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Tess Gerritsen – (Rizzoli & Isles: 13) „Mutterherz“

Dienstag, 2. August 2022

(Limes, 382 S., HC) 
2001 veröffentlichte die ehemalige Internistin Tess Gerritsen nach einigen Medizin-Thrillern mit „The Surgeon“ den ersten Band ihrer bis heute erfolgreichen Thriller-Serie um Detective Jane Rizzoli vom Boston Police Department und ihrer Freundin, Pathologin Maura Isles, der ein Jahr später unter dem Titel „Die Chirurgin“ auch hierzulande gleich als Hardcover bei Limes erschien. 20 Jahre später präsentiert die Bestseller-Autorin mit „Mutterherz“ den 13. Band ihrer mittlerweile auch erfolgreich als Fernsehserie adaptierten Thriller-Reihe, wobei vor allem Jane Rizzolis Mutter Angela im Mittelpunkt steht. 
Angela Rizzoli lebt mit ihrem Lebensgefährtin, dem pensionierten Polizisten Vince, im Norden von Boston im beschaulichen Revere, wo bescheidene Einfamilienhäuser wie auf einer Perlenkette aufgereiht die Straßen säumen. Zu ihren Nachbarn unterhält Angela einen guten Draht. Zwar hat sich ihre zuvor beste Freundin Agnes von ihr abgewandt, seit Angelas Mann sich eine Jüngere angelacht hat und sie selbst eine Beziehung mit Vince eingegangen ist, aber mit Larry und Lorelei Leopold spielt sie jeden Donnerstagabend Scrabble. Mittlerweile gehört auch der 62-jährige Junggeselle und Ex-Navy SEAL Jonas mit zur Runde. 
Als das ein Jahr leer stehende Haus des verstorbenen Glen Druckmeyer von einem jüngeren Paar bezogen wird, ist Angelas Neugier schnell geweckt, denn der Umzugswagen der Greens wird erst in der Nacht entladen, die Fenster des Hauses sind den ganzen Tag verschlossen, und als Angela zufällig mitbekommt, dass der Mann eine verdeckte Waffe trägt, ist sie in höchster Alarmbereitschaft. Natürlich informiert sie ihre Tochter über ihre Beobachtungen, auch über das Verschwinden der 16-jährigen Tricia Talley, doch Jane hat gerade ganz andere Sorgen. Zusammen mit ihrem Partner Frost ermittelt sie nämlich im Mordfall Sofia Suarez. Die Intensiv-Krankenschwester wurde auf dem Heimweg mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen, doch ein Motiv können die Detectives zunächst nicht ausmachen. 
Auf der Beerdigung der Krankenschwester wird Amy Antrim, die Tochter von Dr. Antrim, zu dessen Team die Tote gehört hatte, von einem fremden Mann angesprochen, der das Teenager-Mädchen auch danach zu stalken scheint. Interessanterweise wurde Amy vor zwei Monaten nach einem Unfall mit Fahrerflucht besonders herzlich von Sofia Suarez betreut. Die Begegnung mit dem Mann auf dem Friedhof lässt bei Amy unschöne Erinnerungen an ihre Kindheit hochkommen… 
„… warum konnte sie sich nicht an sein Gesicht erinnern? Wo war diese Erinnerung geblieben? Das Einzige, woran sie sich erinnerte, war seine Stimme, sein Gebrüll in der Küche, wenn er schwor, dass er sie nie gehen lassen würde, dass er sie nie aufgeben würde. Ganz egal, wie weit und wie schnell sie davonliefen, er würde sie immer finden. Ist es möglich? Hat er uns jetzt tatsächlich eingeholt?“ (S. 146f.) 
Tess Gerritsen drückt in „Mutterherz“ ordentlich aufs Tempo. Neben dem schwierig zu lösenden Mordfall der Krankenschwester spielt sich der Großteil des Geschehens in Revere und der Nachbarschaft von Jane Rizzolis Mutter Angela ab, die in ihrer zentralen Funktion als Ich-Erzählerin fungiert. Sie geht nicht nur der vermissten Teenagerin nach, die als Ausreißerin bekannt ist, aber auch unter der problematischen Ehe ihrer Eltern zu leiden hat, sondern muss sich auch der Avancen ihres Nachbarn Jonas erwehren, während sich ihr Lebensgefährte gerade um seine Schwester kümmert. 
Und dann sind da natürlich die neuen Nachbarn Green, die sich in ihrem neuen Heim total verschanzen, und der verdächtige Lieferwagen, der nun häufiger in der Straße zu sehen ist. Maura übt derweil am Klavier für das Konzert mit ihrem Krankenhaus-Orchester, in dem auch Dr. Antrim mitwirkt, wobei Jane per Zufall von dem Konzert ihrer Freundin erfährt, und zwar nicht von Maura selbst. 
So wechselt Gerritsen immer wieder die Perspektive zwischen Jane, Angela, Amy und Maura, wobei Mutter-Tochter-Beziehungen zwar im Fokus stehen, aber nie so recht in die Tiefe gegangen wird. Stattdessen springt die Autorin mit ihrem äußerst gefälligen und lebendigen, aber wenig anspruchsvollen Schreibstil von einer Handlung zur nächsten, bis im letzten Viertel die verschiedenen Fäden geschickt zusammengeführt werden. Das ist durchaus spannend, aber auch sehr durchkonstruiert, so dass „Mutterherz“ fast wie ein James-Patterson-Roman wirkt, denn im Vergleich zu früheren Rizzoli-&-Isles-Bänden ist die Charakterisierung der Figuren diesmal durchgängig sehr dünn ausgefallen.  

Tess Gerritsen – (Rizzoli & Isles: 12) „Blutzeuge“

Freitag, 8. Dezember 2017

(Limes, 412 S., HC)
Als die Leiche der jungen Filmemacherin Cassandra Coyle auf dem Bett ihrer exklusiven Wohnung aufgefunden wird, ruft das nicht nur Detective Jane Rizzoli vom Boston Police Department, sondern auch ihre Freundin, die Gerichtsmedizinerin Maura Isles, auf den Plan. Der Mörder hat seinem Opfer nämlich die Augäpfel entfernt und in dessen Handflächen gelegt. Bei der Autopsie entdeckt Isles nicht nur eine signifikante Menge der Date-Rape-Droge Ketamin im Körper der Toten, sondern am Hals auch Rückstände von Klebemittel.
Wenig später wird an Heiligabend auch der fünfundzwanzigjährige Buchhalter Timothy McDougal am Jeffries Point unter ähnlichen Umständen tot aufgefunden, mit drei Pfeilen in der nackten Brust. Auch bei ihm wird Ketamin im Blut gefunden. Als sich Isles mit ihrem ehemaligen Geliebten, den Polizeigeistlichen Daniel Brophy, über ihren Verdacht austauscht, wird ihr klar, dass die Bostoner Polizei es mit einem Serienkiller zu tun hat, der mit seinen Taten die Leiden der christlichen Märtyrer nachstellt.
Auf den Überwachungsvideos bei den Trauergottesdiensten fällt den Beamten eine Frau auf, die sie als Holly Devine identifizieren und die eine gemeinsame, traumatische Geschichte mit den Opfern teilt. Sie war nämlich ebenso wie die Mordopfer vor zwanzig Jahren in der Kindertagesstätte Apple Tree von Irina und Konrad Stanek sowie ihrem Sohn Martin missbraucht worden, was erst ans Licht kam, als die neunjährige Lizzie DiPalma vermisst worden war. Während das Stanek-Ehepaar mittlerweile in der Haft verstorben war, wurde Martin Stanek vor drei Monaten entlassen. Doch die Journalistin Bonnie Sandridge glaubt nicht daran, dass Stanek der Täter gewesen war.
„,Lizzie DiPalmas Verschwinden versetzte die Menschen in der Gemeinde in Angst und Schrecken, und sie waren bereit, alles zu glauben – sogar, dass Tiger durch die Luft fliegen könnten. Darum geht in meinem Buch, Detective. Darum, wie aus eigentlich vernünftigen Menschen ein rasender und gefährlicher Mob werden kann.‘“ (S. 282) 
Rizzoli und ihr Partner Berry Frost haben alle Hände voll zu tun, die alten Prozessakten durchzusehen, Gespräche mit dem nun auf freiem Fuß befindlichen Hauptverdächtigen Martin Stanek und der undurchdringlichen Holly Devine zu führen, aber auch auf privater Seite haben Rizzoli und Isles einige Probleme zu meistern. So wird Maura Isles nicht nur mit dem nahenden Krebstod ihrer wegen mehrfachen Mordes inhaftierten Mutter Amalthea Lank konfrontiert, sondern muss sich auch ihren Gefühlen für Daniel stellen, der sein Versprechen Gott gegenüber nicht für Maura brechen will. Und Jane Isles bekommt zum Weihnachtsessen vorgeführt, wie sehr ihre Mutter unter der Ehe mit ihrem Mann zu leiden hat, nachdem sie ihre Affäre mit Vince Korsak beendet hatte.
Für einen moderaten Umfang von 400 Seiten bietet der zwölfte Band aus der erfolgreichen Thrillerreihe um Rizzoli & Isles nicht nur etliche Tote mit außergewöhnlichen Verletzungen, sondern auch eine interessante Spurensuche in der Vergangenheit. Wie die Missbrauchsanschuldigungen im Fall von Apple Tree mit den Morden in der Tradition christlicher Märtyrer zusammenhängen, zählt zu den spannungstreibenden Elementen in „Blutzeuge“.
Dass Maura Isles immer wieder mit ihrer grausamen Mutter konfrontiert wird, hat sie mit Karin Slaughters Protagonisten Will Trent gemein, der ständig von seiner psychopathischen Exfrau Angie terrorisiert wird. Das mag für einige Stories innerhalb einer Reihe ganz interessant sein, auf die Dauer nerven diese Verknüpfungen allerdings und tragen nicht zur Glaubwürdigkeit des Plots bei. Viel interessanter wären hier die Beziehungen zwischen Maura Isles und ihrem geliebten Geistlichen einerseits und die problematischen Verhältnisse in der Rizzoli-Familie. Janes Mann Gabriel wird auf den immer verständnisvollen Gefährten reduziert, während die Episode zwischen Isles und ihrem Love Interest wie eine Anekdote behandelt wird.
Doch Gerritsen scheint nicht mehr als an einer oberflächlichen Entwicklung ihrer Figuren interessiert zu sein, was sie u.a. ihrem Kollegen James Patterson gemein hat. Stattdessen liefert sie leicht lesbare, durchaus spannende Thriller-Kost mit einem überschaubaren, aber kaum markant gezeichneten Ensemble, wobei sich die Originalität des Plots meist auf möglichst mysteriöse, abartige Modi Operandi beschränkt.
 Leseprobe Tess Gerritsen - "Blutzeuge"

Tess Gerritsen - (Rizzoli & Isles: 11) „Der Schneeleopard“

Sonntag, 31. Mai 2015

(Limes, 416 S., HC)
Als die Bostoner Polizei eines Morgens durch einen Briefträger über einen grausigen Leichenfund alarmiert wird, finden Jane Rizzoli und ihr Partner Barry Frost am Tatort eine nackte Leiche eines Mannes, der kopfüber von der Decke hängt, die Fußknöchel mit einem Nylonseil gefesselt und den Bauch so aufgeschlitzt, dass sich bereits ein Fliegenschwarm an den Inneren, die nicht entnommen wurden, gütlich tat. Der 64-jährige Leon Godt hatte sich einen Namen als leidenschaftlicher Jäger und einer der führenden Tierpräparatoren vor allem für große Wildkatzen gemacht und fand nun offensichtlich jenes Ende, das er zu seinen Lebzeiten den gnadenlosen Jägern in freier Wildbahn bereitet hatte.
Die Spur führt Rizzoli, ihre Kollegen und die Rechtsmedizinerin Dr. Maura Isles nach Botswana, wo Godts Sohn Elliot fünf Jahre zuvor bei einem Campingtrip, das als das „ultimative Buschabenteuer“ angepriesen wurde ebenso spurlos verschwand oder getötet wurde wie fünf seiner touristischen Begleiter und der Safari-Begleiter Clarence Nghobo. Allein die Londoner Buchhändlerin Millie Jacobson konnte damals den mörderischen Ereignissen entfliehen und hält sich seitdem auf einer Farm in Südafrika bei ihrem damaligen Retter und jetzigen Ehemann versteckt.
Als weitere Leichen mit ganz ähnlichen Verletzungen auch in anderen US-Bundesstaaten entdeckt werden, haben es Rizzoli & Co. auf einmal mit einem Serienkiller zu tun, der offenbar schon seit Jahren sein bizarres Werk verrichtet.
Rizzoli und ihr Mann, FBI-Agent Dean Gabriel, sind dringend auf Millie Jacobsons Hilfe angewiesen, um diese menschliche Bestie fassen zu können. Der nach wie vor vermisste Anbieter der Safari, Johnny Posthumus, ist nach Millies Angaben der offensichtliche Täter.
„Wir glaubten – ich glaubte -, dass wir bei ihm in sicheren Händen wären. Im Delta kann man auf Dutzende verschiedene Arten den Tod finden. Jedes Mal, wenn man aus dem Jeep steigt oder das Zelt verlässt, lauert irgendetwas auf einen oder trachtet einem nach dem Leben. An einem solchen Ort ist der eine Mensch, dem man einfach glauben und vertrauen muss, der Safari-Guide. Der Mann mit der Erfahrung, der Mann mit dem Gewehr.“ (S. 348f.) 

Mit ihrem bereits 11. Band in der Reihe um die Bostoner Polizistin Jane Rizzoli und ihre Freundin, die Pathologin Maura Isles, knüpft die amerikanische Thriller-Autorin Tess Gerritsen fast nahtlos an die erstklassig inszenierten Vorgänger an, mit denen es die sympathischen Protagonistinnen sogar zu einer eigenen Fernsehserie geschafft haben, die bereits in die fünfte Staffel geht.
Der neue Fall erhält vor allem durch die exotische afrikanische Kulisse neue atmosphärische Akzente, die vor allem durch die Ich-Erzählung der Safari-Touristin Millie Jacobson in Echtzeit auch eine dramatische Komponente erhalten. Natürlich entwickeln sich die Dinge und Ermittlungen wieder nicht erwartungsgemäß, und Jane wird durch den Fall wieder an ihre eigene Begegnung mit der menschlichen Bestie erinnert, die damals Jagd auf sie gemacht hatte.

Davon abgesehen halten sich die Einblicke in die privaten Nischen von Rizzoli & Isles eher in Grenzen. Dafür gestaltet sich der Fall um den exotischen (in der deutschen Ausgabe) titelgebenden Schneeleoparden bis zum furiosen Finale angenehm vielschichtig.

Tess Gerritsen - (Rizzoli & Isles: 9) „Grabesstille“

Freitag, 18. April 2014

(Limes, 446 S., HC)
Bei einer Stadtführung durch Bostons Chinatown, in der Billy Foo seinem jungen Publikum schaurig-schöne Gruselgeschichten erzählt, finden die Kinder im Rinnstein eine abgeschlagene Hand. Die Mordkommission unter Leitung von Detective Jane Rizzoli entdeckt in der Nähe nicht nur eine Heckler-&-Koch-Automatikpistole mit Schalldämpfer, sondern auf dem Dach eines Nachbarhauses auch die dazugehörige Leiche einer Frau. Ein am Tatort liegender Autoschlüssel führt zu einem Navigationsgerät, in dem genau zwei Adressen gespeichert sind – die eine führt zu einer Kampfsportschule in Chinatown unter der Führung einer gewissen Iris Fang, die zweite zum pensionierten Polizisten Lou Ingersoll.
Wie die weiteren Ermittlungen ergeben, hat Ingersoll vor fast zwanzig Jahren in einem legendären Amoklauf ermittelt, bei dem der Koch Wu Weimin eines Restaurants mehrere Gäste und dann sich selbst erschoss. Eines der Opfer war der Ehemann von Iris Fang. Der Fall wurde zwar schnell zu den Akten gelegt, doch ungeklärt blieb das Verschwinden von zwei Töchtern der Opfer. Als Jane den Fall mit ihrem Partner Frost und der Unterstützung von Gerichtsmedizinerin Maura Isles wieder aufrollt, tauchen aber neue Spuren am damaligen Tatort auf sowie die Spur zu weiteren verschwundenen Mädchen. Offensichtlich haben sich die Dinge längst nicht so zugtragen, wie der damalige Polizeibericht festgehalten hatte.
„Jane dachte an die Waffe, die in Wu Weimins Hand gefunden worden war, eine Glock mit Gewindelauf. Der Mörder hatte einen Schalldämpfer benutzt, um das Geräusch der ersten acht Schüsse zu unterdrücken. Erst nachdem seine Opfer alle tot waren, schraubte er den Schalldämpfer ab, legte die Waffe in Wu Weimins leblose Hand und feuerte die letzte Kugel ab, um sicherzustellen, dass an der Haut des Toten Schmauchspuren gefunden wurden. Ein perfektes Verbrechen, dachte Jane. Bis auf die Tatsache, dass es eine Zeugin gab.“ (S. 371) 
Ermittlerin Jane Rizzoli und Gerichtsmedizinerin Maura Isles sind ein eingespieltes Team. „Grabesstille“ ist bereits der neunte Fall, an dem die beiden Freundinnen zusammen arbeiten, allerdings kreuzen sich ihre Wege hier selten. Das liegt vor allem daran, dass Maura zu Beginn bei einer Gerichtsverhandlung mit ihrer Aussage dafür sorgt, dass ein Cop, der einen gewalttätigen Gefangenen getötet hatte, ins Gefängnis muss, und deshalb beim Boston PD keine guten Karten mehr hat. Allerdings bringt Maura nach ihrer Durchsicht der Ermittlungsakten zum „Red Phoenix“-Massaker vor zwanzig Jahren Jane und ihre Kollegen dazu, den Tatort noch einmal zu untersuchen. Tess Gerritsen hat in „Grabesstille“ erstmals die Mythen und Märchen aufgegriffen, die ihr einst von ihrer chinesischen Großmutter erzählt wurden. Das bringt auf jeden Fall ein fantastisches Element in die ohnehin spannende Handlung mit ein, in der wieder viele Spuren zu verfolgen sind, aber nur wenige offensichtliche Verdächtige auszumachen sind. Die Ermittlungen laufen so in verschiedene Richtungen, dass nur wenig Raum bleibt, um die privaten Angelegenheiten der Hauptfiguren zu thematisieren. Janes Mann, FBI-Ermittler Gabriel Dean, taucht nur einmal kurz unangemeldet in der Gerichtsmedizin auf, während Maura für ein paar Tage Besuch von Julian „Rat“ Perkins bekommt, einem Teenager, der allzu lange in den Wäldern von Wyoming herumstreifen musste und Maura das Leben gerettet hatte. Abgesehen von diesen kurzen Exkursen in das Privatleben von Rizzoli und Isles bietet „Grabesstille“ gewohnt spannende Krimi-Lektüre, die durch den Einfluss chinesischer Mythen durchaus an Farbigkeit gewinnt. 

Tess Gerritsen - (Rizzoli & Isles: 4) „Schwesternmord“

Montag, 5. Oktober 2009

(Limes, 415 S., HC)
Als die Pathologin Dr. Maura Isles von einem Kongress in Paris nach Boston zurückkehrt, wimmelt es in ihrer Straße von Polizeiwagen. Dort nimmt sie die hochschwangere Polizistin Jane Rizzoli etwas entgeistert in Empfang. Der Grund für die allgemeine Verwunderung wird der Pathologin klar, als sie ein Blick auf die Leiche wirft. Die im vor ihrer Haustür parkenden Auto erschossene Frau gleicht Dr. Isles bis aufs Haar.
Tatsächlich sind die beiden Frauen Zwillingsschwestern, die nach ihrer Geburt zur Adoption freigegeben wurden und nichts voneinander wussten. Detective Rizzoli macht auch bald die Mutter der beiden ausfindig: Amalthea Lank sitzt wegen Mordes an zwei Schwestern im Gefängnis und warnt sie vor der „Bestie“, die offensichtlich auch ihre Schwester getötet hat. Derweil begibt sich Dr. Isles auf die Spuren ihrer Schwester und bezieht für kurze Zeit ihr abgelegenes Haus, in dessen Nähe bei Bauarbeiten die Skelette eines Ehepaars gefunden werden. Auch hier ist die Frau hochschwanger gewesen, aber das Skelett des Kindes fehlt. Derweil reißt die Mordserie an hochschwangeren Frauen nicht ab. Auf der Suche nach dem mutmaßlichen Komplizen ihrer Mutter begibt sich Dr. Isles selbst in höchste Gefahr … Wie schon mit ihren Bestsellern „Die Chirurgin“, „Der Meister“ und „Todsünde“ bietet auch der neue Roman der ehemaligen Ärztin psychologisch packende Thriller-Unterhaltung mit überraschendem Ende.

Tess Gerritsen - (Rizzoli & Isles: 5) „Scheintot“

(Limes, 415 S., HC)
Die Gerichtsmedizinerin Dr. Maura Isles will an einem späten Sommerabend gerade ihren Bericht über den Tod einer fünfzigjährigen Frau beenden, als sie im Kühlraum ein Geräusch hört und zur Kontrolle einen Leichensack nach dem anderen öffnet. Als sie dabei das Gesicht einer blassen jungen Frau in einer durchnässten Bluse entdeckt, kann sie an der schon bläulich verfärbten Frau nur kalte Haut fühlen, doch dann schlägt die vermeintliche Leiche die Augen auf. Dr. Isles bringt die unterkühlte Frau sofort ins Krankenhaus und wird am nächsten Tag bei einem Kontrollbesuch Zeugin, wie die Unbekannte einem Wachmann die Pistole entwendet und diesen erschießt. Zur gleichen Zeit wird Mauras Freundin, die hochschwangere Polizistin Jane Rizzoli in dasselbe Krankenhaus gebracht. Sie nimmt die Pathologin als Geisel, bringt dann aber weitere Patienten als Geiseln, auch Jane.
Zum Glück kann sich Maura befreien und mit Janes Ehemann Gabriel auf eigene Faust ermitteln. Denn auf einmal reißen die Bundesbehörden den Fall an sich und wollen die Geiselnahme notfalls auch blutig schnell zu einem Ende bringen. Maura und Gabriel läuft die Zeit davon. Als sie bei ihren Recherchen auf einen Rüstungsriesen stoßen, scheint dies das starke Interesse der Bundesbehörden zu erklären, den Fall schnell abschließen zu wollen …  
Tess Gerritsen ist auch mit „Scheintot“ wieder ein vielschichtiger, atemlos spannender Psychothriller um die sympathischen Freundinnen Maura Isles und Jane Rizzoli gelungen.

Tess Gerritsen - (Rizzoli & Isles: 3) „Todsünde“

(Limes, 414 S., HC)
In der Bostoner Graystone Abbey werden während einer eiskalten Dezembernacht die Leiche der jungen Novizin Camille Maginnes und die schwer verletzte Schwester Ursula aufgefunden. Bei der Obduktion des jungen Mädchens stellt die Pathologin Maura Isles fest, dass diese kurz vor ihrem Tod ein Kind entbunden haben muss, dessen von einem schweren Geburtsfehler gezeichnete Leiche wenig später in einem anliegenden See gefunden wird. Ist der attraktive Priester Brophy vielleicht der Vater? Im Kloster will man von Camilles Schwangerschaft jedenfalls nichts gewusst haben. Von der mit schweren Kopfverletzungen ins Krankenhaus eingelieferten Schwester Ursula erhält man leider keine Hinweise auf den Täter. Sie verstirbt im Krankenbett, obwohl sie sich bereits auf dem Weg der Besserung befand.
Wenig später wird eine entsetzlich entstellte Frauenleiche aufgefunden. Ihr Körper ist mit merkwürdigen Pusteln übersät, ihr wurde die Gesichtshaut abgezogen, die Hände und Füße abgehackt. Als die ermittelnde Polizistin Jane Rizzoli erfährt, dass Schwester Ursula Dienst in einer indischen Siedlung geleistet hatte, die bei einem Massaker zerstört worden ist, scheint sich eine Verbindung zwischen den beiden Fällen abzuzeichnen. Doch nicht nur die Lösung des komplizierten Falles verbindet die beiden Frauen. Nach drei Jahren taucht plötzlich Mauras geschiedener Mann Victor Banks auf, der als Chef der Hilfsorganisation One Earth auch über das Massaker in Indien Bescheid weiß. Detective Rizzoli ist dagegen von einem ihrer, allerdings in Washington arbeitenden Kollegen schwanger, dem sie aber nicht so recht in ihr Leben zu treten gestattet…
Mit der Pathologin Maura Isles und der Polizistin Jane Rizzoli hat Tess Gerritsen zwei engagierte und sympathische Heldinnen geschaffen, die auch in „Todsünde“ ihre fordernde Arbeit mit einem nicht minder anstrengenden Privatleben verbinden müssen. Die ausgewogene Balance zwischen hartem Thriller und menschlichem Drama macht „Todsünde“ so lesenswert.