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Stephen King – (Der dunkle Turm: 3) „tot.“

Samstag, 2. Februar 2019

(Heyne, 454 S., Pb.)
Roland von Gilead, der ehemalige Junkie Eddie Dean und die aus den beiden schizophrenen Persönlichkeiten Odetta Susannah Holmes und Detta Susannah Walker hervorgegangene Susannah Dean ziehen vom Westlichen Meer ins Landesinnere von Mittwelt, wo Roland in einem großen, alten Wald seinen beiden Gefährten nicht nur das Schießen, sondern auch den Kodex der Revolvermänner beibringt. Zum Glück lernen Eddie und Susannah schnell, denn sie werden von einem kolossalen Bärroboter angegriffen, eines der Tiere, die das Alte Volk dafür abgestellt hat, die zwölf Portale der sechs Balken zu beschützen, die in der Mitte zusammenlaufen und dort den Dunklen Turm stützen.
Nachdem Susannah die Antenne auf dem Kopf des Bären getroffen hat, können die drei Gefährten des Ka-tet dem Pfad des Balkens in die Richtung des Dunklen Turms fortsetzen, allerdings scheint Roland langsam den Verstand zu verlieren. Indem er nämlich den Killer Jack Mort davon abgehalten hat, den jungen Jake Chambers in New York vor ein Auto zu stoßen, wodurch Jake schließlich in dem Gasthaus in Rolands Welt gelandet ist, blieb Jake am Leben und in seiner eigenen Welt, aber Roland erinnert sich nach wie vor an Jakes Grenzübergang in Rolands Mittwelt.
Ähnlich ergeht es auch dem Jungen. Er hat keine Erinnerung daran, wie er seinen Abschlussaufsatz geschrieben hat, und als er ihn zurückbekommt und entdeckt, was für einen Nonsens er unter dem Titel „Mein Verständnis von Wahrheit“ abgeliefert hat, versteht er noch weniger, dass eine besondere Auszeichnung dafür erhält. Drei Wochen später ist Jake irgendwie bewusst, dass er gar nicht leben dürfte, und macht sich auf den Weg durch die Straßen von New York, bis er auf einem Baugelände eine einzelne Rose entdeckt, die er zu beschützen gedenkt, denn in ihr sieht er ein Symbol des Guten. Als er das heruntergekommene Haus auf dem Gelände betritt, begegnet Jake einem fürchterlichen Dämon, der ihn fast tötet, aber durch einen von Eddie geschnitzten Schlüssel gelingt es Roland, Jake im letzten Moment zu retten in seine Welt hinüberzuziehen. Zusammen mit dem Billy Bumbler Oy, einem rudimentär sprechenden Hundewesen, folgt das Ka-tet weiter dem Pfad des Balkens zum Dunklen Turm und muss sich mit der tückischen, rätselbegeisterten Einschienenbahn Blaine der Mono arrangieren, um einer Bande zu entkommen, die dem Ka-tet in einer von Krieg verwüsteten Großstadt mächtig zusetzen …
„Es war nur ein weiterer Showdown auf einer verlassenen Straße. Das war alles, und das war genug. Es war Khef, Ka und Ka-tet. Dass es immer zu dieser Konfrontation kam, zum Showdown, war ein Eckpfeiler seines Lebens und die Achse, um die Ka sich drehte. Dass der Kampf diesmal mit Worten ausgefochten werden würde und nicht mit Kugeln, spielte keine Rolle, es würde dennoch ein Kampf um Leben und Tod werden.“ (S. 445) 
Mit seinem dritten von insgesamt acht Bänden umfassenden Epos von Rolands Reise zum Dunklen Turm fügt Stephen King eine weitere turbulente Etappe hinzu, die in „Schwarz“ mit Rolands Jagd nach dem Mann in Schwarz begann und in „Drei“ mit Rolands Rekrutierung seiner drei Begleiter fortgesetzt wurde. In „tot.“ haben sowohl Roland als auch Jake vor allem mit dem Paradoxon zu kämpfen, wie Jake in seiner eigenen Welt und in Mittwelt sein kann, nachdem Roland Jakes Mörder vor dem einschneidenden Ereignis töten konnte. Aber vor allem lernt das Ka-tet das Landesinnere von Mittwelt kennen, die liebenswerten Einwohner von River Crossing ebenso wie die batteriegesteuerten Tierwächter der Portale und die Kriminellen in der Stadt, die wie ein postapokalyptisches New York aussieht, und natürlich der Einschienenbahn Blaine der Mono, der Jake bereits in einem Kinderbuch begegnet ist.
Der Roman entwickelt dabei eine mythische Wucht wie Tolkiens „Der Herr der Ringe“ und zuvor die großen mythischen Reisen unbedarfter, aber mutiger Helden zu ihrer Bestimmung. Dabei entwickelt King ein immenses Maß an Ideenreichtum, das weit über die Grenzüberschreitungen der beiden Welten und einiger interessanter Fabelwesen und Monster hinausgeht, aber er fordert von seinen Lesern auch einiges ab, was die komplexen Zusammenhänge, Zeitsprünge und Erinnerungen an merkwürdige Ereignisse angeht.
Im Vergleich zu „Drei“ fällt „tot.“ wegen seiner allzu verschachtelten Konstruktion etwas ab, aber die einfühlsame Entwicklung der sympathischen Figuren, die andauernden Unwägbarkeiten einer phantastischen Reise und der Cliffhanger sorgen am Ende dafür, die Spannung und das Interesse des Lesers aufrechtzuerhalten.
Leseprobe Stephen King - "tot."

Stephen King – (Der Dunkle Turm: 2) „Drei“

Freitag, 25. Januar 2019

(Heyne, 464 S., Pb.)
Nachdem Roland von Gilead, der letzte Revolvermann seiner Art, mit dem Mann im Schwarz ein stundenlanges Palaver abgehalten hat, bei dem Roland mit Tarotkarten („Der Gefangene“, „Herrin der Schatten“ und „Tod“) die Zukunft vorausgesagt worden ist, stirbt der Mann in Schwarz und Roland sieht am Ufer des westlichen Meeres dem Sonnenuntergang entgegen. Mit der einbrechenden Dunkelheit krabbeln aber auch Monster-Hummer aus dem Meer, Roland verliert bei der überraschenden Attacke zwei Finger seiner rechten Hand und einen Zeh. Trotz der einsetzenden, von Fieber und Schüttelfrost begleiteten Blutvergiftung setzt Roland seine Suche nach dem Dunklen Turm fort und findet bald die erste der Türen, die ihm der Mann in Schwarz prophezeit hatte.
Als er sie durchschreitet, schlüpft er in den Körper des Junkies Eddie Dean, der gerade für seinen Boss Balazar eine Ladung Kokain nach New York bringen soll. Eine aufmerksame Stewardess kommt Eddies Verhalten und vor allem der Wechsel seiner Augenfarbe von Braun zu Blau seltsam vor und sorgt dafür, dass Eddie nach der Landung der Maschine vom Zoll in Empfang genommen wird. Doch zwischenzeitlich hat Roland es geschafft, das Kokain in seine Welt zu bringen, so dass Eddie nach zweistündigem Verhör endlich zur eigentlichen Übergabe bei Balazar fahren kann.
Doch hier kommt es zu einem weiteren Zwischenfall, bei dem nicht nur Eddies Bruder Henry umkommt, sondern auch die ganze Drogenhändlerbande. Eddie folgt Roland durch die Tür nach Mittwelt und macht sich am Strand entlang auf den Weg zur nächsten Tür mit der Aufschrift „Die Herrin der Schatten“.
Nachdem er zuvor Eddie im New York der 1980er Jahre aufgegriffen hat, landet Roland nun in den 1960er Jahren im Körper einer schwarzen Rollstuhlfahrerin, deren Persönlichkeit sich durch ein traumatisches Erlebnis in ihrer Vergangenheit gespaltet hat, in die wohlerzogene und wohlhabende Odetta Holmes und in die vulgäre, teuflisch raffinierte Detta Walker, was für Eddie und Roland für ihre zukünftige Reise zum Dunklen Turm eine besondere Herausforderung bedeutet, denn sobald Detta in dem beinlosen Körper der Schwarzen das Sagen hat, drohen sowohl dem schwerkranken Roland als auch dem erschöpften Eddie ungemütliche Zwischenfälle. Gemeinsam gelingt es ihnen schließlich, auch die dritte Tür zu erreichen.
Mit Hilfe des Wirtschaftsprüfers Jack Mort, der zum Spaß Leute umbringt und so auch einst den Jungen Jake vor ein Auto gestoßen hatte, den Roland auf der ersten Etappe seiner Reise im Gasthaus kennengelernt hatte und später opfern musste, kommt Roland endlich an die nötige Menge Penicillin, um seine Entzündung zu heilen. Nach der Rückkehr in seine Welt erwartet Roland, Eddie, Jack und Odetta/Detta eine weitere Überraschung …
„Es war der Turm. Der Dunkle Turm.
Er stand am fernen Ende einer Ebene, die im brutalen Licht einer sterbenden Sonne die Farbe von Blut hatte. Er konnte die Treppe nicht sehen, die spiralförmig nach oben führte, immer weiter hinauf innerhalb der Hülle aus Stein, aber er konnte die Fenster sehen, die sich an dieser Treppe entlang erstreckten, und er sah die Geister aller Menschen, die er je gekannt hatte, an ihnen vorübergehen. Immer weiter gingen sie hinaus, und ein heftiger Wind trug den Klang von Stimmen zu ihm, die seinen Namen riefen.“ (S. 456) 
Nachdem „Schwarz“, der erste von insgesamt acht Bänden (wenn man den Spin-off-Roman „Wind“ dazuzählt) von Stephen Kings epischer Saga um den Dunklen Turm, noch eine Zusammenfassung jener Geschichten darstellte, die King zwischen 1978 und 1981 im The Magazin of Fantasy & Science Fiction veröffentlicht hatte und die Jagd von Roland nach dem Mann in Schwarz thematisierte, wirkt „Drei“ weitaus stimmiger in Dramaturgie und Erzählton.
„Schwarz“ war noch deutlich von Robert Brownings Gedicht „Childe Roland to the Dark Tower Came“ ebenso inspiriert wie von Spaghetti-Western, Fantasy- und Horror-Elementen, mit „Drei“ begibt sich Stephen King nun ganz in das Reich der Fantasy und der archetypischen Suche des Narren nach dem Gral, der hier die Form des Dunklen Turms annimmt.
Unterhaltsam schildert der Autor, wie Roland der Prophezeiung folgend seine Gefährten auf der Reise einsammelt, wobei der persönliche Hintergrund der ganz unterschiedlichen Charaktere und ihr Eintritt in Rolands Welt so glaubwürdig aufgearbeitet wird, dass „Drei“ eine ganz eigene Atmosphäre entwickelt. Was den Plot dabei so spannend macht, ist das untrügliche Wissen aller Beteiligten, dass Roland jeden von ihnen opfern wird, um den Dunklen Turm zu erreichen, trotzdem begleiten sie ihn. Auch der Leser ist gespannt, wie die Reise in dem nächsten Band „tot“ fortgesetzt wird.
Leseprobe Stephen King - "Drei"

Stephen King – (Der Dunkle Turm: 1) „Schwarz“

Mittwoch, 23. Januar 2019

(Heyne, 237 S., Pb.)
In einer postapokalyptischen Welt, die der unseren nicht ganz unähnlich ist, macht sich Roland von Gilead, seines Zeichens der letzte Revolvermann, in einer unwirtlichen Wüste, die nicht einmal Teufelsgras wachsen lässt, auf die Suche nach dem Mann in Schwarz. Seit über zwei Monaten ist er ihm auf der Spur und hat in den „endlos, schreiend monotonen fegefeuerähnlichen Einöden“ nicht mal die Spur eines Lagerfeuers des Gesuchten gefunden. Doch den Mann in Schwarz zu finden ist nur die erste Etappe seiner Reise sein, die ihn letztlich zum Dunklen Turm führen soll.
Als er nach ein paar Tagen auf eine Hütte und den darin wohnenden Grenzbewohner Brown trifft, erzählt er ihm von seinen Erlebnissen in der Geisterstadt Tull, wo er sich mit einem Mädchen namens Allie vergnügt, bis er auf eine dämonische Priesterin stößt, die vom Mann in Schwarz verzaubert wurde und den Revolvermann dazu bringt, die Bewohner der ganzen Stadt niederzuschießen. Schließlich stößt er in einem Rasthaus an einer längst vergessenen Kutschenstraßen auf den Jungen Jake, der in unserer Welt bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist, und nun in Mittwelt noch einmal stirbt, weil ihn Roland auf seinem Weg zum Dunklen Turm opfern muss.
„So endet es, dachte er. Immer wieder endet es so. Es gibt Suchen und Straßen, die unablässig weiter führen, und alle enden am selben Ort … auf dem Schlachtfeld.
Abgesehen vielleicht von der Straße zum Turm.“ (S. 118) 
Als Roland den Mann in Schwarz endlich in einem Golgatha, einer Stätte der Schädel, eingeholt hat, kommt es nicht zum erwarteten Showdown zwischen dem geheimnisvollen Zauberer und dem letzten Revolvermann. Stattdessen sitzen sie am Lagerfeuer bei einer Zigarette zu einem Palaver beisammen, denn Roland braucht Antworten, die ihm nur der Mann in Schwarz geben kann, der sich schließlich als alter Bekannter aus der Heimat des Revolvermanns herausstellt …
Inspiriert von Robert Brownings erzählenden Gedicht „Childe Roland to the Dark Tower Came“ hat Stephen King im März 1970 angefangen, sein letztlich acht Bände umfassendes, in über dreißig Jahren entstandenes Epos um den Dunklen Turm als Fortsetzungsroman zu schreiben. Die in „Schwarz“ versammelten Geschichten sind zwischen 1978 und 1981 zunächst in „The Magazine of Fantasy & Science Fiction“ veröffentlicht worden und 1982 erstmals vereint in Buchform erschienen. Eine klar definierte Erzählstruktur hat Stephen King in „Schwarz“ noch nicht gefunden. Immer wieder wird die Reise des Revolvermanns von Geschichten unterbrochen, die den Leser zurück in wegweisende Episoden aus Rolands Leben führt, unter denen die Auseinandersetzung mit seinem Lehrer Cuthbert eine zentrale Bedeutung erfährt. Hier wird der Grundstein für eine epische Erzählung gelegt, die in einer unbestimmten Zeit spielt, mit Themen wie Verrat und Erlösung, Mut und Verzweiflung, Liebe und Zerstörung, Traum und Erinnerung, Leben und Tod spielt und dabei verschiedene Genres wie Horror, Western, Fantasy und Science Fiction streift.
Wenn am Ende dieses ersten, für Stephen King ungewöhnlich schmalen Romans der Mann in Schwarz dem Revolvermann die Tarotkarten legt, ist damit bereits der weitere Weg von Roland vorgegeben. King hat mit der Arbeit an seinem Lebenswerk bereits 1970 begonnen, als er sich von Brownings Gedicht, aber auch von Spaghetti-Western, der Artussage und Fantasy-Werken wie Tolkiens „Der Herr der Ringe“ inspirieren ließ. „Schwarz“ wirft dabei mehr Fragen nach Rolands Suche und dem Dunklen Turm auf, als sie zu beantworten, aber dafür nahm sich King schließlich noch weitere Jahre und Romane Zeit …
Leseprobe Stephen King - "Schwarz"

Stephen King – (Der Dunkle Turm: 8) „Wind“

Freitag, 19. Oktober 2012

(Heyne, 415 S., HC)
Was für Tolkien die Bücher über Mittelerde gewesen sind, ist für Stephen King seine Saga um den Dunklen Turm, die abenteuerliche Reise, die Roland, den Revolvermann, mit seinem Ka-Tet durch Mittwelt erlebt. Eigentlich war das gewaltige Epos, das – neben vielen anderen - von Robert Brownings Gedicht „Herr Roland kam zum finstern Turm“ ebenso inspiriert wurde wie von Tolkiens „Herr der Ringe“-Trilogie und den Western von Sergio Leone, mit dem 2004 erschienenen siebten Band „Der Turm“ abgeschlossen, doch offensichtlich lässt Stephen King sein für ihn „wichtigstes Werk“ nicht los.
„Wind“ führt die Saga um den Dunklen Turm aber nicht weiter, sondern bildet eher eine Episode ab, die zeitlich zwischen dem vierten Band „Glas“ und dem fünften Band „Wolfsmond“ angesiedelt ist. Nach ihrem Abenteuer im Grünen Palast streifen Roland von Gilead, Susannah, Eddie und Jake mit dem Billy-Bumbler Oy auf der Straße des Balkens in Richtung des Landes Donnerschlag und damit weiter in Richtung Dunkler Turm. In dem heruntergekommenen Versammlungshaus von Gook schützt sich die Truppe vor dem herannahenden Stoßwind, und Roland nutzt die Zeit, in der niemand an Schlaf denken kann, zum Erzählen einer Geschichte über den Fellmann, den der junge Roland mit seinem Ka-Gefährten Jamie in Debaria aufspüren soll, eine Bestie, die sich offensichtlich von einem Menschen durch mehrere Metamorphosen in einem riesigen Bär verwandeln kann und ganze Familien abschlachtet. Als sie die Jefferson-Ranch nach einem dieser Gemetzel aufsuchen, bergen sie einen Jungen namens Bill, der sich vor dem Gestaltwandler verstecken und an ihm eine Tätowierung entdecken konnte. Bevor sich Roland und seine Freunde auf die Suche nach der Bestie machen, erzählt er dem Jungen eine Geschichte, die er selbst als Junge von seiner Mutter erzählt bekam, „Der Wind durchs Schlüsselloch“.
„Ich begann langsam und systematisch, denn auch das Geschichtenerzählen fiel mir in jenen Tagen nicht leicht … obwohl es etwas war, was ich im Lauf der Zeit gut lernte. Weil ich musste. Das müssen alle Revolvermänner. Aber sobald ich einmal angefangen hatte, sprach ich zunehmend freier und natürlicher. Weil ich die Stimme meiner Mutter hörte. Sie sprach mit allen Hebungen, Senkungen und Pausen aus meinem Mund. Ich konnte sehen, wie Bill in der Geschichte aufging, und das gefiel mir – es war fast so, als hypnotisierte ich ihn wieder, allerdings auf bessere Weise. Auf ehrlichere Weise. Das Beste daran war jedoch, dass ich wieder die Stimme meiner Mutter hörte. Es war, als würde sie mir, tief aus meinem Inneren kommend, zurückgegeben. Es schmerzte natürlich, aber das tun die besten Dinge meistens, wie ich seither festgestellt habe. Das würde man nicht glauben, aber – wie die Alten zu sagen pflegten – die Welt ist schief und hat irgendwo ein Ende.“ (S. 146) 
Tatsächlich nimmt die von Roland erzählte Geschichte „Der Wind durchs Schlüsselloch“ den Hauptteil des achten „Dunkler Turm“-Romans ein und präsentiert sich als grandios fabuliertes klassisches Märchen eines Jungen, der loszieht, um den Mord an seinen Vater zu rächen und die Blindheit seiner Mutter zu heilen, und dabei zum jungen Mann heranreift und schließlich zu einem Revolvermann wird. Insofern funktioniert „Wind“ auch als eigenständiges Werk, für das man den Hintergrund der damit zusammenhängenden Dark-Fantasy-Saga nicht zwingend kennen muss. Fans der „Dunkler Tum“-Saga dürfen nach dieser wunderschönen Märchengeschichte aber hoffen, dass der Autor immer mal wieder nach Mittwelt zurückkehrt, um weitere so schöne Geschichten zu erzählen.
Leseprobe: Stephen King – “Wind”

Stephen King - (Der Dunkle Turm: 4) „Glas“

Samstag, 12. Juni 2010

(Heyne, 847 S., HC)
Mit Werken wie „Das letzte Gefecht“ oder „Es“ hat sich der meistgelesene Autor unserer Zeit als Meister in der Erzählung epischer Geschichten und Erbauer phantastischer Welten erwiesen, in die der Leser förmlich hineingesogen wurde. Sein anspruchsvollstes und auch für ihn selbst wichtigstes Werk hat King allerdings mit der 1978 initiierten, sich bislang über drei Bände erstreckenden Saga von Rolands Suche nach dem Dunklen Turm in Angriff genommen. Inspiriert von Robert Brownings epischen Gedicht „Herr Roland kam zum finstern Turm“ schuf King eine faszinierende, symbolbeladene und rätselhafte Geschichte, die auf ganz natürliche Weise Horror-, Fantasy- und Western-Elemente miteinander verbindet.
Fünf Jahre ließ King seine treuen Fans auf die Fortsetzung von „tot“, dem dritten Teil der Saga, warten, aber irgendwann musste sich der Horror-Meister ja wieder seinem Lieblingskind annehmen. So beginnt „Glas“ - in vielen Buchclub-Ankündigungen irrtümlicherweise als Abschlussband der Saga vom Dunklen Turm bezeichnet - dort, wo „tot“ aufhörte, nämlich in dem von einem aus Rand und Band geratenen Computer namens Blaine geführten Zug, der seine vier Insassen, darunter Roland von Gilead, in den sicheren Tod fahren wird. Einen letzten Funken Hoffnung versprechen sich die Passagiere von Blaines Vorliebe für Rätsel. Sollte Roland und seinen Gefährten ein Rätsel einfallen, das Blaine nicht lösen kann, wären sie frei. Natürlich besteht das Gespann diese erste Bewährungsprobe, aber es landet dafür in der apokalyptischen Szenerie von „The Stand“. An einem Lagerfeuer erzählt Roland seinen Freunden die Geschichte seines Lebens, eine Geschichte von Liebe, Verrat und Verlust.
Nachdem die Gruppe vom Lagerfeuer aufgebrochen ist, gelangt sie in ein märchenhaftes Schloß, in dem sie sich mit dem mächtigen Magier Marten auseinandersetzen müssen. Dieser legt Rolands Gefährten nämlich nahe, sich von Roland abzuwenden, da er die Gewohnheit besitze, seine Freunde umzubringen, woraufhin Roland auch das letzte seiner dunklen Geheimnisse offenbaren muss...
Für „Glas“ gilt eigentlich auch das, was für die besten King-Romane zutrifft: es zieht seine Leser nach der eröffnenden Zusammenfassung der ersten drei Bände recht schnell in seinen Bann und verzaubert mit der detaillierten, teilweise recht poetischen Beschreibung einer magischen Welt, die voller dunkler, aber faszinierender Geheimnisse steckt. Bleibt nur zu hoffen, dass die Fortsetzung von „Glas“ nicht wieder fünf Jahre auf sich warten lässt.

Stephen King - (Der Dunkle Turm: 5) „Wolfsmond“

(Heyne, 940 S., HC)
In der fünften Episode des insgesamt sieben Bände umfassenden Fantasy-Epos vom „Dunklen Turm“ gelangen der Revolvermann Roland von Gilead und seine Gefährten Eddie, Jake und Susannah in den kleinen Ort Calla Bryn Sturgis, dessen Einwohner die Revolvermänner um Hilfe im Kampf gegen mysteriöse Wolfskreaturen bitten, die in etwa jeder Generation einen der vielen Zwillinge im Dorf entführen und es geistig behindert wieder zurückschicken. Andy, der Boten-Roboter, der sonst nur Horoskope zum Besten geben kann, schockiert die Dorfbewohner mit der Ankündigung eines weiteren Überfalls der Wölfe, vor denen die Angst so groß ist, dass sich viele im Calla nicht trauen, den Revolvermännern beizustehen. Roland hört sich jedoch geduldig die Geschichten von Callahan, dem Priester, und anderen Männern aus dem Dorf an, und trifft auf mutige Frauen, die sich als tödliche Tellerwerferinnen erweisen.
Nachdem auch Susannah diese Fertigkeit erlernt hat, sind Roland und seine Gefährten wieder zuversichtlich, den bevorstehenden Kampf gegen die Wölfe zu gewinnen. Als sie in einer Höhle eine Tür entdecken, die Reisen in andere Welten ermöglicht, versucht das sogenannte Ka-tet, im New York des Jahres 1977 eine Rettungsaktion der besonderen Art. Erschwert wird ihr Unterfangen allerdings durch die Tatsache, dass sich in Susannah nicht nur die ätzende Persönlichkeit von Odetta Holmes verbirgt, sondern auch Mia, die einen hungrigen Dämon austrägt.
Auch wenn auf den knapp 1000 Seiten nicht wirklich viel passiert, lesen sich vor allem Callahans Erinnerungen sehr spannend. Dabei begegnet der Leser nicht nur dem Vampir Barlow und dem Marsten-Haus aus „Brennen muss Salem“, sondern auch den „niederen Männern“ aus „Atlantis“.

Stephen King - (Der Dunkle Turm: 6) „Susannah“

(Heyne, 494 S., HC)
Als Stephen King 1976 mit der Kurzgeschichte „Der Revolvermann“ den Grundstein für sein umfangreiches Fantasy-Epos um Roland von Gilead, den letzten Revolvermann, auf der Suche nach dem Dunklen Turm, legte, mochte wohl niemand glauben, dass ihn diese Geschichte über fast dreißig weitere Jahre lang verfolgen würde. In dem knapp 1000 Seiten umfassenden letzten Band, „Wolfsmond“, kamen Roland und seine Gefährten Eddie, Jake und Susannah nach Calla Bryn Sturgis, wo sie die Bewohner vor den Wolfsreitern beschützten. Am Ende trug Susannah ein Dämonenkind in sich und flitzte mit der Schwarzen Dreizehn nach New York von 1977, um dort das Kind auszutragen, wohin sich nun mit Hilfe der Mannis Henchick und Cantab auch Roland, Eddie, Jake und der Calla-Priester Callahan aufmachen.
Während die Brecher versuchen, auch die letzten Balken zu zerstören, die den Dunklen Turm tragen, kämpft Susannah dagegen an, Mias todbringendes Kind zu gebären. Mordred, so soll der Name des Kindes lauten, soll – so die Prophezeiung – Roland töten, aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg, der seinen Höhepunkt im siebten und damit letzten Band der Saga vom Dunklen Turm finden wird… Teil VI zählt jedenfalls zu den verwirrendsten und komplexesten der ohnehin nicht leicht zu konsumierbaren Geschichte, in der nun Stephen King auch selbst als Figur auftaucht und auch von den Reisenden aus Mitt-Welt aufgesucht wird. Am Ende von „Susannah“ ist man froh, dass dieser Band „nur“ 500 Seiten umfasst und dass das Ende der Saga nah ist. Für King mag dieses umfangreiche Werk im Zentrum seines Schaffens stehen, für seine Leser mittlerweile leider wohl eher weniger… Einzig die angefügten Tagebuchaufzeichnungen von Stephen King, die den Schaffensprozess des „Dunklen Turms“ thematisieren, wirken etwas erhellend.

Stephen King - (Der Dunkle Turm: 7) „Der Turm“

(Heyne, 1010 S., HC)
Basierend auf Robert Brownings Gedicht „Herr Roland kam zum finstern Turm“ (das im Anhang von „Der Turm“ nachzulesen ist) hat Stephen King in den vergangenen dreißig Jahren seines Lebens an seinem Magnum Opus, der Geschichte vom „Dunklen Turm“, geschrieben, das nun mit dem siebten Band „Der Turm“ endlich sein Ende findet.
Der Revolvermann Roland ist endlich am Ende seiner langen Reise angekommen. Doch bevor er den Dunklen Turm erreicht, sind noch einige Monster, Vampire, Bösewichte und Mutanten, allen voran Crimson King, der Herr der Dunklen Turms, aus dem Weg zu räumen. Während Jake Chambers und Pere Don Callahan 1999 im Dixie Pig Cafe in Manhattan einen aussichtslos erscheinenden Kampf gegen die Erben des Bösen fechten, bei dem Callahan sein Leben lassen muss, versuchen Eddie und Roland in der Parallelwelt von 1977 den Staat Maine zu retten. Sie versuchen, ihren Kaufvertrag für das unbebaute Grundstück an der Second Avenue Moses Carver zu übergeben, der nicht nur das Grundstück, sondern auch eine darauf wachsende spezielle Wildrose in Obhut nehmen, weiterhin die Tet Corporation mit Holmes Industries verschmelzen soll und zudem verhindern muss, dass die Sombra Corporation mit North Central Positronics ihre Pläne durchführen können. Eddie und Roland selbst machen sich auf den Weg zu Susannah/Mia ins Krankenhaus, wo sie gerade einen schrecklichen Sohn gebärt. Das Ka-Tet begegnet alten Weggefährten wie Dinky, Sheemie und dem aus Stephen Kings „Atlantis“ bekannten Gedankenleser Ted Brautigan, der den Revolvermännern auf vier Tonbändern seine Geschichte hinterlässt. Er half seinen Auftraggebern, die Balken zu zerstören, von denen nur noch Shardiks und Gans Balken den Dunklen Turm stützen. Der Wettlauf gegen die Zeit geht seinem dramatischen Ende entgegen, denn das Ka-Tet, das zum Ende hin zerbricht, muss Stephen King vor einem Autounfall retten, damit er die Geschichte von Roland und seiner Suche beenden kann…
Nach gewohnt verwirrendem Beginn und unübersichtlichen wie unnötigen Nebenhandlungssträngen kommt der abschließende „Dunkle Turm“-Band erst ab der zweiten Hälfte so richtig in Fahrt.