David Baldacci - Maxwell/King 2: „Mit jedem Schlag der Stunde“

Sonntag, 14. März 2010

(Lübbe, 573 S., HC)
Die beiden ehemaligen Secret-Service-Agenten Michelle Maxwell und Sean King haben sich vor einem Jahr mit einer Detektei im eigentlich beschaulichen Wrightsburg, Virginia, selbstständig gemacht. Bei einem ihrer Jogging-Touren durch den Wald laufen ihr zwei panisch verschreckte Jungen entgegen, die sie auf ein grausames Verbrechen aufmerksam machen: die kaum noch identifizierbare Frauenleiche wird mit einer Zodiac-Uhr am Handgelenk aufgefunden, deren Zeiger auf 1 Uhr stehen. Wenig später wird ein jugendliches Liebespaar ebenfalls mit diesen Uhren an den Armen erschossen aufgefunden.
Ist etwa der berühmte „Zodiac-Killer“ wieder unterwegs, der vor einigen Jahren Los Angeles in Atem hielt und nie gefasst worden ist? Doch die nächsten Morde imitieren die Taten anderer bekannter Serienmörder, wobei der Täter stets auch ein Andenken seiner Opfer mitgehen lässt. Erst als der schwerreiche Bobby Battle im Krankenhaus ermordet wird, ändert sich das Schema. Ist da etwa noch ein weiterer Täter unterwegs? Als die beiden Detektive in den Kreisen des Battle-Klans ermitteln, stoßen sie auf etliche Motive, die fast jeden im Haus der Battles verdächtig erscheinen lassen … Extrem spannender und wendungsreicher Thriller von Bestseller-Autor David Baldacci, dessen Debütroman „Der Präsident“ bereits als „Absolute Power“ von und mit Clint Eastwood verfilmt wurde.

Jack Ketchum - „Wahnsinn“

Montag, 8. März 2010

(Heyne, 352 S., Tb.)
Im beschaulichen Plymouth, New Hampshire, haben Ruth und Harry Danse alle Hände voll zu tun, ihren offensichtlich kriminell veranlagten Sohn Arthur unter Kontrolle zu halten. Doch obwohl dem intelligenten Jungen Verbrechen wie Brandstiftung und Diebstahl zur Last gelegt worden sind, konnte man ihm bislang nie etwas nachweisen. Sheriff Ralph Duggan ist deshalb froh, dass der Junge bald nach Boston auf die Universität gehen und somit aus seinem Bezirk verschwinden würde. Im benachbarten Cambridge zieht die Krankenschwester Lydia McCloud gerade einen Schlussstrich unter ihre Ehe mit dem Arzt Jim, der offensichtlich eine Affäre unterhält. Ein Jahr später, im Juni 1983, laufen sich Arthur und Liddy in Plymouth über den Weg. Arthur ist trotz seines Abschlusses in Wirtschaftslehre wieder zurück in seine Heimat gegangen, um dort eine rentable Bar zu eröffnen.
Im „Caves“ feiert schließlich auch Liddys Schwester Barbara ihre Hochzeit, und als Liddy mit Arthur ins Gespräch kommt, verabreden sich die beiden gleich für den kommenden Abend. Es folgen eine Fernbeziehung mit ausgiebigen Telefonaten und schließlich ein Heiratsantrag und die Geburt ihres Sohnes Robert. Arthur fängt an, seine Frau vornehmlich anal zu penetrieren und zu schlagen, aber sie macht sich keine Gedanken, warum ihr Sohn mit acht Jahren zu stottern und wieder anfing, ins Bett zu machen und dabei seine Gedärme zu entleeren. Als Liddy schließlich ahnt, wer für Roberts auffälliges Verhalten verantwortlich zu sein scheint, zieht sie vor Gericht, doch eindeutige Beweise dafür, dass Arthur Robert missbraucht, lassen sich schwer finden, zumal Robert dazu schweigt. Während Arthur gar nicht daran denkt, sich seinen Sohn wegnehmen zu lassen, weiß Liddy bald nicht mehr, wie sie – ihrem Sohn zuliebe - zu ihrem Recht kommen soll …
Jack Ketchum hat es bislang mit jedem seiner Romane geschafft, ein erschreckend realistisches, grausames Szenario zu entwerfen, aus dem die gepeinigten Protagonisten nur mit größter Willenskraft und unter schlimmsten Entbehrungen entrinnen konnten. Auch in „Wahnsinn“ stellt er den psychischen Horror schmerzhaft realistisch dar und bezieht den Leser ohne Vorwarnung in die Spirale der Gewalt mit ein. Und dieser entkommt er erst, wenn er atemlos die letzte Seite umgeschlagen hat. Das ist Horror, der wirklich unter die Haut geht.

Jack Ketchum - „Beutegier“

Sonntag, 7. März 2010

(Heyne, 286 S., Tb.)
1981 schuf Jack Ketchum mit „Beutezeit“ einen kompromisslosen, deftigen Horrorklassiker, der damals nur in zensierter Form erschienen ist. Auf drastische Art und Weise ließ Ketchum eine Kannibalenbande in den Wäldern von Maine am Dead River auf eine Clique von drei Pärchen los, bis die Polizei von Dead River um den alternden Sheriff George Peters ein großes Reinemachen anrichtete, bei dem die Kannibalen ebenso niedergemetzelt wurden wie die von ihnen gefangenen zivilisierten Opfer.
Elf Jahre später trauert der pensionierte Sheriff meist angetrunken seiner toten Frau nach und erinnert sich mit Grauen an die verheerende Nacht von damals, als er und seine Leute auch Unschuldige getötet haben. Als eines Abends der neue Sheriff Vic Manetti vor seiner Tür steht und ihm um seine „Expertise“ bittet, schwant Peters nichts Gutes. Tatsächlich deuten die Spuren im Haus der 36-järhigen Bedienung Loreen Ellen Kaltsas und ihrer 16-jährigen Babysitterin Nancy darauf hin, dass die ausgerottet geglaubten Kannibalen wieder zugeschlagen haben. Beiden Leichen fehlen die Arme, Beine und Herzen – vom Baby fehlt jede Spur. Doch in der Höhle, in der damals die Kannibalen hausten, fehlt jede Spur von den einstigen Bewohnern, also steht eine lange Suche bevor. Währenddessen erwarten die beiden Spieleentwickler Amy und David in ihrem Haus auf Besuch von der gemeinsamen Freundin Claire, die auf einem Haufen Schulden sitzt, den ihr betrügerischer Mann Steven ihr und ihrem gemeinsamen Sohn Luke hinterlassen hat, bevor er sich spurlos aus dem Staub gemacht hat. Doch kaum hat er die Scheidungspapiere zugestellt bekommen, macht er sich wütend auf den Weg nach Maine …
Während „Beutezeit“ sich noch auf den bestialischen Kampf zwischen einer Kannibalen-Bande und einer Gruppe von Zivilisten beschränkte, wobei am Ende beide Parteien unterschiedslos dem Aufräumkommando der Polizei zum Opfer fielen, bringt Ketchum im Sequel einen weiteren Schurken ins Spiel, der die blutige Handlung entsprechend zusätzlich würzt. Äußerst eindrucksvoll hat Jack Ketchum wieder sein Lieblingsthema – den Kampf seiner Protagonisten um ihr nacktes Überleben in offensichtlich ausweglos erscheinenden Situationen – umgesetzt: spannend von der ersten Seite bis zum fulminanten Finale, schockierend, beängstigend realistisch und einfach höllisch gut!

Jack Ketchum - „Beutezeit“

Freitag, 5. März 2010

(Heyne, 285 S., Pb.)
Im September 1981 hat die Lektorin Carla an der Küste von Maine ein kleines Häuschen im Wald gemietet, wo sie nicht nur ihren wohlverdienten Urlaub verbringen, sondern auch ein Buch über den Rock’n’Roll der 50er redigieren will. Bevor ihre Schwester Marjorie mit Dan, ihr Ex Nick mit seiner neuen Freundin Laura und ihr eigener Freund, der Schauspieler Jim, zu Besuch kommen, bringt sie die Hütte noch in Schuss. Währenddessen fischt die Polizei von Dead River eine völlig zerschlagene Frau aus dem Meer. Dass ganz in der Nähe in einer Höhle unter einem Felsvorsprung eine ganze Horde Wilder haust, wird erst klar, als Carla in dem Moment, als sie und Jim ihr Wiedersehen mit einem Orgasmus feiern, plötzlich das Fenster von außen zerschlagen wird. Jim stirbt an Ort und Stelle, Carlas nackter Körper wird jedoch nach draußen gezerrt, kopfüber aufgeknüpft und ausgeweidet. Fassungslos müssen Carlas Schwester und ihre Freunde mit ansehen, wie die Wilden sich an Carla sattessen. Doch damit nicht genug. Wenig später sollen auch die anderen Bewohner der Hütte dran glauben.
 Mit nur einer Kanone, einer Sense und einem Schürhaken bewaffnet, sehen die Chancen allerdings schlecht aus, den Überfall zu überleben. Als die Polizei um den dienstmüden Sheriff George Peters endlich begreift, was in den Wäldern dort vor sich geht, ist das Massaker schon in vollem Gange …
Mit seinem ersten Roman schuf Jack Ketchum 1981 gleich einen modernen Klassiker des Horror-Genres, der zunächst nur stark zensiert veröffentlicht werden konnte. 1989 konnte Ketchum sein Romandebüt endlich so herausbringen, wie es ihm eigentlich vorschwebte. Tatsächlich ist „Beutezeit“ nichts für schwache Gemüter. Mit der Konfrontation zwischen der Zivilisation und den Wilden lässt der Autor zwei in sich abgeschlossene, gänzlich verschiedene Gesellschaftsformen aufeinandertreffen und spielt auf unorthodoxe Weise mit den Konventionen des Genres. Sex, der Hunger nach Menschenfleisch und schließlich der pure Überlebenswille sind die treibenden Kräfte in „Beutezeit“, doch das klassische Happy End darf der Leser nicht erwarten. Was den packenden, mit allerlei furchterregenden Details geschmückten Roman noch abrundet, sind das Vorwort von Horror-Experte Douglas E. Winter und das Nachwort des Autors zur Entstehung und Metamorphose des Romans.

Jack Ketchum - „Amokjagd“

Donnerstag, 4. März 2010

(Heyne, 288 S., Tb.)
Da Susan tagsüber in der Mountain Lodge arbeitet und ihr Freund Wayne die Nachtschicht in der Black Locust Tavern übernimmt, sehen sich die beiden fast nur am Wochenende. An einem dieser gemeinsamen Tage machen sie einen kleinen Wanderausflug in die Berge, wo er sie beim brutalen Liebesspiel fast erwürgt. Wayne ist stets so voller Wut, dass er sogar ein Notizbuch führt, in dem er Beleidigungen gegen seine Person und so die Leute festhält, an denen er sich rächen kann. Ein glücklicher Zufall will es, dass er da oben auf dem Berge, nachdem Susan wütend ihre Sachen zusammengepackt hat, beobachtet, wie Carole Gardner ihren gewalttätigen Ehemann Howard zum Picknick in die Berge gelockt hat, wo er von ihrem Freund Lee mit einem Baseballschläger getötet wird. Das verpasst Wayne einen zusätzlichen Adrenalinkick. Endlich hat er beobachten können, wie Menschen das tun, wovon er selbst seit Ewigkeiten nur geträumt hat: einen Menschen umzubringen!
Lee und Carole machen sich anschließend nicht nur Sorgen darüber, dass ihre Tat entdeckt werden könnte, denn natürlich wird Carole von der Polizei verhört, als ihr Mann nicht mehr zur Arbeit erscheint. Aber in erster Linie plagen sie Gewissensbisse. Als Wayne die beiden Täter allerdings aufspürt und sie dazu zwingt, weitere Menschen umzubringen, geht der Wahnsinn erst recht los.
Jack Ketchum hat sich in seinen bisherigen Romanen „Beutegier“, „Evil“ und „Blutrot“ als Meister der abgründigen Spannung etablieren können. Auch „Amokjagd“ ist ein meisterhaftes Beispiel für die perfekte Inszenierungskunst des Autors, menschliche Extremsituationen und bösartige Wesenszüge schockierend realistisch zu schildern und so einen hypnotischen Sog zu erzeugen, dem man als Leser nicht entrinnen kann.

Jack Ketchum - „Blutrot“

Dienstag, 2. März 2010

(Heyne, 270 S., Tb.)
Irgendwann zwischen der Hochzeit seiner Tochter Alice und dem Tod seiner Frau Mary ist dem Gemischtwarenhändler Avery Ludlow die Lust an blutigen Sportarten abhanden gekommen. Und so ist ihm nur die alte Promenadenmischung mit Namen Red als Wegbegleiter geblieben. Als die beiden im Miller’s Bend Schwarzbarsche angeln, wittern beide den Besuch von drei jungen Männern, aber Ludlow nimmt den Geruch von Waffenöl eher wahr als der Hund. Nach einer anscheinend harmlosen Plauderei über Fischköder will der Junge mit der Schrotflinte aber auf einmal die Brieftasche des Alten. Doch da ihm die Beute nicht ausreicht, erschießt er kurzerhand den Hund, dann macht er sich mit seinen beiden Freunden wieder auf den Weg.
Da sich Ludlow Waffentyp und Kaliber merken konnte, ist er guter Hoffnung, den Käufer der Waffe zu finden, sollte sie in Moody Point oder der näheren Umgebung erstanden worden sein. Tatsächlich erhält er wenig später an der 95 bei Guns & Ammo den entscheidenden Tipp. Offensichtlich hat der Vater des Jungen, Michael McCormack, die Browning mit seiner American-Express-Karte bezahlt. Doch als er McCormack mit den Geschehnissen konfrontiert, streitet Danny, McCormacks Sohn, natürlich alles ab. Da Officer Tom Bridgewater und Rechtsanwalt Sam Berry offensichtlich auch wenig für Avery tun können, bleibt nur noch die Fernsehjournalistin Carrie Donnel, die sich für Averys Interessen stark macht. Doch Avery findet recht schnell heraus, dass nur er allein für Gerechtigkeit in dieser Angelegenheit sorgen kann … Auch wenn „Red“ gelungen mit Brian Cox und Tom Sizemore in den Hauptrollen verfilmt worden ist, bleibt die packende Vorlage des kurzen, rasanten Romans unerreicht.

Jack Ketchum - „Evil“

Montag, 1. März 2010

(Heyne, 334 S., Tb.)
Der 41-jährige David verdient gut an der Wall Street, hat zwei kinderlose Ehen hinter sich und betrachtet sich als erfolgreich, ausgeglichen und großzügig. Doch die schmerzvollen Erinnerungen an den Sommer des Jahres 1958 lassen ihn nicht zur Ruhe kommen. Damals sind die beiden Schwestern Megan und Susan Loughlin aus New York nach dem Unfalltod ihrer Eltern zu ihren Cousins Donny und Willie gezogen. Sie und ihre Mom, Ruth Chandler, wohnten gleich neben David. Ihr Mann Willie senior hat sie irgendwann mit drei Kindern auf einem Haufen Schulden in der Laurel Avenue sitzen gelassen und hat nun nichts Besseres zu tun, als die beiden Neuankömmlinge zu malträtieren.
David wundert sich zwar, dass er Susan gar nicht mehr zu Gesicht bekommt, aber wie grausam es in der Sackgasse zuging, in der aufwuchs, wusste er bereits durch das „Spiel“: Im Apfelgarten hatte der ausgewählte Kommandant die Möglichkeit, mit Äpfeln die Soldaten in ihren Verstecken abzuwerfen, bevor er selbst entdeckt und an einen Apfelbaum gefesselt wurde. Oftmals musste er dort bis zum Abend verharren, und als Denise anfing mitzuspielen, stellten die Jungs auch mehr Sachen mit ihr an, als sie nur an den Baum zu fesseln … Doch das richtige Grauen spielte sich im „Bunker“ ab, jenen Keller, den Willie Chandler senior zu Chruschtschows Zeiten als eine Art Atombunker ausgebaut hat, den die Kinder zum „Erschrecken“ aufsuchten. Als Megan beim Kommandanten-Spiel mitmachen sollte, überschritten die Teenager allerdings einige Grenzen …
In seinem Vorwort zu Jack Ketchums vielleicht besten Romans meint Stephen King, dass Jack Ketchum „für die Leser des Genres zu einer Kultfigur und für Autoren von Horrorgeschichten zu einem Helden geworden ist“. Tatsächlich dürften nur Clive Barker und Richard Laymon ähnlich drastisch und dabei so erfolgreich im Horror-Genre wirken, allerdings kommt bei Ketchum eine „verzweifelte Weltsicht“ hinzu, wie King ebenfalls bemerkt. Bei ihm erscheint die Brutalität, mit der Menschen aufeinander zugehen, erschreckend natürlich, und das macht seine Romane wirklich gruselig.