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Patricia Cornwell – (Kay Scarpetta: 24) „Totenstarre“

Montag, 11. September 2017

(HarperCollins, 432 S., HC)
Dr. Kay Scarpetta, renommierte Forensikerin am Cambridge Forensic Center, das sie seit acht Jahren leitet, bereitet gerade ihren Vortrag an der Kennedy School of Government vor, als sie es gleich mit mehreren Herausforderungen zu tun bekommt. Zunächst macht ihr der überraschende Besuch ihrer Schwester Dorothy Sorgen, die schon einen besonderen Grund für ihre Reise haben muss, da sie sich sonst nie in Cambridge blicken lässt. Dann hat es Scarpetta mit einem Stalker namens Tailend Charlie zu tun, der sich mit verzerrter Stimme über sie bei der Polizei beschwert und ihr daraufhin weitere Audioaufnahmen zukommen lässt, die auch sehr private Details aus Scarpettas Leben enthalten.
Beruflich bearbeitet sie den Tod der dreiundzwanzigjährigen Kanadierin Vandersteel, deren Leiche, auf einem Joggerpfad am Fluss im John F. Kennedy Park gefunden wird – gut eine Stunde, nachdem Scarpetta die junge Frau kennengelernt hat. Als Zeugen können die Polizeibeamten nur zwei Zwillingsmädchen identifizieren, deren Aussage ebenso merkwürdig anmutet wie die am Tatort gefundenen Indizien.
Zu guter Letzt hat der Minister für Heimatschutz eine Terrorwarnung für Washington, D.C., Boston und benachbarte Gemeinden ausgegeben. Erschreckend wird die Konstellation der Ereignisse, als auf Scarpettas Radar der Name der Psychopathin Carrie Grethen auftaucht, die nicht nur Ausbilderin ihrer Ziehtochter Lucy beim FBI in Quantico gewesen ist, sondern sie fast in den Tod getrieben hätte …
Seit 1990 hat die vielfach prämierte Thriller-Autorin Patricia Cornwell nahezu im Jahresrhythmus einen neuen Band in ihrer Reihe um die forensische Gerichtsmedizinerin Kay Scarpetta veröffentlicht. Allmählich scheinen sich aber deutliche Ermüdungs- und Abnutzungserscheinungen zu zeigen. Fast die ganze erste Hälfte braucht Cornwell, um erst einmal zu demonstrieren, welch Koryphäe ihre Ich-Erzählerin auf ihrem Gebiet ist und was für einen gutaussehenden, brillanten Mann sie an ihrer Seite hat, ehe dann die meiste Zeit damit verbracht wird, den Tatort zu sichern, die dortigen Arbeitsbedingungen zu definieren, die Indizien am Tatort der getöteten Fahrradfahrerin zu sammeln und zu analysieren, bis sie selbstkritisch gestehen muss:
„Das alles dauert zu lange, aber es wundert mich nicht. Die Dinge klappen nur selten so schnell, wie wir es gern hätten. Und bei einer schwierigen Ermittlung in einem Todesfall funktioniert nur wenig wie geplant. Nur, dass die Welt nicht mehr so nachsichtig ist wie früher. Ich mache mich bereits auf Kritik gefasst.“ (S. 193) 
Mit dieser Aussage in der Romanmitte hat Cornwell nicht nur die Fortschritte in Scarpettas Fall treffend beschrieben, sondern auch die Qualität ihres Werks, dessen Plot jeglicher Spannung entbehrt. Die Story scheint letztlich einzig dazu zu dienen, die beruflichen Qualifikationen der Protagonistin und damit auch das entsprechende Wissen ihrer literarischen Schöpferin zu demonstrieren, was in der massiven Betonung ebenso unangenehm aufstößt wie die spröde, allzu sachliche Sprache, die keine Sympathie für die Figuren aufkommen lässt und auch das Lesen zu einer quälenden Angelegenheit macht. Immerhin sind aber Scarpettas Beziehungen zu ihren Kollegen und zu ihrer Familie sehr sorgfältig beschrieben, aber eben eher analytisch als emotional.
Wenn die Autorin dann noch ihre alte Nemesis Carrie Grethen aus dem Hut zaubert, wirkt dieser „Kniff“ wie eine letzte Verzweiflungstat, um der schleppenden Handlung noch etwas Würze zu verleihen. Im schlimmsten Fall hat der Leser da aber schon das Interesse verloren …
Leseprobe Patricia Cornwell - "Totenstarre"

Patricia Cornwell – (Kay Scarpetta: 23) „Paranoia“

Dienstag, 27. September 2016

(Hoffmann und Campe, 494 S., HC)
Dr. Kay Scarpetta wurde in den Neunzigern Chief Medical Examiner in Virginia und Vormund ihrer damals zehnjährigen Nichte Lucy Farinelli, die beruflich zunächst eine Laufbahn beim FBI einschlug, bevor sie zum ATF (Bureau of Alcohol, Tobacco and Firearms) wechselte und ihre eigene forensische Computerfirma gründete.
Mittlerweile arbeitet die 35-Jährige mit ihrem Technologieunternehmen eng mit dem Institut ihrer Tante zusammen, dem Cambridge Forensic Center (CFC). Doch als Scarpetta mit der denkmalgeschützten Villa an der Grenze zum Campus von Harvard einen Tatort aufsucht, wo die halbnackte Leiche der 37-jährigen Chanel Gilbert von der Haushälterin entdeckt worden ist, gerät die Beziehung zu ihrer Cousine ins Wanken, als sie ein Video auf ihr Handy gesendet bekommt, das das Wohnzimmer der FBI-Akademie zeigt, wo Lucy vor über fünfzehn Jahren ihr Praktikum absolviert hat.
Das Video wurde – wie der Vorspann verrät – scheinbar von der Kriminellen Carrie Grethen im Juli 1997 gedreht, die vor dreizehn Jahren bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen sein soll. Dass Lucy mit Carrie eine Beziehung hatte, erfüllt Scarpetta mit Besorgnis, denn offensichtlich hat Carrie mit der Videobotschaft mehr vor, als ihren Empfänger in Angst und Schrecken zu versetzen.
Auf jeden Fall kann die Forensikerin weder ihren Mann, FBI-Agent Benton Wesley, noch ihren Kollegen Pete Marino in das einweihen, was die Videobotschaften, die sich nach dem Abspielen automatisch löschen, präsentieren. Denn demnach hätten sowohl Lucy als auch Benton gegen das bundesweite Schusswaffengesetz verstoßen. Während Scarpetta mit ihren Kollegen von der Polizei zu enträtseln versucht, wie Chanel Gilbert zu Tode gekommen ist, durchsucht das FBI Lucys Anwesen.
Wie sich im Laufe des Tages herausstellt, scheint die tot geglaubte Carrie einen perfiden Plan zu verfolgen, sich sowohl an Lucy als auch an Scarpetta zu rächen. Und Scarpetta fragt sich allmählich, wem sie noch trauen kann …
„Wir sind es gewohnt, Geheimnisse für uns zu behalten. Manchmal lügen wir. Vielleicht führen wir einander bewusst in die Irre, indem wir Dinge absichtlich unter den Tisch fallen lassen, weil unser Beruf das verlangt. In Momenten wie diesem, während ein Helikopter des FBI über unseren Köpfen dröhnt und Agents das Anwesen meiner Nichte durchsuchen, frage ich mich, ob es das alles wert ist.“ (S. 149) 
1990 hat die ehemalige Polizei-Reporterin Patricia Cornwell mit der Figur der Gerichtsmedizinerin Kay Scarpetta eine der langlebigsten Figuren der modernen Krimigeschichte geschaffen und damit in den Anfangsjahren renommierte Preise wie den Gold Dagger oder Edgar Allan Poe Award einheimsen können. Mit ihrem bereits 23. Band der Reihe kann die in Miami geborene Autorin allerdings nicht mehr an ihre frühere Glanzzeit anknüpfen. Das liegt vor allem an dem sperrigen Plot, mit dem Cornwell kaum Spannung aufbauen kann. Die Handlung des mit 500 Seiten viel zu langen Romans beschränkt sich nur auf Lucys Anwesen und das Gilbert-Anwesen, wobei Scarpetta als Ich-Erzählerin in langatmigen Monologen ihre Erinnerungen an Lucys Werdegang und einen fast tödlich endenden Tauchervorfall rekapituliert, bei dem die Psychopathin Carrie Grethen Scarpettas Bein mit einer Harpune durchbohrt hatte.
Allerdings gelingt es Cornwell nicht, die beiden Schauplätze und die jeweiligen Handlungsstränge stimmig miteinander zu verbinden. Stattdessen wird eigentlich alles in Frage gestellt, an das sich Scarpetta erinnern und wem sie wirklich trauen kann. Erst im Finale türmen kommen weitere Leichen ins Spiel, doch werden die Vorfälle nur beiläufig erwähnt. Cornwell hält sich leider viel zu lange mit den ominösen Videobotschaften auf und langweilt ihre Leser mit nichtssagenden Spekulationen, Gefühlsregungen, Verdachtsmomenten und zunehmend in Frage gestellten Erinnerungen, so dass die Spannung vollkommen auf der Strecke bleibt.

Patricia Cornwell - (Kay Scarpetta: 16) „Scarpetta“

Sonntag, 10. Oktober 2010

(Hoffmann und Campe, 591 S., HC)
Als die Psychologiestudentin Terri Bridges am Silvesterabend erdrosselt in ihrem New Yorker Apartment aufgefunden wird, bittet ihr Freund Oscar Bane um die Aufnahme in die Gefängnispsychiatrie. Dort will er sich nur der landesweit bekannten Gerichtsmedizinerin Dr. Kay Scarpetta anvertrauen, die in diesem Fall ebenso um Amtshilfe von der New Yorker Staatsanwältin Jaime Berger gebeten wurde wie Scarpettas erst vor einem Jahr angeheirateten Polizisten Benton. Als er sie telefonisch mit den besonderen Umständen des freiwillig Gefangenen vertraut macht, erwähnt er noch nicht, dass seine Frau im Fokus eines bösartigen wie populären, allerdings anonymen Bloggers geraten ist.
Während sich seine Frau auf den Weg nach New York macht, besucht Benton seine Psychiaterin und Kollegin Dr. Thomas, mit der noch immer über den sexuellen Überfall spricht, den Kay von ihrem Kollegen Pete Marino über sich ergehen lassen musste. Dass Benton nicht bei ihr war, um sie zu beschützen, macht ihn noch immer stinksauer. Ausgerechnet Marino und sein verhasster Kollege Morales ermitteln nun gegen den von vielen Phobien geplagten, kleinwüchsigen Oscar Baines, der Scarpetta gegenüber merkwürdige Andeutungen macht, dass er gewarnt worden sei, aber nie daran gedacht hätte, dass Terri auch ein Opfer werden könnte.
Offensichtlich hatte Baines die Staatsanwaltschaft schon früher von seinem Verdacht gegen eine unbekannte Gruppierung erzählen wollen, die es auf ihn abgesehen habe, doch niemand wollte ihn anhören. Nach der von ihm gewünschten Unterredung mit Scarpetta verschwindet Baines spurlos. Während der Ermittlungen im Mordfall der kleinwüchsigen Terri fällt der Verdacht von Baines ab, doch Berger, Scarpetta & Co tappen lange im Dunkeln, bis der wahre Täter gefunden ist …
Ein ungewöhnlicher Mordfall erfordert einmal mehr alle ermittlungstechnischen Raffinessen des Teams um die sympathische Forensikerin Kay Scarpetta. Vor allem die erste Hälfte des ungewöhnlich umfangreichen Thrillers ist packend geschrieben, dann nehmen die persönlichen Beziehungen zwischen den Ermittlern immer mehr Raum ein, was der Figurenzeichnung auf angenehme Weise zugutekommt. Perfekter Mix aus spannender Unterhaltung und vielschichtigem Psychogramm!

Patricia Cornwell - (Kay Scarpetta: 12) „Die Dämonen ruhen nicht“

Donnerstag, 17. Dezember 2009

(Hoffmann und Campe, 463 S., HC)
Nachdem die von vielen Kollegen fast heldenhaft verehrte Gerichtsmedizinerin Dr. Kay Scarpetta in Virginia ihren Job losgeworden ist, hat sie sich in Florida als private Beraterin selbstständig gemacht und versucht so, auch Abstand von den traumatischen Erlebnissen der jüngeren Vergangenheit zu gewinnen, vom Tod ihres Liebhabers Benton Wesley, der einst als FBI-Profiler eine echte Koryphäe gewesen ist, und von Jean-Baptiste Chandonnes Mordanschlag auf ihre Person. Doch der Tod von Benton Wesley war nur vorgetäuscht. Unter Mithilfe von Scarpettas Nichte, der ebenfalls aus dem polizeilichen Dienst ausgetretenen Lucy Farinelli, und Scarpettas geschätzten Freund Pete Marino ist Wesley offiziell und auch für Scarpetta bei einem Brand ums Leben gekommen.
Tatsächlich fristet er nun als Tom Haviland ein anonymes, extrem einsames Leben, hat aber noch eine Rechnung zu begleichen… Während Scarpetta an der National Forensic Academy den abschließenden Kurs des Jahrgangs 2003 betreut, hat ein Serienmörder in Baton Rouge, Louisiana, bereits zehn Frauen in den vergangenen vierzehn Monaten entführt und gefoltert.
Sie spricht Nic Robillard, eine der Lehrgangsteilnehmerinnen, auf den Fall an, da diese aus Baton Rouge stammt, und versucht durch sie, nähere Informationen über den Fall zu bekommen. Sie ahnt nicht, dass Jean-Baptiste Chandonnes Bruder Jay Tally hinter den Entführungen der Frauen steckt, die eine verblüffende Ähnlichkeit mit Kay Scarpetta aufweisen. Chandonne, der im Todestrakt des Gefängnisses von Polunsky in Texas sitzt, verspricht Scarpetta Hinweise auf den Fall, wenn sie ihm einen Gefallen tut: sie persönlich soll ihm die Todesspritze geben…
Faszinierender Psycho-Thriller mit interessanten, gut gezeichneten Charakteren und überraschenden Handlungsverläufen!