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Jeffery Deaver – (Lincoln Rhyme: 15) „Der Eindringling“

Dienstag, 28. November 2023

(Blanvalet, 496 S., HC) 
Zwar hat Jeffery Deaver bereits 1988 seine ersten Romane veröffentlicht, doch erst mit dem ersten, später von Philip Noyce mit Denzel Washington und Angelina Jolie in den Hauptrollen verfilmten ersten Band um den Kriminalist Lincoln Rhyme, „Der Knochenjäger“, gelang ihm der internationale Durchbruch. Zwischenzeitlich hat Deaver auch weitere Thriller-Reihen um die Protagonisten Kathryn Dance und Colter Shaw ins Leben gerufen, doch sein Fokus liegt nach wie vor auf der Lincoln-Rhyme-Reihe, in der nun mit „Der Eindringling“ bereits der 15. Band erscheint. 
Der in New York lebende und arbeitende und nach einem Unfall querschnittsgelähmte Kriminalist Lincoln Rhyme sagt am New York Supreme Court als Sachverständiger in der Mordanklage gegen Viktor Buryak aus, doch lässt seine Aussage seine Tätigkeit als forensischer Berater das NYPD so schlecht aussehen, dass ihm untersagt wird, weiter als Berater für die New Yorker Polizei tätig zu werden. Schließlich ist das NYPD in letzter Zeit immer öfter wegen verpfuschter Ermittlungen oder unfähiger Staatsanwälte in die Kritik geraten, was ein Verschwörungstheoretiker namens Verum in seinen Posts immer wieder betont und auf eine verschwörerische Gemeinschaft der Verborgenen verweist. 
Doch dann wird er mit dem Fall eines ungewöhnlichen Einbruchs konfrontiert. In der Wohnung der 27-jährigen Influencerin Annabelle Talese hat der Täter nicht nur einige Sachen umgeräumt, sondern auch eine Botschaft auf einer Seite aus dem Revolverblatt Daily Herald hinterlassen und sie mit „Der Schlosser“ unterzeichnet. Bei seinen Einbrüchen geht der Schlosser immer skrupelloser vor, so dass den Ermittlern die Zeit davonrinnt, denn womöglich wird der Eindringling auch vor Mord nicht mehr zurückschrecken. Währenddessen sinnt Buryak, der durch den Handel mit Informationen schwerreich geworden ist, auf Rache. Dass Rhyme ihm einen Mord anhängen wollte, will er der skrupellose Geschäftsmann nicht ungesühnt lassen. 
Durch die Mithilfe des Kriegsveteranen und Ex-Cops Lyle P. Spencer, der mittlerweile als Sicherheitschef der Whittaker Media Group, des Verlags des Daily Herald, arbeitet, kommen Rhyme und sein Team, darunter Rhymes beim NYPD arbeitende Frau Amelia Sachs, der Operationsbasis des Schlossers immer näher. Doch der scheint den Ermittlern immer noch so weit voraus zu sein, dass Rhyme sich an einen früheren Widersacher erinnert fühlt… 
„Die Vorgehensweise des Schlossers und seine Versessenheit auf komplexe Mechanismen erinnerten stark ab den Uhrmacher. War der Mann in die Stadt zurückgekehrt, um sich Rhyme vorzuknöpfen? Doch bei Licht betrachtet schien das unwahrscheinlich zu sein. Die Vorliebe von Rhymes persönlichem Gegner waren Uhren und es war kaum vorstellbar, dass jemand sich so spät in seiner Laufbahn plötzlich mit ähnlicher Intensität dem Thema Schlösser widmete. Rhyme fragte sich, ob das auch für den Schlosser galt. Was ging hier in Wahrheit vor sich?“ (S. 69) 
Jeffery Deaver hat bereits in seinen früheren Lincoln-Rhyme-Romanen interessante Verbrecher-Typen auftreten lassen, die alle Fertigkeiten des prominenten Kriminalisten herausforderten, um die hochintelligenten Täter dingfest machen zu können. In dieser Hinsicht reiht sich der Schlosser souverän ein, ohne besonders hervorzustechen. Nicht umsonst wird der Vergleich zum Uhrmacher herangezogen. So interessant die Suche nach dem Täter und seiner Identität auch ist, folgt Deaver eher konventionellen Mustern und bricht diese durch immer neue, am Ende etwas unglaubwürdige Wendungen auf, die ihre Wirkung aber zunehmend verfehlen. Dafür hätte sich der Autor anderen Themen intensiver widmen können, die ebenfalls Thema von „Der Eindringling“ sind, die Korruption innerhalb der Polizei, politische Ränkespiele, die negativen Begleiterscheinungen der Meinungs- und Pressefreiheit in Form gefährlicher Verschwörungstheorien. 
Während der Schlosser immer wieder als Ich-Erzähler auftritt und so ein wenig Kontur gewinnt, bleiben die übrigen Protagonisten übrigens enttäuschend flach. Dafür setzt „Der Eindringling“ einfach zu sehr auf Action und knallharte Wendungen. Nach einer starken ersten Hälfte flacht der Thriller deshalb im zweiten Durchgang signifikant ab, bietet aber alles in allem noch überdurchschnittliche Spannung.

Jeffery Deaver - (Lincoln Rhyme: 14) „Der Todbringer“

Dienstag, 3. Dezember 2019

(Blanvalet, 574 S., HC)
Als William Sloane und seine Verlobte Anna beim Patel Designs in der South Bronx den mit einem anderthalbkarätigen Diamanten besetzten Verlobungsring abholen wollen, tötet ein maskierter Unbekannter mit einem Teppichmesser sowohl das junge Paar als auch den indischen Diamantenschleifer Jatin Patel. Dessen junger Mitarbeiter Vimal stößt wenig später in der Werkstatt auf die Toten und flüchtet. Ein anonymer Anrufer informiert die Polizei, die gleich vor mehreren Rätseln steht, weshalb Detective Lon Sellitto vom NYPD die fast vollständig gelähmte Forensik-Koryphäe Lincoln Rhyme um Unterstützung bittet.
Der maskierte Täter, von dem dank des anonymen Informanten eine gute Personenbeschreibung vorliegt, hat zwar drei Leichen hinterlassen und den Eigentümer zuvor gefoltert, aber mehrere Hundert Diamanten im offenen Tresor liegengelassen. Rhymes Frau Amelia Sachs untersucht mit Mel Cooper den Tatort und riecht, dass auch eine Schusswaffe abgefeuert wurde. Offenbar wurde der unbekannte Zeuge des Überfalls angeschossen, konnte aber fliehen. Der sogenannte Täter 47 (wegen der Siebenundvierzigsten Straße, in der die Morde verübt worden sind) lässt weitere Opfer folgen, die mit Diamanten zu tun gehabt haben, und sendet ein Bekennerschreiben als Textnachricht an verschiedene Fernseh- und Radiosender.
Doch nicht nur die Jagd nach Täter 47, der sich selbst als „Der Versprechende“ bezeichnet, hält die Ermittler in Atem, auch geschickt inszenierte Explosionen, die Erdbeben imitieren sollen, sorgen für weitere Todesfälle. Und schließlich nimmt Lincoln Rhyme einen besonders heiklen Berater-Auftrag an. Der Anwalt des mexikanischen Drogenhändlers El Halcón vermutet, dass seinem Mandanten nach einer Schießerei, bei der Bundesbeamte getötet wurden, Beweismaterial untergeschoben wurde.
„Rhyme las die Einträge durch, prägte sie sich ein und dachte weiter darüber nach, was der mexikanische Anwalt ihm erzählt hatte. Er dachte auch an Sachs, Sellitto, Cooper und die anderen, die unermüdlich gegen Täter 47 ermittelten. Was würden sie davon halten, dass ich in Erwägung ziehe, für das Team eines Drogendealers tätig zu werden?
Es gab keine einfache Antwort auf diese Frage, also ignorierte er sie vorerst und wandte sich wieder den Beweisen zu.“ (S. 312) 
Lincoln Rhyme hat in seiner langen Karriere zunächst beim NYPD und nach seinem folgenschweren Unfall, der ihn für den Rest seines Lebens an Bett und Rollstuhl fesselte, als freier Berater vor allem für seine alte Dienststelle schon mit so manchen gewitzten Psychopathen zu tun gehabt. Doch in „Der Todbringer“ gestaltet sich die Identifizierung des Täters und die Jagd nach ihm als besonders schwierig, weil er an unterschiedlichen, schwer vorhersehbaren Fronten zuschlägt und kein eindeutiges Motiv bei seinem Vorgehen erkennen lässt.
Bestseller-Autor Jeffery Deaver präsentiert auch in seinem 14. Thriller um seinen prominenten Protagonisten Lincoln Rhyme einen akribisch recherchierten, detailreich beschriebenen und sehr komplexen Plot, bei dem drei zunächst unabhängig erscheinende Fälle auf furiose Weise zusammengeführt werden und gerade zum packenden Finale zahlreiche Wendungen aufweisen. So gekonnt Deaver die Spannungsschraube – wenn auch mit einigen Längen im Mittelteil - sukzessive anzieht und interessante Einblicke in das Geschäft mit Diamanten gewährt, so bleiben die Figuren selbst im Hintergrund. Deaver scheint bereits alles über das sympathische Ehepaar Rhyme und Sachs erzählt zu haben, denn bis auf wenige Nebensätze kommt das Privatleben der beiden nicht mehr zur Sprache. Dafür beschreibt er Vimal Lahoris Dilemma, sowohl als Zeuge von der Polizei als auch von Täter 47 gesucht zu werden, sowie den Machtkampf mit seinem Vater.
Die Mischung aus intelligent konzipierter, souverän geschriebener Thriller-Spannung und den persönlichen Geschichten der Protagonisten machen auch „Der Todbringer“ zu einem gelungenen Werk des Autors, der im Finale noch einen alten Bekannten ins Rampenlicht zurückholt.
Leseprobe Jeffery Deaver - "Der Todbringer"

Jeffery Deaver – (Lincoln Rhyme: 13) „Der Komponist“

Samstag, 22. Dezember 2018

(Blanvalet, 608 S., HC)
Als am helllichten Tag der Geschäftsmann Robert Ellis in der New Yorker Upper East Side niedergeschlagen und in den Kofferraum einer dunklen Limousine geworfen wird, ist nur die neunjährige Morgynn Zeuge des Vorfalls. Allein die Tatsache, dass das Mädchen am Tatort einen Galgenstrick in Miniaturgröße gefunden hat, ruft den weltberühmten, aber seit einem Unfall vom Hals abwärts gelähmten Forensik-Experten Lincoln Rhyme auf den Plan. Wenig später ist auf einer Streamingseite das Live-Video eines Mannes zu sehen, der mit einer Schlinge erdrosselt wird. Besonders schaurig wirkt die Übertragung durch die musikalische Untermalung, bei der ein menschliches Keuchen aufgenommen und zur Melodie von „An der schönen blauen Donau“ eingespielt worden ist. Am Ende des Videos erscheint auf dem Bildschirm eine Signatur: Der Komponist.
Mit der Unterstützung von Rhymes Verlobten Amelia Sachs, seinem ehemaligen NYPD-Partner Lon Sellitto und FBI-Special Agent Frank Dellray kann Ellis gerade noch ausfindig gemacht und gerettet werden, aber vom Komponisten fehlt jede Spur.
Als kurz darauf in Neapel ein ähnlicher Entführungsfall durch den Forstwachtmeister Ercole Benelli gemeldet wird, fliegen Rhyme und Sachs umgehend nach Italien, um die dortigen Behörden zu unterstützen. Während sich vor allem Oberstaatsanwalt Dante Spiro gegen die amerikanische Einmischung sträubt, erweist sich Benelli als sehr pfiffiger Ermittler.
Rhyme, Sachs und die italienischen Strafverfolgungsbehörden bekommen es in der Folge aber nicht nur mit Entführungen aus einem Flüchtlingslager, sondern auch mit einem sexuellen Übergriff durch einen Amerikaner und schließlich einem bislang unbekannten amerikanischen Geheimdienst zu tun. Als der Komponist erfährt, wer ihm in Italien auf der Fährte ist, ist er vor allem von Amelia Sachs besonders angetan, die er mit der griechischen Göttin Artemis vergleicht …
„Er wusste, er durfte hier nicht bleiben, lag aber trotzdem verkrümmt am Boden und zitterte vor Verzweiflung. Irgendwo in der Nähe zirpte ein Insekt, rief eine Eule, zerbrach ein großes Tier einen Zweig und ließ das trockene Gras rascheln. Doch die Geräusche brachten ihm keine Linderung …“ (S. 305) 
Seit ihm vor einigen Jahren an einem Tatort ein Balken ins Genick gefallen war und ihn querschnittsgelähmt machte, hat Lincoln Rhyme sich zu einem genialen Forensik-Experten ausgebildet, dessen Grundlagenwerk auch in Italien bekannt ist (wo es allerdings noch auf seine Übersetzung wartet). Doch die beratenen Tätigkeiten, die er in der Regel im Auftrag seines alten Partners Lon Silletto erledigt, führte er bislang - von seltenen Ausnahmen abgesehen – von zuhause aus, während Amelia Sachs die Laufarbeit übernahm.
Die besonderen Umstände führen Rhyme und Sachs in ihrem dreizehnten Abenteuer erstmals nach Italien. Immerhin kann Rhyme nach einigen operativen Eingriffen mittlerweile wieder Teile seines rechten Arms und der Hand bewegen, aber er ist nach wie vor auf die Hilfe körperlich voll funktionsfähiger Ermittler angewiesen, um die ihm angetragenen Fälle lösen zu können. Das gestaltet sich in Neapel besonders schwierig, weil der eigensinnige Staatsanwalt hier besondere Befugnisse besitzt, aktiv an den Ermittlungen teilzunehmen und Befugnisse einzugrenzen. Doch Rhyme & Co. wird während der Jagd nach dem Komponisten klar, dass der Fall viel komplexer liegt, als zunächst angenommen.
Jeffery Deaver erweist sich einmal mehr als versierter Spannungsautor, der einen komplexen Fall zu konstruieren versteht. Dabei wechselt er gelegentlich die Erzählperspektive von Rhyme und Benelli zu der des Komponisten, der aber bis auf wenige Momente ebenso blass bleibt wie die Hauptfiguren Rhyme und Sachs. Außer der Tatsache, dass Rhyme mit seinem Pfleger Thom Reston mögliche Ziele für seine Hochzeitsreise diskutiert und italienische Spirituosen zu schätzen lernt, bleiben private Momente des außergewöhnlichen Ermittler-Duos nämlich außen vor. Die besser konturierte Figur in diesem Roman ist nämlich der Forstwachtmeister Benelli, der diesen Fall als Chance sieht, zur Staatspolizei wechseln zu können.
Zum Ende hin übertreibt es Deaver etwas mit seinen für das Genre obligatorischen Wendungen, doch bietet „Der Komponist“ nicht nur für Fans von Rhyme und Sachs unterhaltsamen Thrill vor der außergewöhnlichen Kulisse Neapels.
Leseprobe Jeffery Deaver - "Der Komponist"

Jeffery Deaver – (Lincoln Rhyme: 12) „Der talentierte Mörder“

Dienstag, 12. Dezember 2017

(Blanvalet, 639 S., HC)
Eher zufällig wird Detective Amelia Sachs auf den mutmaßlichen Raubmörder aufmerksam, dem das NYDP seit zwei Wochen auf der Spur ist, und verfolgt ihn in das Einkaufszentrum an der Henry Street. Doch gerade in dem Moment, als Sachs sich den großen wie dürren Verdächtigen schnappen will, öffnet sich an der Rolltreppe eine Metallplatte, Sachs versucht dem in die Öffnung gefallenen Mann zu helfen, doch das Opfer wird durch den nach wie vor laufenden Antrieb grausam zerquetscht.
Lincoln Rhyme lässt sich vom Anwalt der Hinterbliebenen des Opfers als Berater engagieren, um Beweise im Prozess wegen fahrlässiger Tötung zusammenzustellen. Der querschnittsgelähmte Star-Forensiker gab seine Beratertätigkeit für das NYPD auf, nachdem er sich für den Tod eines scheinbar unschuldigen Mannes gefühlt hatte. Nun leitet er zwei Forensik-Seminare an der John Marshall School for Criminal Justice und nimmt die an den Rollstuhl gefesselte, sehr clevere Studentin Juliette Archer als Praktikantin an.
Sachs, die die Entscheidung ihres Arbeitskollegen und Lebensgefährten Lincoln Rhyme nicht versteht, dass er seine Beratertätigkeit aufgegeben hat, reagiert empört, als Rhyme ihr mit Mel Cooper auch noch den besten Kriminaltechniker der Stadt entführt hat, der ihr nun bei der Aufklärung des Raubmordes fehlt.
Als jedoch weitere Fälle bekannt werden, bei denen Menschen durch Geräte getötet werden, in denen ein sogenannter DataWise5000-Controller verbaut worden ist, stellen die Ermittler fest, dass die beiden Fälle, mit denen Rhyme und Sachs zu tun haben, zusammengehören. Die Zeit drängt, denn es sieht ganz so aus, als würde der sogenannte Täter 40 zunehmend Gefallen an seinen ausgetüftelten Tötungsmechanismen finden.
„Seitdem feststand, dass der Hüter des Volkes, ihr Täter 40, ein Serientäter war, mussten sie davon ausgehen, dass er bald wieder zuschlagen würde. Das war bei solchen Kriminalfällen oft der Fall. Was auch immer sie motivierte, ob sexuelle Lust oder terroristischer Hass, derartig intensive Gefühle führten meistens zu einer gesteigerten Häufigkeit der Taten.“ (S. 453) 
Seit „Der Knochenjäger“, dem ersten Fall von Lincoln Rhyme und Amelia Sachs, ist Jeffery Deaver zu einem der erfolgreichsten Thriller-Autoren der Welt avanciert. Mit Hilfe der umfassenden Datenbank, die der geniale Forensiker Lincoln Rhyme seit seiner in Ausübung des Dienstes erlittenen Querschnittslähmung aufgebaut hat, und feingliedrigen Untersuchungsmethoden ist es dem im Arbeitsleben wie als Lebenspartner mit dem ehemaligen Mannequin Amelia Sachs zusammengeschweißten Kriminalisten gelungen, auch den gerissensten Verbrechern das Handwerk zu legen.
Auch in seinem neuen Rhyme-Roman verwendet Deaver viel Zeit darauf, dem Leser die akribischen Arbeitsmethoden in Rhymes Privatlabor vorzuführen. Rhyme und seine ebenfalls behinderte Praktikantin erweisen sich dabei als kongeniales Team, während Sachs nicht nur damit beschäftigt ist, sich um ihre kranke Mutter Rose zu kümmern, der eine Herz-OP bevorsteht, sondern auch ihren Ex-Freund Nick Carelli abzuwimmeln, der gerade aus dem Knast entlassen worden ist und nun behauptet, dass er die ihm vorgeworfenen Taten gar nicht begangen, sondern sich für seinen mittlerweile verstorbenen Bruder geopfert habe.
Deaver gelingt es einmal mehr, die penible Suche nach und Auswertung von noch so winzigsten Spuren als spannende Detektiv-Arbeit zu beschreiben und seine Leser mit gut recherchierten Analysen zu fesseln. Allerdings vergeht so auch viel Zeit, ehe die beiden Fälle, die Rhyme und Sachs jeweils unabhängig voneinander bearbeiten, an Schwung aufnehmen und schließlich zusammenführen. Zwischenzeitlich kommt der „talentierte Mörder“ als Ich-Erzähler auch immer wieder selbst zu Wort und sieht sich als moralisierender „Hüter des Volkes“, der die Menschen von ihrer Konsumsucht zu befreien gedenkt.
Bei der Suche nach Täter 40 (benannt nach dem Club, an dem das erste Mordopfer mit einem Kugelhammer erschlagen wurde) finden Rhyme und Archer auch mal Zeit für Rätselspiele und eine Partie Blindschach (die der Autor unnötigerweise über zwei Seiten auch bebildert nachstellt), während Sachs sich scheinbar über ihre Gefühle für ihren Ex-Lover klarwerden muss.
Und als sei das nicht schon Stoff genug für drei Thriller, jagt Sachs‘ Partner Ron Pulaski auf eigene Faust einem Drogendealer namens Oden hinterher und bringt sich damit in Teufels Küche.
„Der talentierte Mörder“ überzeugt als clever konstruierter Cop- und Psycho-Thriller mit einem außergewöhnlichen Ermittler-Duo, dessen zwischenmenschliche Beziehungen trotz der deutlich auftretenden Differenzen allerdings kaum thematisiert werden. Natürlich nimmt der Thriller zum Ende hin einige „überraschende“ Wendungen, die auf ihre konstruiert wirkende Weise dem bis dahin so klug aufgebauten Plot etwas die Plausibilität nehmen. Doch von diesem genretypischen Schwächen abgesehen bietet „Der talentierte Mörder“ gewohnt packende Thriller-Spannung von einem Meister des Genres. 
Leseprobe Jeffery Deaver - "Der talentierte Mörder"

Jeffery Deaver – (Lincoln Rhyme: 2) „Letzter Tanz“

Samstag, 26. November 2016

(Goldmann, 448 S., Tb.)
Lincoln Rhyme unterstützt FBI-Agent Fred Dellray gerade dabei, einen von seinen vermissten Agenten aufzuspüren, als er von den beiden Detectives Lon Sellitto und Jerry Banks auf einen dringenderen Fall angesetzt wird. Seit Monaten versuchen sie in gemeinsamer Sache mit der Army, dem erfolgreichen Geschäftsmann Phillip Hansen nachzuweisen, dass er nicht wie von ihm behauptet gebrauchte Armeeausrüstung verkaufte, sondern meist aus Armeebeständen gestohlene oder aus dem Ausland eingeschmuggelte Waffen. Nun scheint er einen berüchtigten Auftragsmörder, den sogenannten Totentänzer, auf die drei Belastungszeugen angesetzt zu haben.
Den 45-jährigen Edward Carney, Teilhaber der kleinen Fluglinie Hudson Air Charter, hat er bereits mit seinem Privatjet während des Landeanflugs auf den O’Hare Flughafen von Chicago mit einer Bombe aus dem Verkehr gezogen. Nun müssen noch seine ehemalige Partnerin und Mitgesellschafterin Percey Rachel Clay und Brit Hale bis zu ihrer Aussage vor der Grand Jury in Sicherheit gebracht werden. Rhyme soll nun herausfinden, wo die Sporttaschen abgeblieben sind, die Hansen vor seiner Festnahme hat verschwinden lassen. Dabei versucht Rhyme mit seiner Assistentin Amelia Sachs zunächst, die Identität des Totentänzers zu bestimmen, der seinen Namen einer Tätowierung auf dem Oberarm verdankt, bei der der Sensenmann mit einer Frau vor einem Sarg tanzt.
Doch während die beiden vor allem die Beweismittel vom Absturzort von Carneys Flugzeug untersuchen, stellen sie fest, dass der Killer bereits die Spur von Clay und Hale aufgenommen hat und ein Meister der Ablenkungsmanöver ist.
„Es gab keinen Verbrecher, den Rhyme mehr hasste als den Totentänzer, keinen, den er so brennend gern fassen wollte, um ihm einen Spieß durchs Herz zu jagen. Trotzdem, Rhyme war mehr als alles andere Kriminalist, und insgeheim hegte er Bewunderung für die Brillanz dieses Mannes.“ (S. 292)
Wie Jeffery Deaver in „Der Knochenjäger“, dem Auftakt seiner bis heute extrem erfolgreichen Reihe um Lincoln Rhyme, bereits ausführlich beschrieb, ist sein Protagonist alles andere als ein gewöhnlicher Ermittler. Der ehemalige Detective beim New Yorker Police Department ist nach einem Unfall während einer Tatortbesichtigung querschnittsgelähmt, wird aber wegen seiner Brillanz auf dem Gebiet der Forensik nach wie vor um Unterstützung von seinen ehemaligen Kollegen bei heiklen Fällen gebeten. Da Rhyme seine Expertisen vom Bett aus erstellen muss, hat er in der Polizistin Amelia Sachs eine fähige Assistentin gefunden, die für ihn die Laufarbeit und Beweismittelaufnahme an den Tatorten übernimmt.
Mit dem Totentänzer haben die beiden Ermittler einen besonders raffinierten Killer zu finden, der ihnen mit seinen wohldurchdachten Finten immer einen Schritt voraus ist und seinem Ziel, die beiden verbliebenen Zeugen auszuschalten, konsequent näherkommt.
Was Deaver auch in seinem zweiten Band um das charismatische Ermittlerpaar hervorragend gelingt, ist die Beschreibung der faszinierenden forensischen Arbeit, die der querschnittsgelähmte Rhyme nur noch von seinem Bett aus erledigen kann. Zwar kommen sich Rhyme und Sachs auch persönlich etwas näher, doch wird die Beziehung vorerst durch die weitaus weniger attraktive, aber nichtsdestotrotz willensstarke Percey gestört. Der nicht unerhebliche Schwachpunkt von „Letzter Tanz“ besteht allerdings in der wenig überzeugenden Charakterisierung des Totentänzers, dem man seine äußerst effektiven Täuschungsmanöver nicht so recht abnehmen will. Hinzu kommt, dass Deaver bei seinem Bemühen, gerade im Schlussdrittel noch einige „spannende“ Wendungen aus dem Hut zu zaubern, den Bogen überspannt und das Finale so arg überkonstruiert wirkt.

Jeffery Deaver – (Lincoln Rhyme: 1) „Der Knochenjäger“

Samstag, 17. September 2016

(Blanvalet, 576 S., Tb.)
Die Anfang dreißigjährige Streifenpolizistin Amelia Sachs wird aufgrund eines anonymen Anrufs von der Zentrale zur Siebenunddreißigsten, Nähe Eleventh Avenue, geschickt, wo sie die Suche nach Hinweisen auf das gemeldete Verbrechen schon wieder abbrechen will, als sie an den Bahngleisen eine aus dem Boden ragende Hand entdeckt. Dem Ringfinger wurde sämtliches Fleisch entfernt und dafür ein Damenring aufgesetzt. Sachs sichert weiträumig den Tatort und erweckt dadurch das Interesse des brillanten Forensikers Lincoln Rhyme, der nach einem Unfall im Einsatz vor dreieinhalb Jahren querschnittsgelähmt ist und seither nur noch Kopf, Schultern und ein wenig den Ringfinger seiner linken Hand bewegen kann.
Obwohl er nicht mehr aktiv im Dienst ist, wird er von seinen Kollegen der New Yorker Polizeibehörde immer wieder um Hilfe bei den Ermittlungen gebeten. Als Detective Lon Sellitto und sein junger Kollegen Jerry Banks den Kriminalisten mit den bisherigen Fakten vertraut machen, sträubt sich Rhyme zunächst, da er eher damit beschäftigt ist, mit Dr. Berger einen Termin zur Beendigung seines Lebens zu finden.
Doch nachdem Rhyme sich mit dem Untersuchungsbericht auseinandergesetzt hat, spürt er den intellektuellen Kitzel, den er Zeit seines Lebens bei der Tatortanalyse empfunden hat. Obwohl Sachs gerade dabei ist, ihren Dienst bei der Pressestelle anzutreten, wird sie von Rhyme zur Besichtigung des wohl nächsten Tatorts verpflichtet, wo das nächste Opfer des „Unbekannten Nummer 238“ vermutet wird. Zwar kann Sachs das Leben der entführten Frau nicht mehr retten, aber die von ihr gesicherten Spuren weisen Rhyme darauf hin, dass der Täter sich offensichtlich gut mit dem Buch „Berühmte Kriminalfälle im alten New York“ und Lincoln Rhymes eigenen Werk „Tatorte“ auskennt.
Die erzwungene Zusammenarbeit zwischen Rhyme und Sachs gestaltet sich anfangs schwierig, doch Sachs beginnt sich zunehmend für die Arbeit an Tatorten zu faszinieren.
„Sie dachte an das Locardsche Prinzip: Wenn Menschen miteinander in Berührung kommen, gibt jeder irgend etwas an den anderen weiter. Etwas Großes, oder auch nur eine Kleinigkeit. Höchstwahrscheinlich wussten die meisten nicht einmal, was.
War auch etwas vom Unbekannten Nummer 238 auf dieses Blatt gelangt? Eine Hautzelle? Ein Schweißtropfen? Es war ein faszinierender Gedanke. Atemberaubend, spannend, furchterregend, so als wäre der Mörder hier in diesem winzigen, stickigen Raum.“ (S. 279) 
Es ist ein ungewöhnliches Paar, das der amerikanische Schriftsteller Jeffery Deaver mit seinem 1997 initiierten Startschuss für die bis heute erfolgreiche Reihe um den querschnittsgelähmten Kriminalisten Lincoln Rhyme und seine junge Assistentin Amelia Sachs etabliert hat. Die ungewöhnliche Kombination eines brillanten, aber des Lebens müden Star-Forensikers, der immer wieder von seinen alten Polizeikollegen um Mithilfe bei vertrackten Fällen gebeten wird, und einer wunderschönen Streifenpolizistin, die sich wegen ihrer Arthritis zur Pressestelle hat versetzen lassen und zuvor auf eine Karriere als Mannequin verweisen kann, bietet schon auf persönlicher Ebene starkes Potenzial, das in „Der Knochenjäger“ allerdings erst angedeutet wird.
Im Mittelpunkt steht nämlich vor allem die Tatortanalyse, das systematische Absuchen des Tatorts, das sorgfältige Sammeln der Spuren und ihre Ausweitung anhand von allerlei Datenbanken, mit denen beispielsweise Bodenproben zugeordnet werden können. Die oftmals sehr detailliert beschriebenen Analysen tun der Spannung allerdings überhaupt keinen Abbruch, sondern machen deutlich, wie wichtig diese akribische Arbeit ist, um dem Täter auf die Spur zu kommen.
Die persönlichen Tragödien, die Rhyme und Sachs jeweils durchmachen mussten, werden später auch ausführlicher thematisiert, als sich die beiden ungleichen Ermittler näherkommen, und bieten so den soliden Grundstein für viele weitere Fälle, an denen das charismatische Team bis heute arbeiten darf.
Leseprobe Jeffery Deaver - "Der Knochenjäger"

Jeffery Deaver - (Lincoln Rhyme: 11) "Der Giftzeichner"

Sonntag, 11. Oktober 2015

(Blanvalet, 573 S., HC)
Lincoln Rhyme denkt gerade über einen letzte Woche verübten Mord in Downtown nach, als er über den Tod zu sinnieren beginnt und über die Betrachtungsweisen über den Tod. Dass sein bislang schärfster Widersacher, der als „Uhrmacher“ bekannte Richard Logan, in seiner Haft an einem schweren Herzinfarkt gestorben ist, erfüllt Rhyme mit Trauer, denn nun blieb ihm die Möglichkeit verwehrt, Logans scharfen Intellekt und die präzisen Strukturen seiner Taten ergründen zu können. Doch dann wird Ryhmes Intellekt bei einem neuen Fall gebunden: Eine junge Frau wurde in einem Versorgungstunnel unterhalb des Modegeschäfts, in dem sie arbeitete, tot aufgefunden, das Wort „zweiten“ wurde ihr in ungewöhnlicher Fraktur-Schrift meisterhaft auf den Bauch tätowiert, allerdings nicht mit Tinte, sondern mit dem aus dem Wasserschierling gewonnenen Gift Cicutoxin.
Ein Motiv können Rhyme, Sachs und der ermittelnde Detective Lon Sellitto vom NYDP nicht ausmachen, aber als die nächsten Toten mit ähnlich rätselhaften wie todgiftigen Tätowierungen entdeckt werden, wird Rhyme klar, dass er persönlich von dem Täter herausgefordert wird, denn die Spuren am ersten Tatort führen zu dem kriminalsachlichen Buch „Serienstädte“, in dem Rhyme ein Kapitel gewidmet ist.
Offensichtlich scheint sich der Täter vom Knochenjäger inspiriert zu fühlen, der Rhyme und Sachs damals in die Schlagzeilen gebracht hat.
„Während Billy mit der American Eagle den überaus hübschen Bauch seines neuen Opfers bearbeitete, dachte er darüber nach, wie fasziniert er von Gottes persönlicher Leinwand war.
Haut.
Sie war auch Billys Leinwand, und er war so sehr auf sie fixiert, wie der Knochenjäger auf das Skelettsystem des Körpers fixiert gewesen war – was Billy interessiert bei der Lektüre von Serienstädte festgestellt hatte. Er respektierte die Besessenheit des Knochenjägers, aber ehrlich gesagt konnte er sie nicht ganz nachvollziehen. Haut war bei Weitem der aufschlussreichere Aspekt des menschlichen Körpers. Sehr viel zentraler. Viel wichtiger.“ (S. 243) 
Billy Haven wird mit seiner American-Eagle-Tätowiermaschine bereits im zweiten Kapitel als Täter eingeführt, erscheint im Vergleich zu früheren Serienmördern, mit denen es Lincoln Rhyme und Amelia Sachs in den zehn Fällen zuvor zu tun hatten, allerdings ziemlich blass. Das trifft leider auch auf den Plot zu, den Thriller-Bestseller-Autor Deaver auf den ersten 300 Seiten entwickelt.
Wenn der Leser Lincoln Rhyme und Amelia Sachs noch nicht aus früheren Büchern kennen sollte – was zugegebenermaßen sehr unwahrscheinlich ist -, wird er wenig über ihre Hintergründe und Geschichte erfahren. Auf der anderen Seite gibt es für langjährige Fans wenig Neues zu entdecken. Mit der Charakterisierung seiner Figuren hält sich Deaver wenig auf, stattdessen entwirft er eine routiniert strukturierte, aber wenig packende Mordserie, die einzig etwas über die Intention des Killers und die Wirkungsweisen pflanzlicher Gifte offenbart.
Seine Meisterschaft demonstriert Deaver erst im letzten Drittel von „Der Giftzeichner“, wenn sich die ach so überraschenden Wendungen förmlich überschlagen. Hier trägt Deaver dann doch etwas dick auf, wenn er die Handlung und Rhymes Schlussfolgerungen geradezu Purzelbäume schlagen lässt. Das ergibt wie gewohnt flüssig geschriebene, wendungsreiche Thriller-Unterhaltung, zählt aber mit den fast schon lieblos gezeichneten Figuren und dem arg konstruierten Finale sicher zu Deavers schwächeren Werken.
Leseprobe Jeffery Deaver - "Der Giftzeichner"

Jeffery Deaver – (Lincoln Rhyme: 10) „Todeszimmer“

Sonntag, 5. April 2015

(Blanvalet, 608 S., HC)
Kaum hat Lincoln Rhyme eines Morgens Besuch von Bill Myers, Captain der jüngst eingerichteten Special Services Division des NYPD, und der stellvertretenden Bezirksstaatsanwältin Nance Laurel erhalten, stecken er, Amelia Sachs und Lincolns ehemaliger Partner Lon Sellitto schon wieder in einem äußerst heiklen Fall: Der in Venezuela aufgewachsene US-Bürger Roberto Moreno, der sich als lautstarker Gegner der imperialen US-Wirtschaftspolitik viele Feinde in der USA gemacht hat, wurde während eines Interviews in einem Hotel auf den Bahamas erschossen, der Journalist und Morenos Leibwächter kamen bei dem Attentat ebenfalls um.
Zwar wird der Anschlag offiziell den südamerikanischen Drogenkartellen zugeschrieben, doch Laurel vermutet, dass Morenos Ermordung auf Anweisung des National Intelligence and Operation Service (NIOS) erfolgt ist, einer neuen geheimdienstähnlichen Institution, die bei der Liquidierung von Amerika-Gegnern offensichtlich auch Kollateralschäden in Kauf nimmt. Laurel hat dabei nicht nur NIOS-Chef Shreve Metzger, sondern durchaus aus höhere Regierungsvertreter im Visier.
Doch die Ermittlungen erweisen sich als schwierig, denn offensichtlich handelte der Auftragskiller nicht allein. Als Ermittlungs-Spezialist Lincoln Rhyme unter schwierigsten Bedingungen endlich den Tatort auf den Bahamas in Augenschein nehmen will, sind die wichtigsten Beweise in dem sogenannten „Todeszimmer“ längst entsorgt worden.
Erst bei der genauen Analyse der Obduktionsberichte kommt Lincoln dem eigentlichen Motiv auf die Spur. Allerdings scheinen die Täter den Ermittlern immer eine Spur voraus zu sein und das ohnehin gefährliche Leben von Lincoln und Amelia auf eine harte Probe zu stellen.
„Sachs und Rhyme lebten beide riskant – sie wegen des gefährlichen Jobs und ihrer Leidenschaft für Geschwindigkeit, er wegen seiner körperlichen Verfassung. Vielleicht, nein vermutlich wurde ihr Zusammenleben dadurch intensiver, ihre Verbindung enger. Und meistens akzeptierte sie diesen Umstand. Doch nun, da Rhyme weg war und sie einen besonders schwierigen Schauplatz untersuchte, bei dem der Täter genau über sie Bescheid wusste, konnte sie nicht anders, als sich vor Augen zu führen, dass sie immer nur einen Pistolenschuss oder einen Herzschlag davon entfernt waren, auf ewig allein zu sein.“ (S. 278f.)
Im zehnten Band der prominenten Lincoln-Rhyme/Amelia-Sachs-Reihe, deren erster Band „Der Knochenjäger“ ebenso erfolgreich 1999 von Phillip Noyce mit Denzel Washington und Angelina Jolie in den Hauptrollen verfilmt worden ist, haben es der querschnittsgelähmte Lincoln Rhyme und seine Ermittlungs- wie Lebenspartnerin Amelia Sachs wieder mit einem äußerst schwierigen Fall zu tun, bei dem die Beweislage alles andere als vielversprechend aussieht und die Ermittlungen durch eine überaus ehrgeizige Staatsanwältin und einen raffinierten Killer nicht gerade gefördert werden.
Wie Jeffery Deaver den komplexen Plot aufbaut, ist ebenso beachtenswert wie sein Talent, die Spannung auf immerhin 600 Seiten gekonnt sukzessive aufzubauen und die Spurensuche und deren Analyse immer wieder in eine neue Richtung zu lenken. Nebenbei kommt auch das Privatleben von Rhyme und Sachs etwas zur Sprache. Hier hätte Deaver allerdings etwas mehr preisgeben können als Rhymes bevorstehende Operation und die zunehmenden Probleme, die Sachs‘ Arthrose bei der Ausübung ihres Dienstes bereitet.
Davon abgesehen bietet „Todeszimmer“ aber einen gewohnt grandios inszenierten, packend geschriebenen Kriminalfall, der das gesamte Potenzial des genialen Ermittler-Duos beansprucht.
Leseprobe Jeffery Deaver - "Todeszimmer"

Jeffery Deaver - (Lincoln Rhyme: 6) „Das Teufelsspiel“

Freitag, 4. Dezember 2009

(Blanvalet, 511 S., HC)
Als die sechzehnjährige Geneva Settle in der Bibliothek des Museums für afroamerikanische Kultur und Geschichte in Midtown Manhattan über einem Artikel über die Verfolgung ihres Verwandten Charles Singleton aus dem Jahre 1868 sitzt, wundert sie sich über verdächtige Geräusche. Doch der ihr auflauernde Täter drischt mit seinem Baseballschläger nur auf eine verkleidete Puppe ein, Geneva nutzt das Täuschungsmanöver zur Flucht. Als Amelia Sachs und der vom Hals abwärts gelähmte Kriminalist Lincoln Rhyme von dem Fall erfahren, geht man noch von einer versuchten Vergewaltigung aus, doch die am Tatort gefundene Tarotkarte „Der Gehängte“ lässt auf ein anderes Motiv schließen.
Während der Spurensicherung wird auch der Bibliothekar erschossen. Den Ermittlern wird schnell klar, dass es sich um einen Auftragskiller handelt, der einfach keine Spuren hinterlässt, aber Geneva auch unter Polizeischutz nach wie vor auszuschalten versucht und dabei auch unschuldige Opfer bewusst in Kauf nimmt. Doch je näher die Polizei dem Killer auch auf die Spur kommt, desto mehr wird das tatsächliche Motiv unklar. Erst der an einem späteren Tatort gefundene Diamantenstaub bringt die Ermittler auf die richtige Spur. Doch bis zur Ergreifung des geschickten Täters müssen noch etliche Hinweise verfolgt werden … Gewohnt wendungsreicher, extrem spannender Psychothriller, der zum Ende hin vielleicht etwas übertrieben viele Haken schlägt.

Jeffery Deaver - (Lincoln Rhyme: 7) „Der gehetzte Uhrmacher“

Donnerstag, 3. Dezember 2009

(Blanvalet, 512 S., HC)
Nicht zuletzt durch die kongeniale Verfilmung ihres ersten gemeinsamen Falls „Der Knochenjäger“ mit Denzel Washington als körperlich schwerstbehindertes Ermittler-Genie Lincoln Rhyme und Angelina Jolie als taffe Spuren-Expertin Amelia Sachs ist das Duo auch einer breiten Leserschaft bekannt geworden. In ihrem mittlerweile siebten Fall haben es die beiden mit einem raffinierten Killer zu tun, der sich selbst der „Uhrmacher“ nennt und an den ersten beiden Tatorten an einem Pier und in einer dunklen Seitengasse am Broadway jeweils ein Gedicht und eine Uhr zurückgelassen hat.
Als der Verkäufer der Uhren endlich ausfindig gemacht werden kann, müssen Rhyme und Sachs feststellen, dass der Uhrmacher gleich zehn Exemplare dieser außergewöhnlichen Uhr bestellt hat – doch wo liegt die Verbindung zwischen den Opfern? Zum Glück bekommt das geniale Ermittler-Duo tatkräftige Unterstützung von dem engagierten Neuling Pulaski und Kathryn Dance, einer Spezialistin für Körpersprache. Die Ermittlungen werden aber durch Sachs’ Entdeckung gestört, dass ihr Vater offensichtlich ein korrupter Polizist gewesen ist, weshalb auch sie unter polizeilicher Beobachtung steht, zumal sie vor kurzem noch mit einem Gangster liiert gewesen ist. Doch der Uhrmacher sucht unerbittlich ein Opfer nach dem nächsten auf und verdeckt dabei gekonnt die Spuren zu seinem eigentlichen Ansinnen … Deavers Thriller zählen zu recht zu den besten, die das Genre hervorbringt. Auch „Der gehetzte Uhrmacher“ bietet wieder atemlose Spannung bis zur letzten Seite!

Jeffery Deaver - (Lincoln Rhyme: 5) „Der faule Henker

Mittwoch, 2. Dezember 2009

(Blanvalet, 480 S., HC)
In einer New Yorker Musikschule stirbt ein junges Mädchen qualvoll durch eine Strangulation, bei der ihre Hände auf dem Rücken gefesselt und ihre Füße mit einem Strick um den Hals verknüpft sind. Obwohl zwei Polizeibeamtinnen den mutmaßlichen Täter in einem Raum ohne Fluchtmöglichkeiten ausmachen können, verschwindet dieser spurlos. Als Amelia Sachs, die gerade ihre Prüfung zum Detective Sergeant abgelegt hat, den Tatort nach Spuren absucht, fallen ihr nicht nur die um exakt 8 Uhr zertrümmerte Armbanduhr des Opfers, sondern auch einige merkwürdige Utensilien auf, die üblichem Zaubereibedarf entstammen. Genau vier Stunden später wird ein Maskenbildner in seiner Wohnung auf einem Tisch zersägt aufgefunden. Diesmal schaffte es der Täter, zwei Schlösser innerhalb kürzester Zeit zu knacken.
Auch diesmal verweist der Mord auf einen typischen Illusionistentrick. Lincoln Rhyme, der querschnittsgelähmte Ermittler, den wir mit Amelia bereits in der Roman-Verfilmung „Der Knochenjäger“ kennen lernen durften, engagiert die junge Zauberkünstlerin Kara zur Unterstützung bei den Ermittlungen. Tatsächlich kann mit ihrer Hilfe der dritte geplante Mord an einer Anwältin am Ufer des Hudson River gerade noch vereitelt werden. Es beginnt ein spannendes Katz- und Mausspiel, bei dem der bald als Erick A. Weir identifizierte Tatverdächtige immer wieder dem Zugriff der Polizei entkommt und sich immer neue Verkleidungen und Tricks ausdenkt. Schließlich scheint auch die Spur zu seinem eigentlich Motiv immer neue Wege einzuschlagen... Raffinierter, gut recherchierter Psycho-Thriller, bei dem Rhyme und Sachs all ihr Können aufbieten müssen, um dem gerissenen Illusionisten auf die Spur zu kommen.

Jeffery Deaver - (Lincoln Rhyme: 4) „Das Gesicht des Drachen“

Dienstag, 1. Dezember 2009

(Blanvalet, 475 S.,HC)
Genau wie sein Bestseller-Kollege John Grisham ist auch Jeffery Deaver Rechtsanwalt gewesen, bevor er sich ganz der Schreiberei widmete. Spätestens die Verfilmung seines Romans „Die Assistentin“ von Phillip Noyce als „Der Knochenjäger“ mit Denzel Washington in der Rolle des fast vollständig gelähmten Kriminalistik-Genies Lincoln Rhyme und Angelina Jolie als seine Spurensicherungsexpertin Amelia Sachs machte Deaver einem größeren Publikum bekannt.
Mit „Das Gesicht der Drachen“ veröffentlicht er bereits den vierten Roman um das brillante Ermittlerpaar, das auch zum Liebespaar wurde. Diesmal ist Rhyme als Berater für das FBI tätig, die einem gesuchten chinesischen Menschenschmuggler auf der Spur ist, der wegen seiner Fähigkeit, stets unentdeckt zu bleiben, nur als der „Geist“ bezeichnet wird. Rhyme gelingt es zwar, den Anlaufpunkt des Schiffes „Fuzhou Dragon“ im New Yorker Hafen zu ermitteln, doch rechnet er nicht damit, dass der Geist das Schiff in die Luft sprengt und entkommt. Mit brutaler Entschlossenheit macht sich der Geist auf die Suche nach den überlebenden Flüchtlingen. Rhyme und Sachs bleibt nicht viel Zeit, denn nach und nach spürt der Geist seine Opfer auf... Deaver beschreibt mit kriminalistischem Feingefühl und psychologischem Tiefsinn eine aussichtslos erscheinende Suche, bei der Rhyme und Sachs auch private Sorgen zu bewältigen haben.