten Lakaien Banken überfallen und die Familie des jeweiligen Direktors als Geiseln nehmen. Der Überfall auf die Citibank in Silver Spring, Maryland, fordert nicht nur Tote in der Filiale, sondern trotz der erfolgreichen Beute auch das Leben der festgehaltenen Geiseln. 
Als Cross und sein Partner John Sampson durch einen Informanten einem Hinweis auf die Bankräuber nachgehen, stoßen sie auf die vergifteten Leichen von Errol und Brianne Parker. Doch ein Überfall auf eine First-Union-Bank in Church Falls, Virginia, erforderte weitere Tote.
„Niemand verstand, was hier geschah, geschweige denn, warum es geschah. Das liebte er. Dieses Gefühl der Überlegenheit, das daraus entstand. Sie alle waren zitternde Schwachköpfe. Auf einer numerischen Skala von 9.9999 bis 10 liefen die Dinge sehr gut. Das Superhirn war sicher, dass er keinen verhängnisvollen Fehler begangen hatte. Besondere Genugtuung bereiteten ihm der Bankraub in Church Falls und vor allem die vier rätselhaften Morde.

Er durchlebte jeden Moment des blutigen Verbrechens, als wäre er selbst dort gewesen anstelle der Glückspilze Rot, Weiß, Blau und Miss Grün. Mit tiefer Freude und Genugtuung stellte er sich die Szene im Haus des Bankdirektors vor, dann die Morde in der Bank. Immer wieder beschwor das Superhirn vor seinem geistigen Auge das Szenario herauf, vor allem jedes einzelne Detail der Morde. Die Kunstfertigkeit und der Symbolismus, die sich darin offenbarten, erfüllten ihn mit Vertrauen in die Klugheit seines Denkens – und mit dem Gefühl, das absolut Richtige zu tun.“ (S. 56)
Cross hat nicht nur alle Hände voll zu tun, an der Seite seines FBI-Freundes Kyle Craig und dessen Team das „Superhirn“ zu jagen. Er muss darüber hinaus die Trennung von seiner Geliebten Christine verdauen, die über ein Jahr auf Bermuda von dem Serienkiller Geoffrey Shafer festgehalten wurde und dabei das gemeinsame Kind Alex zur Welt gebracht hatte. Und dann wird bei seiner Tochter Jannie auch noch ein Gehirntumor diagnostiziert …
Nicht zuletzt durch die erfolgreichen Verfilmungen der ersten beiden Alex-Cross-Romane mit Morgan Freeman in der Hauptrolle des sympathischen wie effektiven Polizeipsychologen hat sich die Thriller-Reihe von James Patterson zu einem Selbstläufer mit hohem Wiedererkennungswert entwickelt. Allerdings wirkt der Plot beim mittlerweile sechsten Fall des Cop-Superhelden bei aller vertrauter Spannung mit den vorhersehbaren Wendungen manchmal doch zu routiniert, zu konstruiert, dass das Lesevergnügen gänzlich ungetrübt genossen werden könnte. Bei gut 300 Seiten bleibt leider zu wenig Raum, um die Psychologie der Protagonisten angemessen zu durchleuchten, selbst Cross‘ eigene, nicht unerheblichen Probleme – die plötzlichen epileptischen Anfälle seiner Tochter, die Diagnostizierung eines Tumors, die Trennung von seiner geliebten Christine und schließlich der zarte Beginn einer neuen Liebelei – können da weniger mehr als Randnotizen einnehmen. Aber Alex-Cross-Romane lassen sich einfach wunderbar schnell weglesen und sind stets auf einem hohen Action- und Spannungsniveau. Da macht auch „Rosenrot Mausetot“ zum Glück keine Ausnahme. Und mit dem furiosen Schluss hat Patterson wirklich einen großen Coup gelandet, der neugierig auf die Fortsetzung macht!

James Patterson - (Alex Cross: 7) „Stunde der Rache“

(Blanvalet, 350 S., Tb.)
Das siebte Abenteuer des enorm erfolgreichen Polizeipsychologen, Familienvaters und Frauenverführers Alex Cross knüpft nahtlos dort an, wo „Rosenrot Mausetot“ aufgehört hat, mit dem blutigen Tatort, an dem die FBI-Agentin Betsey Cavalierre geschändet und ermordet wurde. Kaum hat Cross die Wohnung der Toten, der er zärtlich zugetan war, betreten, erhält er auch schon einen Anruf vom Mörder, dem gefürchteten „Superhirn“, das Cross und seine Kollegen noch nicht fassen konnten.
Doch bevor sich der attraktive wie intelligente 42-Jährige mit der weiteren Jagd auf das „Superhirn“ beschäftigen kann, wird seine Aufmerksamkeit von einem brutalen Doppelmord im Golden Gate Park von San Francisco in Anspruch genommen, für den er ein Rendezvous mit der Anwältin Elizabeth Moore vorzeitig verlassen muss. Wie der Zahnexperte Dr. Pang bei der Autopsie der Leichen feststellt, waren ein Tiger und zwei Menschen für die bestialische Tat verantwortlich, das bei Hippies aufgewachsene Brüderpaar William und Michael Alexander, die als Vampire seit einigen Jahren schon ohne jegliche Moral scheinbar wahllos Menschen ermorden und ihr Blut trinken. Doch das ist nicht mal die Spitze des Eisberges. Cross, das FBI und die Polizistin Jamilla Hughes aus San Francisco müssen den Anführer der Vampir-Sekte finden, um das Morden quer durch die Staaten zu beenden. Während der fieberhaften Suche wird Alex Cross aber immer wieder vom „Superhirn“ auf Trab gehalten und bedroht, so dass der Detective stets in Sorge um seine Liebsten sein muss.
„Superhirn war im Haus der Familie Cross. Es war eine derartig aufregende und außergewöhnliche Erfahrung, wie er sie sich vorgestellt hatte. Nie hatte er sich mächtiger gefühlt als jetzt, als er um drei Uhr morgens im dunklen Wohnzimmer stand. Er hatte den Zweikampf zwischen ihnen gewonnen. Superhirn hatte triumphiert. Cross war der Verlierer. Morgen würde ganz Washington seinen Tod betrauern.“ (S. 164)
Doch auch wenn es etwas dauert, bis Cross dämmert, wer sich hinter dem Superhirn verbirgt (was dem Cross-vertrauten Leser bereits mit dem Schluss des vorangegangenen „Rosenrot Mausetot“ mitgeteilt worden ist), triumphiert er natürlich am Ende über das Superhirn. Bis dahin entwickelt sich eine routiniert inszenierte Verbrecherhatz, die mit der Vampirszene immerhin eine fantastische Komponente erhält. Allerdings kann man sich nicht des Eindrucks erwehren, dass Bestseller-Autor James Patterson längst die Luft ausgegangen ist, was die Entwicklung seines unsterblichen Superhelden, zu dem Alex Cross längst avanciert ist, und den Spannungsaufbau seiner Geschichten angeht, und er deshalb auch mal außergewöhnlichere Täter aus dem Hut zaubert als die gewöhnlichen Psychopathen, die Cross sonst zur Strecke bringt. Nachdem nun auch das Superhirn erledigt wurde, ist man so trotzdem nur halbwegs gespannt, wie es mit Alex Cross, seiner Karriere und seinen Liebschaften weitergeht …
Lesen Sie im Buch: Patterson, James - Stunde der Rache

James Patterson – (Alex Cross: 8) „Mauer des Schweigens“

(Blanvalet, 320 S., Tb.)
John Sampson, Alex Cross‘ bester Freund und Kollege, kann es nicht fassen, dass sein alter Armee-Kumpel Ellis Cooper für schuldig gesprochen wurde, eines Abends die drei Frauen Tanya Jackson, Barbara Green und Maureen Bruno bestialisch ermordet und anschließend mit blauer Farbe angemalt zu haben, weshalb man den Fall auch die „Blue Lady“-Morde genannt hat. Obwohl Alex Cross gerade dabei ist, den Polizeidienst niederzulegen, will er seinem Freund noch bei diesem Fall zur Hand gehen.
Doch die Befragungen von Vorgesetzten und Kameraden in Fort Bragg bringen Cross und Sampson keine neuen Erkenntnisse, dafür bekommen sie zunehmend das Gefühl, dass die Armee etwas verheimlicht. Während Ellis in der Todeszelle sitzt, stößt Cross auf weitere Fälle, die in engem Zusammenhang mit dem von Ellis Cooper stehen.
„,Es sieht so aus, als hätte man Soldaten Morde angehängt, die diese nie begangen haben. Der erste war in New Jersey, der letzte scheint Ellis Cooper gewesen zu sein. Es gibt eindeutig Ähnlichkeiten, John. Die Mordwaffen wurden ein bisschen zu leicht aufgefunden. Die Täter wurden aufgrund von Fingerabdrücken und DANN-Spuren überführt. Alle diese Männer hatten hervorragende makellose Personalakten. In der Abschrift des Mordfalls in Arizona stand, dass ‚zwei oder drei Männer‘ in der Nähe des Opfers gesehen worden waren, ehe der Mord geschah. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass man unschuldigen Männern Morde angehängt und sie hingerichtet hat.‘“ (S. 98)
Auch Cross und Sampson stoßen auf einen jungen Zeugen, der drei Männer vor dem Haus gesehen haben will, in dem Ellis Cooper die drei Frauen ermordet haben soll. Und als weitere Frauen ermordet und angemalt aufgefunden werden, wissen Cross und Sampson, dass sie es mit skrupellosen wie handwerklich perfekten Serienkillern zu tun haben …
„Mauer des Schweigens“, immerhin schon der achte Teil Alex-Cross-Thriller, zählt zwar nicht zu den besten der Reihe, unterhält aber doch auf gewohnt spannende Weise. Da der Leser von Beginn an die Täter kennt, stellt sich nur die Frage, wie Cross und Sampson auf ihre Spur kommen und vor allem an ihren Aufraggeber. Interessanter sind diesmal eher die persönlichen Belange des sympathischen Ermittler-Duos.
Cross hat sich im vergangenen Fall „Stunde der Rache“ in die Polizistin Jamilla Hughes verliebt und ist gespannt, wie sich die Beziehung, wenn es denn eine werden soll, wohl entwickelt. Er sorgt sich aber auch um die Gesundheit seiner Nana, die mit ihren über achtzig Jahren noch immer den Haushalt der Cross-Familie schmeißt, aber erstmals Krankheits-Symptome zeigt. Und schließlich hat Alex Cross das Angebot vom FBI zu überdenken, seine Karriere dort fortzusetzen. Aber auch John Sampson verliebt sich in eine Zeugin und scheint erstmals eine längere Beziehung eingehen zu wollen. Allerdings fehlt es diesen zwischenmenschlichen Aspekten oft an der nötigen Tiefe. Im Vordergrund steht eben doch die Auflösung eines kniffligen Falls, bei dem Cross & Co. wieder so einige glückliche Zufälle in die Hand spielen. Wenn man sich aber so allmählich an den Umstand gewöhnt hat, dass Alex Cross über mehr als die sprichwörtlichen sieben Leben besitzt – oder einen ganz besonders fleißigen Schutzengel -, dann sorgt auch „Mauer des Schweigens“ für kurzweiligen Thrill.
Lesen Sie im Buch: „Mauer des Schweigens“

James Patterson - (Alex Cross: 9) „Vor aller Augen“



(Blanvalet, 320 S., Tb.)
Kaum hat Alex Cross seine „Orientierung“ beim FBI begonnen, bekommt er es mit ungewohnt dreisten Entführungen zu tun, die scheinbar ohne erkennbares Muster ablaufen. Wahllos werden am hellichten Tage in aller Öffentlichkeit meist wohlhabende Frauen und Männer entführt, ohne dass Lösegelder verlangt werden. Cross, der von FBI-Direktor Burns persönlich von der Washingtoner Polizei abgeworben wurde, vermutet einen Zusammenhang zu „weißen Sklavenringen“, in denen attraktive weiße Frauen zwischen Mitte zwanzig und Mitte dreißig in den Nahen Osten oder nach Japan verkauft wurden.
Vor allem ein nur als „Wolf“ bekannter russischer Gangster-Boss , der in Lauderdale als Ari Manning Geschäfte mit Waffen, Erpressung, Drogen, Banken und Medien machte, wird verdächtigt, mit den spektakulären Entführungen zu tun zu haben. Doch während Cross und seine neuen Kollegen nicht nur die entführten Geiseln aufzufinden suchen und den „Wolf“ überführen wollen, hat der gefragte Polizeipsychologe Cross natürlich auch private Probleme um die Ohren. Auf einmal steht nämlich Cross‘ alte Flamme Christine Johnson vor der Tür und beansprucht das alleinige Sorgerecht für den gemeinsamen Sohn Alex …
Wenn man erst einmal mit der Alex-Cross-Reihe angefangen hat, fällt es schwer, wieder damit aufzuhören. Allerdings wirkten bereits die letzten Teile recht routiniert und lieblos wie am Reißbrett konstruiert, Teil 9 macht da leider keine Ausnahme. Der Umstand, dass Cross seine Karriere nun beim FBI fortsetzt, bietet etliche Möglichkeiten, die James Patterson fahrlässig ungenutzt lässt. Weder werden seine neue Kollegen und Arbeitsabläufe eingehender beschrieben, noch entwickelt sich die Aufklärung des Falls schlüssig. Cross‘ Kommentare und Gedanken zum Fall sind für einen hochdekorierten Psychologen doch etwas arg platt:
„Irgendetwas an diesen Entführungen war für mich nicht stimmig. Zu Beginn waren sie sehr sorgfältig und vorsichtig durchgeführt worden, dann wurden die Entführer plötzlich schlampig. Das Muster war unstet. Warum? Was hatte das zu bedeuten? Was hatte sich verändert? Wenn ich das herausfinden konnte, bestand für uns die Chance auf einen Durchbruch.“ (S. 106)
Und auch die familiäre Tragödie, dass Cross um seinen Sohn kämpfen muss, wird eher lapidar abgehandelt, so dass letztlich wenig Positives über Band 9 der Alex-Cross-Reihe zu sagen ist – außer, dass die 320 Seiten zum Glück schnell ausgelesen sind. Ich bin nur noch vage gespannt, ob das Niveau der Reihe in den nächsten Bänden wieder ansteigt …
 Leseprobe James Patterson - "Vor aller Augen"