Julia Navarro - „Die Bibel-Verschwörung“

Mittwoch, 23. Dezember 2009

(Limes, 637 S., HC)
Als die internationale Presse von einem archäologischen Kongress in Rom berichtet, sind die vier alten Freunde, der italienische Doktor Carlo Cipriani, die spanische Bauunternehmerin Mercedes Barreda, der deutsche Professor Hans Hausser und der Wiener Pianist Bruno Müller, wie elektrisiert, als sie unter den Teilnehmern den Namen Tannenberg entdecken. Seit sechzig Jahren haben sie nämlich nach Alfred Tannenberg gesucht und sich damals geschworen, den Mann, der so viel Leid über sie gebracht hatte, für seine Sünden mit dem Leben bezahlen zu lassen. Sie lassen die junge Archäologin Clara Tannenberg beschatten und finden heraus, dass es sich um die Enkelin des verhassten Mannes handelt, der offensichtlich im Irak lebt.
Dort sucht Clara zusammen mit Professor Yves Picot nach der so genannten Tonbibel – Tontafeln, auf denen ein Schreiber namens Shamas von Erzvater Abraham die Geschichte über die Entstehung der Welt festgehalten haben soll. Während Tannenbergs rachsüchtige Feinde einen Killer auf die Spur des sterbenskranken Mann ansetzen, sind andere Parteien damit beschäftigt, die Tonbibel an sich zu bringen. Doch die Zeit läuft ab. In einem Monat hat der amerikanische Präsident nämlich seinen Einmarsch in den Irak geplant … Der spanischen Autorin Julia Navarro ist bereits mit ihrem Erstling „Die stumme Bruderschaft“ ein außergewöhnlicher Erfolg gelungen, mit dem sie zunächst Dan Brown von der spanischen Bestsellerliste verdrängte, dann auch international abräumen konnte. Ihr neues Werk ist ein spannender Archäologie-Thriller vor dem Hintergrund des bevorstehenden Irak-Krieges.

Julia Navarro - „Die stumme Bruderschaft“

(Limes, 450 S., HC)
Dass die Erfolge von Bestseller-Autor Dan Brown mit seinen Vatikan-Thrillern „Illuminati“ und „Das Sakrileg“ bald auf Nachahmer stoßen würden, war abzusehen. So wird das Debüt der spanischen Autorin Julia Navarro auch mit der Tatsache beworben, dass es Dan Brown von Platz 1 der spanischen Bestseller-Liste verdrängt habe. Ähnlich wie ihr amerikanischer Kollege verknüpft sie minutiös recherchierte Fakten mit eigenen Spekulationen zu einem spannenden Thriller.
Als der Turiner Dom, der das Leichentuch Christi beherbergt, mal wieder in Flammen steht, vermutet Kommissar Marco Valoni und seine Kollegen vom Dezernat für Kunstdelikte, dass es ein Geheimbund auf das Grabtuch abgesehen hat. Denn den Flammen fiel ein junger Mann mit herausgeschnittener Zunge zum Opfer. Er weist damit die gleichen Merkmale auf wie schon die Christen von Edessa, wo das Grabtuch nach der Kreuzigung Christi zunächst aufbewahrt und von dort unter größter Geheimhaltung in Sicherheit gebracht wurde. Während Valonis attraktive Kollegin Sofia Galloni im Umkreis des Bauunternehmens Umberto D’Alaqua nach Verdächtigen fahndet, die mit den Renovierungsarbeiten des Doms beschäftigt waren, geht die Journalistin Ana Jiménez Spuren in der Vergangenheit nach. Ihr Verdacht, dass das Grabtuch im Besitz der Templer sei, lässt sich allerdings nur schwer beweisen. Zwei befeindete Geheimbünde schrecken auch vor Mord nicht zurück, um das Geheimnis des Grabtuchs zu bewahren... Packender Geheimbund-Thriller, der geschickt zwischen Vergangenheit und Gegenwart pendelt und dabei spannende historische Fakten mit modernen Krimi-Elementen vermischt.

Justine Wilson - „Blood Angel“

(Knaur, 414 S., Pb.)
Auch wenn das Cover zu Justine Wilsons „Blood Angel“ vielleicht bewusst an das Artwork der erfolgreichen Geheimbund-Verschwörungs-Thriller-Bestseller von Dan Brown angelegt worden ist, hat der Roman absolut nichts mit den so spannend von Brown kreierten Geschichten zu tun. Stattdessen versucht sie den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse als apokalyptische Schlacht zwischen Dämonen und Engeln auf dem Erdenreich zu schildern.
Da ist auf der einen Seite die Dämonin Asha Bakal, die den erfolgreichen, aber desillusionierten Rock-Musiker Lucas Maddox für sich gewinnen konnte, um mit der mysteriösen Band Trans die Jugendlichen anzuziehen, die ihr auch in jeder Hinsicht bald zu Füßen liegen. Auch Ramsey Doe wird durch einen Hinweis seines Internet-Chat-Freundes Lizardking schnell in ihren Bann gezogen und macht sich auf den Weg in die Wüste, wo das ultimative Konzert stattfinden soll. Auf der anderen Seite versucht Ashas Bruder Kai, ehemaliger Anführer der „guten“ Bruderschaft, mit der Künstlerin Jessamy Shepard sich der wachsenden Macht der Dämonen entgegenzustellen … Leider gelingt es der Autorin nie, dem altbekannten Thema neue Fassetten abzugewinnen. Stattdessen bleiben die Ambitionen der Protagonisten eher undurchsichtig, die Dialoge ersticken in nichts sagenden Plattitüden, die Handlung wirkt dazu wirr und lässt zu keinem Zeitpunkt Spannung aufkommen. So bleibt das Cover leider das einzig Interessante an dem Buch.

Frances Fyfield - „Rabenbrut“

Dienstag, 22. Dezember 2009

(Hoffmann und Campe, 319 S., HC)
Richard Beaumont, pensionierter Immobilienmakler, genießt seine Freizeit am liebsten mit zwei Dingen, dem Beobachten von Vögeln und dem Malen. Häufig verschlägt es ihn an die steilen Klippen an der Küste von Dover, wo er beiden Leidenschaften gleichzeitig frönen kann. Eines Tages rauscht der Körper einer Frau von weiter oben an ihm vorbei in die Tiefe und schlug fast unbekleidet im Geröll an der See auf. Fasziniert von seinem neuen „Modell“, nimmt Beaumont Zeichnblock und Stift zur Hand und beginnt die Leiche zu zeichnen. Als er bei seinem Tun ertappt wird, kann sich Beaumont an nichts erinnern, wird aber schnell von jedem Verdacht freigesprochen. Zuhause in London verewigt der Maler seine Skizze in Öl, doch wenig später wird das Bild von Steven, dem Bruder der Beaumont-Nachbarin Sarah Fortune, entwendet, die wiederum eigene Nachforschungen über die Herkunft der unbekannten Toten anstellt.
Je näher sie der Wahrheit kommt, umso verwickelter werden die persönlichen Beziehungen zwischen Beaumonts hübscher Ehefrau Lilian und Sarahs Bruder sowie Sarah, ihrem Geliebten Richard Beaumont und dessen neuen Freund, den Gerichtsmediziner John Armstrong … Ungewöhnlicher Krimi mit vielen psychologischen Raffinessen.

Kenneth J. Harvey - „Die Stadt, die das Atmen vergaß“

Freitag, 18. Dezember 2009

(Blessing, 576 S., HC)
Nach der Trennung von seiner Frau Kim verbringt Joseph Blackwood mit seiner Tochter Robin drei Wochen Ferien im pittoresken Fischerdörfchen Bareneed. Doch die Idylle trügt, denn seltsame Dinge geschehen in dem Ort, dessen Bewohner einst vom Kabeljaufischen gelebt haben, aber nach dem Fischfangverbot nun ein spürbar tristes Dasein fristen. Ehemalige Fischer werden von plötzlichen Atembeschwerden erfasst und sterben ohne sichtliche organische Ursachen. Im Meer tauchen nicht nur mysteriöse Wesen wie ein roter Seeskorpion und ein Albinohai auf, sondern auch Jahrzehnte alte Leichen.
Während das Militär bereits eine Seuchengefahr wittert und Bareneed absperrt, erfahren die Einwohner die Veränderungen am eigenen Leib. Josephs Onkel Doug sieht plötzlich eine Meerjungfrau im Wasser, Robin entdeckt im Haus der Nachbarin Claudia deren seit anderthalb Jahren vermisste Tochter Jessica, die Robin in das Reich der Toten verführen will, und Joseph verspürt seltsam aggressive sexuelle Neigungen seiner Frau und der attraktiven Claudia gegenüber … Spannend und virtuos geschrieben, entwickelt der Roman von Beginn an eine unheimliche Atmosphäre und steuert geradewegs auf ein bedrohliches Finale zu.

Liza Marklund - „Prime Time“

(Hoffmann und Campe, 416 S.)
Während Marklunds männliche Kollegen Hakan Nesser und Henning Mankell ihre Kommissare Van Veeteren und Wallander im Kampf gegen das Verbrechen in Schweden ins Rennen schicken, hat Marklund mit der Journalistin Annika Bengtzon längst ihre eigene Heldin geschaffen. In ihrem vierten Abenteuer hat Bengtzon nicht nur um ihre Beziehung mit Thomas zu kämpfen, nachdem sie kurzfristig ihren geplanten Familienurlaub absagen musste, sondern auch einen heiklen Auftrag zu erledigen.
Nach Abschluss der Dreharbeiten zur TV-Serie „Das Sommerschloss“ auf Schloss Yxtaholm wurde nämlich die prominente Moderatorin Michelle Carlsson im Ü-Wagen erschossen aufgefunden. Durch ihre Freundin Anne Snapphane, die bei TV-Plus arbeitet, gelangt Annika ans Set und kann einige der dreizehn bei der Produktion anwesenden Verdächtigen interviewen. Sie bekommt schnell heraus, dass fast jeder von ihnen ein triftiges Motiv für einen Mord an dem Fernsehstar hatte, auch ihre Freundin Anne, die scharf auf den Job der Ermordeten gewesen ist, oder Michelles Manager Sebastian Follin, der kurz zuvor von Michelle gefeuert worden war. Nach einigen Recherchen stößt Annika auf ein Band, das zufällig noch während der Mordnacht im Ü-Wagen mitlief und Aufschluss über den Mord geben könnte. Liza Marklund, die vor ihrer Karriere als Schriftstellerin selbst als Journalistin gearbeitet hatte, liefert mit ihrem vierten Bengtzon-Roman einen interessanten Einblick in die schwedische Medienwelt, einen spannenden Krimi und eine vielschichtige Hauptfigur.

Michael Ridpath - „Fatal Error“

Donnerstag, 17. Dezember 2009

(Hoffmann und Campe, 448 S., HC)
Im Jahre 1999 gründen der ehemalige Wirtschaftsprüfer David und sein charismatischer Freund Guy Jourdan ein erfolgversprechendes Start-up-Unternehmen. Doch ihrer Fußball-Website ninetyminutes.com gehen nach fünf Monaten die finanziellen Reserven aus. Einzig Guys vermögender Vater Tony, der gleichzeitig Vorstandsvorsitzender des Unternehmens ist, kann die Firma noch retten, indem er die Zustimmung für einen Deal mit einer Risikokapitalfirma gibt, was allerdings seinen Aktienanteil erheblich schmälern würde.
Tony lässt seinen Sohn allerdings im Regen stehen. Wenige Stunden später wird Tony auf der Straße tödlich von einem Auto erfasst. In Rückblenden wird deutlich, dass es ungewöhnliche Todesfälle im Jourdan-Clan schon früher gegeben hatte. David erinnert sich dabei vor allem an einen Ferienaufenthalt an der Côte d’Azur im Jahre 1987, als Tony seinem Sohn die Freundin ausspannte und Tonys Frau Dominique sich rächte, indem sie David verführte. Dieser Machtkampf zwischen Vater und Sohn, aber auch die problematische Freundschaft zwischen Guy und David hinterließ seine Spuren bis in die Gegenwart hinein... Spannender Thriller, der erst in den Rückblenden offenbart, auf welchem Pulverfass sich Tony, Guy und David seit dem Sommer von 1987 befunden haben.